Aus der Laudatio der Stadt Marl zur Verleihung der Stadtplakette an Manfred Degen
Der Rat der Stadt hat am 1. Februar einstimmig entschieden, Manfred Degen für
seine besonderen Verdienste um unsere Stadt die Stadtplakette - die höchste
Auszeichnung unserer Stadt - zu verleihen.
Knappenprüfung
Manfred Degen wurde am 13. Oktober 1939 in Elbing in Ostpreußen geboren. Er
kam 1954 nach Marl, als er auf der Zeche Auguste Victoria eine Ausbildung als
Berglehrling begann. Nach der Knappenprüfung und drei Jahren als Lehrhauer unter
Tage wechselte er zu den damaligen Chemischen Werken Hüls und holte an der
Abendschule die mittlere Reife nach.
bildungspolitisches Engagement
Nach der erfolgreich bestandenen Begabtenprüfung studierte Manfred Degen an der
Pädagogischen Hochschule in Dortmund, wurde zunächst Lehrer an der KätheKollwitz-Schule und der Hermann-Claudius-Schule und 1973 Fachbereichsleiter
unserer insel-Vhs. Hier war er maßgeblich am Aufbau der neuen insel im Marler
Stern und des Fachbereichs für Schulabschlüsse beteiligt und initiierte besondere
Ausbildungsgänge für junge Menschen, die ihre Ausbildung nicht in der
vorgegebenen Zeit absolvieren konnten. Zuvor hatte sich Manfred Degen
vier Jahre lang im Rat der Stadt Marl engagiert. Hier setzte er sich erfolgreich dafür
ein, dass Marl eine Gesamtschule – die heutige Willy-Brandt-Gesamtschule – erhielt.
An diesen wenigen biografischen Daten wird bereits ein wesentliches
Charakteristikum erkenntlich, das sich wie ein roter Faden durch Manfred Degens
politisches Wirken zieht: sein bildungspolitisches Engagement für die Öffnung
unseres Bildungssystems und sein unermüdlicher Einsatz für Chancengleichheit in
der Bildung und Weiterbildung.
Mann der Volkshochschule
So hat sich Manfred Degen auch als Abgeordneter des nordrhein-westfälischen
Landtags von 1990 bis 2005 und als bildungspolitischer der Landtagsfraktion
nachdrücklich und erfolgreich für die gesetzliche Verankerung der
Schulabschlusslehrgänge an den Volkshochschulen und für die Weiterbildung als
kommunale Pflichtaufgabe eingesetzt.
Als Mann der Volkshochschule und Bildungspolitiker hat er sich für den
Landesverband der Volkshochschulen engagiert und viele nachhaltige Impulse für
die Entwicklung neuer konzeptionelle Ansätze und innovativer Projekte in der
Weiterbildung gegeben. Er war ein zutiefst überzeugter Vertreter der kommunalen
Weiterbildung, und ohne seinen Einsatz hätten die Volkshochschulen heute
sicherlich nicht das Ansehen in der Politik und der Öffentlichkeit, das ihnen – zurecht
– entgegengebracht wird.
Einführung des Berufskollegs
In seinem bildungspolitischen Wirken als Landtagsabgeordneter hat sich Manfred
Degen mit großem Nachdruck für die Einführung des Berufskollegs stark gemacht,
ebenso für den offenen Ganztag. Ohne dein Engagement für diese neue Schulform,
lieber Manfred, hätte ich wahrscheinlich nie mein Abitur auf dem heutigen HansBöckler-Berufskollegbauen können. Du hast mit deinem Engagement für das
Berufskolleg vielen jungen Menschen – wie auch mir - neue Wege zu hochwertigen
Bildungsabschlüssen eröffnet. Dafür möchte ich dir heute – im Namen der vielen
jungen Menschen und auch persönlich - ganz herzlich danken.
Darüber hinaus hattest du als Landtagsabgeordneter maßgeblichen Anteil daran,
dass bei uns in Marl das Europäische Zentrum für Medienkompetenz gegründet
wurde, das 2010 mit dem Grimme-Institut verschmolzen wurde. Du hast außerdem
dafür gsorgt, dass in den 90er Jahren erhebliche Fördermittel für die StadtmitteErweiterung
nach Marl flossen.
Städtepartnerschaften
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Manfred Degen hat sich mit viel Herzblut –
und auch das verbindet mich mit ihm – für unsere Städtepartnerschaften engagiert.
