Ausstellung: „Riga. Deportationen – Tatorte – Erinnerungskulturen“
Marl ist Mitglied im Deutschen Riga-Komitee, das an das grausame Schicksal von mehr als 25.000 Menschen jüdischen Glaubens erinnert, die in der NS-Zeit nach Riga deportiert und überwiegend im Wald von Bikernieki ermordeten wurden. Von November 1941 bis Dezember 1942 war Riga das Ziel zahlreicher Deportationszüge.
Die neue Wanderausstellung „Riga. Deportationen – Tatorte – Erinnerungskulturen“ wurde in der Bezirksregierung Münster am Domplatz eröffnet. Nach einem Grußwort von Regierungsvizepräsident Dr. Ansgar Scheipers hatten die Gäste Gelegenheit an einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Deportationen vergegenwärtigen: Warum – und wie heute?“ teilzunehmen. Ein Abend, der die Teilnehmer:innen zum Nachdenken angeregt hat – genau wie es auch die Wanderausstellung tun soll.
Rigaer Blutsonntag
Regierungsvizepräsident Dr. Ansgar Scheipers ging in seiner Ansprache zur Eröffnung noch einmal auf den 30. November 1941, dem sogenannten „Rigaer Blutsonntag“, an dem SS-Angehörige damit begannen innerhalb weniger Tage mehr als 26.000 lettische und 1.053 Berliner Juden im Wald von Rumbula zu erschießen, ein. „Die Ausmaße der Verbrechen, die von deutschen und lettischen Tätern in Riga begangen worden sind, sind auch heute noch kaum zu begreifen. Mehr als 27.000 Menschen mussten wahllos sterben, weil das Ghetto überfüllt war. Für uns ist das einfach nur unfassbar. Dieser Menschen, ihrer Familien und ihrer Freunde möchten wir heute gedenken“, so der Regierungsvizepräsident. Es sei seine tiefe eigene Überzeugung, so Scheipers weiter, „dass eine lebendige Erinnerungskultur, ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Antisemitismus ist.“ Deshalb freue er sich sehr, dass die ursprünglich schon für das vergangene Jahr geplante Ausstellung nun endlich in der Bezirksregierung gezeigt werden könne.
Volksbund
Der Regionalgeschäftsführer des Volksbundes, Jens Effkemann, betonte bei der Eröffnung: „Die Ausstellung macht deutlich, wie sehr die Kommunen aus der Region sich beim Gedenken an die Menschen jüdischen Glaubens einsetzen, die im Winter 1941/42 nach Riga deportiert wurden. Nicht ohne Grund sind 30 von bundesweit aktuell 74 Mitgliedsstädten des vom Volksbund initiierten Riga-Komitees aus dem Regierungsbezirk Münster.“
An dem 81. Jahrestag
des sogenannten „Rigaer Blutsonntags“, wollten lokale Kooperationspartner nun mit einer besonderen Ausstellung an die Gräueltaten erinnern und über die Zukunft des Gedenkens an die Shoa diskutieren. Zur Podiumsdiskussion kam mit Arkadij Khaet unter anderem auch der Regisseur des preisgekrönten Kurzfilms „Masel Tov Cocktail“. Der humorvolle Film gibt einige Denkanstöße zum „Shoah-Business“ in Deutschland und wurde während der Podiumsdiskussion in Ausschnitten gezeigt. Zum Abschluss der Veranstaltung hatten die Gäste die Möglichkeit, neben der Ausstellung den Film in voller Länge zu sehen und auch mit dem anwesenden Regisseur darüber ins Gespräch zu kommen.
Als Kooperationspartner
an der Ausstellung beteiligt sind neben der Bezirksregierung Münster auch die Stadt Münster mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel, der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Münsterland“, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. sowie der Bezirksverband Münster des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Zu sehen ist die Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes der Bezirksregierung Münster, Domplatz 1-3, in Münster, in der Zeit vom 30. November 2022 bis Anfang Januar 2023.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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