Die Fachwelt in Deutschland ist empört über das Vorgehen der Marler Verwaltung im Jahnwald
Professor Roland Günter (* 21. April 1936 in Herford) ist ein deutscher Kunst- und Kulturhistoriker und Pionier bei der Rettung von Industriebauten vor dem Abriss. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen über die Industriekultur, das Ruhrgebiet, und über seine zweiten Heimaten, Italien und die Niederlande.
In einer, wie wir finden, sehr lesenswerten Publikation, weist Prof. Günter in eindrucksvoller Art und Weise auf die Problematik der Jahnstadionbebauung und deren geschichtliche, sowie politische Verknüpfung hin. Hier einige Auszüge aus der Publikation von Prof. Günter:
Was ist Stadt? Und wie versucht Marl, sich selbst zu zerlegen?
Einwände gegen das Vandalieren eines Stadtbereichs
• Es sieht so aus, daß vielen Leuten jedwedes Verständnis von einem der ältesten Güter der Menschheit abhanden gekommen ist: der Stadt – und was Stadt ist.
Stadt ist für sie wie ein Schwein. Sie meinen, sie könnten darüber verfügen, wenn sie einen Schlachter haben. Der Bürgermeister soll es braten lassen. Die Bürger müssen die Leute, die zum Helfen kommandiert werden, bezahlen – nahezu lebenslang. Und dann schneidet sich ein sogenannter Investor die besten Stücke aus dem armen Schwein heraus.
Dies wird begleitet von der großen Lüge, daß der Investor damit ein Wohltäter sei. Diese Lüge wird in Hochglanz-Broschüren und anderem verbreitet…….
• Und wenn es um Zustimmung geht, setzen der Investor und seine Helfer darauf an, daß es viele Menschen gibt, die sich das Geschehen nicht so genau ansehen, naiv sind und daß man Menschen leicht einreden könnte: Ihr versteht doch nichts davon .
Schließlich zieht der Investor ein Gesetz heraus, das er selbst nicht begreift, und unterschiebt es der Aktion mit der Behauptung, daß die einzige Wahrheit heißt: Eigentum sei heilig.
Nein, Eigentum hat viele Bindungen: das Grundgesetz, infrastrukturelle Festlegungen, Planungs-Recht und vieles mehr. Zudem gibt es Aufsichtsbehörden. Und dann muß man sich ins Gedächtnis rufen, daß die Bevölkerung in einer Demokratie leben will, also ein Bürgerwille über der Macht des Investoren-Willens stehen soll – vor allem in öffentlichen Angelegenheiten……
• Viele Leute haben inzwischen begriffen, daß ein reicher Mann, ein sogenannter Investor, nicht mehr als Gutsherr kommandieren kann, obwohl er in diesem Ruf steht. Das weiß auch er selbst. Aber die Methoden sind raffiniert geworden: Fäden ziehen, Netze spinnen, auf die Gutmütigkeit von Leuten setzen, die sich nicht vorstellen können, daß ein vornehm erscheinender Mann so etwas Übles tut.
Er mag sich mit dem verlassenen Gelände der Zeche Auguste Victoria beschäftigen, das er beherrscht – da kann er viel gestalten. Auch Luxus-Wohnungen bauen. Dort zerstört so etwas nicht. Aber die Stadt darf nicht zulassen, daß er sich eines der besten Terrains von Marl unter den Nagel reißt, zudem für einen lächerlichen Preis, und Stadtzerstörung betreibt……
Wer die gesamte Publikation lesen möchte, kann sich diese hier herunterladen:
http://www.werkbund-initiativ.de/Content.aspx?mID=61&pageID=56
Autor:Peter Schmidt aus Marl |
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