Delegation aus dem Kreis Recklinghausen nahm an der Gedenkzeremonie vom 25.09.2022 in Arras (Frankreich) teil
Am Wochenende, den 24. und 25.09.2022, war eine Delegation der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" u.a. mit Mitgliedern aus der Stadt Herten zu Besuch in Arras, der französischen Partnerstadt von Herten. Sie waren - wie jedes Jahr - von der A.N.A.C.R. im Départment Pas de Calais offiziell eingeladen worden.
218 Widerstandskämpfer ermordet
Die A.N.A.C.R. - Association Nationale des Anciens Combattants et des Ami(e)s de la Résistance (Nationale Vereinigung der Veteranen und Freunde des Widerstands) - ist die französische Partnerorganisation der VVN-BdA, Kreisvereinigung Recklinghausen.
Anlass der Einladung durch die A.N.A.C.R. war die jährliche Gedenkzeremonie in der Zitadelle in Arras an der Mur des Fusillés, der Mauer der Hingerichteten. Während der Zeit der deutschen Besatzung von 1940 - 1944 waren hier insgesamt 218 Widerstandskämpfer erschossen worden. Der jüngste war im Alter von 16, der Älteste im Alter von 69 Jahren.
Konzentrationslager Ravensbrück
Frauen wurden in Konzentrationslager - oft in das Frauenlager nach Ravensbrück - verschleppt. Die zum Tode Verurteilten unter ihnen waren geköpft worden.
Trotz dieses grausamen Kapitels deutsch-französischer Geschichte ist es inzwischen - durch die jährliche Teilnahme von Mitgliedern der VVN-BdA seit über 30 Jahren - zur Normalität geworden, dass an dieser Gedenkveranstaltung für die französischen Opfer des Nationalsozialismus auch eine Vertretung aus Deutschland aktiv beteiligt ist. Dies ist vor allem daran zu erkennen, dass der Vorsitzende der Kreisvereinigung der VVN-BdA, Detlev Beyer-Peters, mit der Fahne seiner Organisation an der Seite der französischen Fahnenträger stehen durfte. Wie alle anderen Fahnenträger wurde er vom Bürgermeister der Stadt Arras, Herrn Leturque, und vom Vertreter des Präfekten des Departement Pas-de-Calais aus Arras sehr freundlich begrüßt.
80. Jahrestages der Befreiung des Pas de Calais
Am Vorabend der Gedenkveranstaltung wurden die Mitglieder der Delegation der VVN-BdA während eines gemeinsamen Abendessen mit dem Vorstand der A.N.A.C.R. ausdrücklich zur Gedenkveranstaltung am 22.09.2024 anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Pas de Calais eingeladen. Denn diese Veranstaltung soll in einem größeren, internationalen Rahmen durchgeführt werden und der Versöhnung über Gräbern hinweg dienen. "Wir sind davon überzeugt, dass die langjährige Tradition der gemeinsamen Erinnerung und die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in zwei Jahren die freundschaftlichen Bande zwischen der Stadt Arras und der Stadt Herten stärkt.", resümiert Gerd Lange von der Stadtvereinigung der VVN-BdA in Herten.
Erschießungen in der Zitadelle
Das Departement war dem deutschen Oberkommando in Brüssel unterstellt. Die Repression jeglicher Opposition durch die Besatzungsmacht war besonders hart. Zwischen 1941 und 1944 erschossen die Deutschen im Graben der Zitadelle 218 Widerstandskämpfer und Geiseln. Die meisten waren Bergarbeiter, viele polnischer Herkunft, meistens Kommunisten, einige hatten andere politische Überzeugungen. Ein großer Anteil von ihnen wurde durch frz. Polizei oder Gendarmerie verhaftet. Das jüngste Opfer, Julien Delval, war 16 Jahre alt.
Gedenken
Die Gedenkstätte „Mémorial des Fusillés“ in der Zitadelle ist den Opfern des Nazi-Terrors gewidmet. Auf der Information am Eingang ist zu lesen: „Im Gedenken. 218 Patrioten unterschiedlicher Herkunft sind zwischen 1941 und 1944 in den Gräben der Zitadelle von Arras füsiliert worden. Sie, die Sie diesen Ort besichtigen, behalten Sie die Erinnerung an ihr Martyrium in Ihrem Gedächtnis“.
Mur des Fusillés
In die Wände des Burggrabens ist für jeden der 218 Erschossenen eine Gedenktafel eingelassen („Mur des Fusillés“). Am 21. August 1941 wurde als erster ein 22-jähriger belgischer Bauarbeiter aus Avion füsiliert. Im April 1944 wurden 12 Résistants, darunter Jean Cavaillès, erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Die letzten Füsilierten vom 22. Juli 1944 waren zwei FTP-Kämpfer, geflohene sowjetische Zwangsarbeiter, darunter Vassili Boric/ Vasyl Poryk (vgl. auch Hénin-Beaumont). Die Tafeln nennen Namen, Alter und Widerstandsgruppe der Toten, u.a. von Charles Debarge.
Das Totendenkmal von Arras
nennt auf einer Tafel die Namen der 1939-1945 getöteten Bürger/innen und gedenkt der Opfer antisemitischer und rassistischer Verfolgung (Place du Maréchal Foch, Nähe Bahnhof). Eine Stele ist den neun erschossenen und 52 deportierten Résistants aus Arras gewidmet (Place des Héros, vor dem Rathaus)
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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