Baumfällungen im Naturschutzgebiet " Die Burg "
Die BI Jahnwald nimmt Stellung zu den katastrophalen Baumfällungen der letzten Wochen und des vergangenen Jahres in Marl. ( Bericht im Stadtspiegel vom 16.01.2019 )
In den vergangenen Tagen schreckten weite Teile der Marler Bevölkerung auf. Wieder hat in Marl großflächig die Motorsäge zugeschlagen. Diesmal im Naturschutzgebiet "Die Burg" und im "Försterbusch" in der Nähe des ehemaligen Hallenbades.
Man könnte sagen: Liebe Stadt, hast du den Sachverstand verloren? Ganz so einfach wollen wir uns das aber nicht machen. So muss es eine Rechtfertigung für dieses Tun geben und da bleibt nur die Verkehrsicherungspflicht. Zum Schutz der Bürger werden also diese Bäume gefällt! Das läßt sich gut verkaufen. Da lassen sich in einem Artikel der Marler Zeitung führende Verantwortliche vor einem umgestürzten Baum fotografieren und suggerieren dem Leser, das kann mit allen anderen Bäumen auch passieren. So ist es aber, GOTTSEIDANK, nicht! Nur weil ein Baum umstürzt sind nicht alle anderen gefährdet. Die MZ titelt ihren Zeitungsartikel mit: "Ein Teil der 80 instabilen Bäume ist schon weg" und übernimmt somit den offiziellen Terminus des ZBH. Ganz im Gegenteil, durch die Fällungen kann der restliche Baumgestand erst instabil werden.
Es wird sicherlich ein Gutachten existieren, welches detailliert darlegt, warum jeder einzelne Baum gefällt worden ist. Wenn unsere Stadt transparent ist, wird es kein Problem sein, dieses Gutachten, bzw. Schadblatt o.ä. einzusehen. Hinzu kommt, das es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, in dem Fällungen schwieriger als an anderen Orten sein sollten. Deshalb muss ja eine um so genauere Beurteilung erfolgen.
Große Skepsis ist allerdings angesagt. Die Durchforstung des Waldes am Steinernkreuz/ Linderweg/ Recklinghäuser Str., welche im übrigen auch vom Landesbetrieb Wald und Holz durchgeführt wurde, hat uns eindringlich vor Augen geführt, was die Folgen einer unzeitgemäßen Waldwirtschaft sind. So wurde mit schwerem Gerät, wie jetzt auch wieder im Naturschutzgebiet
"die Burg", der Wald radikal durchforstet. Die so beackerten Böden sind auf sehr lange Dauer schwer geschädigt. Rückepferde zur schonenden
Behandlung der Böden sind für die "Kahlschläger" in Marl ein Fremdwort. Die freigestellten Bäume waren Anfang 2018 ein leichtes Opfer für den Sturm Friederike. Noch heute bekommt man das Grauen, wenn man sich diesen zerrupften Wald anschaut. Und, welch ein Hohn, die Stadt will uns diese verkorkste Waldwirtschaft noch als Erfolg verkaufen.
Wir, die BI Jahnwald, vermuten hinter dieser Waldwirtschaft ein simples Denken. Wir hauen um die entsprechenden Objekte großräumig den Wald weg, um auf lange Jahre Ruhe vor den bösen, für Menschen "lebensgefährlichen" Bäumen zu haben. Der ökologische Wert eines Baumes zählt nichts. Flora und Fauna wird schon klarkommen. So schrecklich der Eingriff am Försterbusch auch sein mag, die Dimension an der Burg toppt alles. 150jährige Buchen werden in Sippenhaft genommen und generell als Ge-
fahr eingestuft. 150jährig bedeutet: Die Bäume stehen dort seit 1870. Die angrenzende Kleingartenanlage wurde in den 1950er Jahren
illegal errichtet und erlangte erst Anfang der 2000er Jahre einen legalen Status. Es gilt: Vereine haben eine Lobby - Bäume nicht. Uns würde sehr
interessieren, ob diese Kleingärtner, die ja eigentlich gerne in der Natur leben und sie lieben, wirklich die großräumige Fällung des Waldes neben ihren Gärten wollten, oder ob ihnen von offizieller Seite regelrecht Angst gemacht worden ist. Betreten der Gärten verboten, Lebensgefahr!!! Flatterband wurde gespannt, es sah aus wie ein polizeilich abgesperrter Tatort.
Dieses Fiasko sollte uns für zukünftige Projekte der Stadt Marl eine absolute Warnung sein und wirft Fragen auf. Einfühlsamer Umgang mit der Natur ist in
Marl eine Fehlanzeige. Immer wieder, und ohne Rücksicht auf Verluste, wird unser Wald massivst geschädigt. Ein Lerneffekt auf verantwortlicher Seite
ist nicht erkennbar. Warum häufen sich die Fällungen gerade ab Ende 2017 so massiv?
Wurde vorher nie kontrolliert? Gibt es neue Richtlinien für Kontrolleure?
Haben sich die gesetzlichen Bestimmungen geändert? Begleichen die Versicherungen keine Baumschäden mehr ? Will die Stadt ihren Säckel durch Holzverkauf aufbessern ? Wann werden die Verantwortlichen ökologisch sensibilisiert ?
Der positive Wandel im Umgang mit der Natur scheint an Marl vorbeigegangen zu sein. Wir bitten alle naturliebenden Bürger um höchste Wachsamkeit.
Schützt unseren Wald!
Autor:Peter Schmidt aus Marl |
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