Bereits vor der Gründung der Städtepartnerschaft mit Creil hatte er dort Kontakte zu
politisch Gleichgesinnten geknüpft. Und als nach der Wiedervereinigung Bitterfeld
auch offiziell unsere Partnerstadt wurde, gehörte Manfred Degen zu den
Gründungsmitgliedern des heutigen Städtepartnerschaftsvereins Marl – Bitterfeld Wolfen
und hatte viele Jahre den Vorsitz inne. In Bitterfeld wirkte er intensiv am
Aufbau örtlicher demokratischer Strukturen und an der Neuausrichtung der
Volkshochschule Bitterfeld mit. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass viele
persönliche Kontakte zwischen den Menschen in den beiden Partnerstädten
geknüpft und zahlreiche Freundschaften geschlossen werden konnten. Er hat damit
einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu geleistet, dass zusammenwuchs, was
zusammengehört. Ich freue mich sehr, dass heute der Ortsbürgermeister von
Bitterfeld, Herr Dr. Jochim Gülland, zu uns gekommen ist, um Manfred Degens
Engagement in und für unsere Partnerstadt zu würdigen.
Mitglied in den Knappenvereinen
Als gelernter Bergmann - und damit schließt sich ein thematischer Kreis in einer
einzigartigen Biografie - ist Manfred Degen bis heute dem Bergbau und seiner
Tradition eng verbunden. Er ist Mitglied in den Knappenvereinen Marl und
Westerholt, war Vorsitzender der Ringgemeinschaft der Bergknapppen- und
Bergmannsvereine Münsterland und hatte 2010 wesentlichen Anteil am Gelingen der
Aktion „Schachtzeichen“ in Marl im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt
Ruhrgebiet. Auch wenn du 45 Jahre gebraucht hast, lieber Manfred, um vom
Lehrhauer zum Ehrenhauer aufzusteigen, so hast du doch einen wichtigen Beitrag
zur Stärkung des Brauchtums und der Identität unserer Stadt und unserer Region
geleistet - einen Beitrag, der seine Wirkung auch über das Ende des Bergbaus
hinaus entfalten wird.
Zugang zur Bildung und Weiterbildung
Die kleinen Leute, für die du dich unermüdlich und erfolgreich eingesetzt hast, lieber Manfred, waren diejenigen, die kaum oder nur eingeschränkt Zugang zur Bildung und Weiterbildung hatten und denen du so die gleichberechtigte Teilnahme am Berufsleben und am gesellschaftlichen Leben ermöglicht oder erleichtert hast. Bildungserfolg, so lautete
dein Credo, darf nicht vom Geldbeutel der Eltern oder der sozialen Herkunft
abhängen. Deshalb hast du dich, liebe Manfred, nicht zuletzt aufgrund eigener
Erfahrungen stets mit großer Energie und auf allen Ebenen dafür eingesetzt, dass
Bildungs- und Weiterbildungsangebote erweitert und verbessert wurden und dass
insbesondere Menschen mit niedrigen Einkommen und geringer Vorbildung bessere
Zugänge zur Bildung erhielten. Als unermüdlicher Kämpfer für ein gerechtes und
gutes Bildungswesen hast du wegweisende bildungspolitische Impulse gesetzt und
so für viele Menschen in unserer Stadt und in unserer Region in der Tat Großartiges
geleistet.
um unsere Stadt verdient gemacht
Dein beeindruckendes Lebenswerk, lieber Manfred, ist auch ein überzeugendes
Beispiel dafür, wie man - ohne große Worte zu machen und ohne sich in den
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu drängen – Großes für die Menschen in seiner
Stadt und seinem Land erreichen kann: mit Bescheidenheit und Fleiß, mit Toleranz
und Offenheit, mit Überzeugungskraft, Ausdauer und Beharrlichkeit und ebenso mit
Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft. Das sind Werte und Leitsätze, die dein
gesamtes Handeln auszeichnen, lieber Manfred! Du hast dich eingemischt, hast auch
in schwierigen Situationen Verantwortung übernommen und dabei stets das
Allgemeinwohl in den Vordergrund gestellt.
Du hast dich in deinem politischen Wirken in vielfältiger und besonderer Weise um
unsere Stadt verdient gemacht. Dafür zollen wir dir heute tiefsten Respekt und
höchste Anerkennung – und sagen dir herzlichen Dank.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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