Zweifelhafte Informationen in " Marl Aktuell "
Bürgerinitiative Jahnwald stellt klar
In den letzten Wochen "geisterten" diverse Stellungnahmen und Behauptungen des Investors der Jahnwaldbebauung durch die Medien. Er teilt dort und bei einem Treffen mit der Bürgerinitiative seine Sicht der Dinge mit. Dazu folgendes:
Unsere Forderung ist nach wie vor
KEINE BEBAUUNG IM JAHNWALD!
Unstrittig ist für alle Seiten: Im Baugebiet selbst fallen mindestens 106 Bäume, von denen ca. 65 ein Alter von über 140 Jahren haben. Schon die Fällung dieser Bäume hätte eine erhebliche Auswirkung auf die Umwelt. Strittig sind aber weiterhin die Auswirkungen auf den umgebenden Wald.
Ein großes Ärgernis sind immer wieder die falschen Aussagen seitens der Stadt Marl und des Investors. So behaupten Herr Hubert Schulte-Kemper für die Fakt AG und Herr Markus Schaffrath als Leiter des städtischen Planungsamtes gebetsmühlenartig, dass keine Bäume im städtischen Wald gefällt werden sollen.
Wir helfen den beiden Herren sehr gerne auf die Sprünge:
Es gibt sogar 3 Anhaltspunkte für massive Fällungen im Jahnwald.
1) Durch die Baumaßnahme werden die angrenzenden Buchen unweigerlich, z.B. durch Freistellung***, Zerstörung der Feinwurzeln, Bodenverdichtung und Sonnenbrand, dermaßen geschädigt, so dass ein großer Teil der Bäume nicht mehr verkehrssicher ist und gefällt werden muss.
2) Angrenzend zum Baugebiet soll ein neuer Waldrand installiert werden, mit blühenden Sträuchern und Bäumen. Es kann aber nur einen neuen Waldrand geben, wenn der alte nicht mehr da ist. Wie breit dieser neue „Waldrand“ sein soll, weiß niemand. Wir behaupten mal: Um einen halbwegs vernünftigen Schutz für den bestehenden ca. 35 m hohen Wald zu errichten, müsste der Waldrand eine Breite von ca. 30 Metern haben und der alte Baumbestand weicht. Im Umweltbericht von 2018 zum Bauvorhaben ist auf jeden Fall der Verlust von 0,74 ha Wald ausgewiesen.
3) Eine ganzseitige Werbeanzeige deklariert die Fakt AG als „landschaftspflegerischen Fachbeitrag“ zum Bauvorhaben. Dort steht unter anderem: Eine gut geplante Durchforstung* sorgt dafür, dass starke Bäume gefördert werden........und Licht an den Boden gelangt, um auch dort Pflanzenwuchs zu ermöglichen. Die Durchforstung sorgt weiter dafür, dass Totholz entfernt wird..............In den Bereichen um die Bebauung wird ein neuer Waldrand mit heimischen Gehölzen angelegt...........
Fachlich ist am sogenannten Fachbeitrag vieles nicht. Wer einen Buchenwald (der Jahnwald besteht zu über 65 % aus Buchen) durchforsten will, um einzelne Bäume zu stärken, hat es nicht verstanden. Der Wald ist seit ca.150 Jahren ebenso gewachsen wie er dort steht. Wer den Verbund der Bäume unterbricht, betreibt dessen Zerstörung.**. Freigestellte Bäume werden nicht gestärkt, sondern geschwächt. Wer Licht an den Waldboden bringen will, ohne den Wald zu schädigen, sollte dieses nicht im alten Buchenwald tun (siehe Durchforstungsmassnahme am Steinern Kreuz).
Abschließend bleibt folgendes festzuhalten: Die „fachlichen“ Äußerungen der Stadt Marl und des Investors mit ihren Vorstellungen zur Verkehrssicherheit, zum Waldrandaufbau und zur Durchforstung des Jahnwaldes bestätigen nicht nur schlimmste Befürchtungen, nein sie werden noch übertroffen. Die äußerst hohe ökologische Bedeutung alter Buchenwälder ist heute in Fachkreisen unbestritten. Lasst die Bebauungspläne für den Jahnwald sein. Durch eure „fachliche“ Vorgehensweise zerstört ihr unseren geliebten Wald.
*Durchforstung ist ein Begriff aus der Forstwirtschaft und dient zur Maximierung des Holzertrages durch Entnahme von Bäumen. Im Jahnwald soll mit den Buchen kein Geld verdient, sondern sie sollen erhalten bleiben. Eine Durchforstung macht also keinen Sinn.
**siehe: Das geheime Leben der Bäume (Peter Wohlleben)
*** Feldstudien haben gezeigt, dass freigestellte, also im Bestand aufgewachsene und daher schlanke Bäume, die heute solitär ohne mechanischen Nachbarkontakt stehen, ein erhöhtes Risiko darstellen können. (C. Mattheck – Die Körpersprache der Bäume)
Bürgerinitiative zum Erhalt des Jahnstadion-Waldes
Autor:Peter Schmidt aus Marl |
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