„Agrar-Atlas 2019“ veröffentlicht ++ 60 Milliarden Euro für eine menschen-, tier- und klimafreundliche EU-Agrarpolitik ++

Umweltschützer fordern gemeinsam eine zukunftsfähige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik, die sich am Gemeinwohl und den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger orientiert. Eine repräsentative Forsa-Umfrage im heute veröffentlichten „Agrar-Atlas 2019“ zeigt, dass 80 Prozent der Befragten die Landwirtschaft für Leistungen wie Naturschutz, Gewässerschutz oder Klimaschutz staatlich fördern wollen. 76 Prozent der Befragten empfinden das Höfesterben in Deutschland als großes Problem und möchten, dass gerade mittlere und kleine Betriebe staatlich unterstützt werden. Der Agrar-Atlas 2019 zeigt, wie eng die Landwirtschaft mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Klimawandel und dem Leid der Tiere, Biodiversität und sauberem Wasser verbunden ist.

von 80 Prozent der Gelder profitieren nur 20 Prozent der Betriebe

Durch die EU-Agrarpolitik werden jährlich fast 60 Milliarden in Europas Landwirtschaft gesteckt. Das sind 114 Euro pro EU-Bürger*in im Jahr. Der Agrar-Atlas zeigt, dass kaum etwas von dem Geld den Zielen zugutekommt, die den Europäer*innen wichtig sind, und die untrennbar mit der Landwirtschaft verbunden sind: gesunde Lebensmittel, der Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität oder der Erhalt von kleinen und mittleren Betrieben. Im Gegenteil – von 80 Prozent der Gelder profitieren nur 20 Prozent der Betriebe, und dies weitestgehend ohne Auflagen. Trotzdem zeigt der Atlas auch, dass es falsch wäre, die Förderung der Agrarpolitik einfach abzuschaffen. Denn der Umbau zu einer nachhaltigen und global gerechten Landwirtschaft ist nicht umsonst.

Die kleinen und mittleren Betriebe sind die Leidtragenden dieser verfehlten Politik

„Wir müssen weg von pauschalen Zahlungen pro Fläche. Davon profitieren die Großbetriebe, die viel Land haben. Die kleinen und mittleren Betriebe sind die Leidtragenden dieser verfehlten Politik und werden nur unzureichend unterstützt. Wir wollen, dass Fördergelder für das ausgegeben werden, was wir als Gesellschaft von der Landwirtschaft einfordern, wofür Bäuerinnen und Bauern aber kein Geld am Markt bekommen: Die artgerechte Haltung von Tieren, der Schutz von Vögeln und Insekten, von Gewässern und des Trinkwassers“, erklärt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. „Wir fordern öffentliche Gelder nur für öffentliche Leistungen.“

Weiger weiter: „Die Bundesregierung muss die falsche EU-Förderpolitik angehen und sich für eine ambitionierte EU-Agrarreform einsetzen. Ohne Änderung der europäischen Agrarpolitik kann die Regierung Merkel ihre eigenen Ziele in Bereich des Natur-, Umwelt-, und Klimaschutz vergessen. Deshalb muss die Bundeskanzlerin dafür sorgen, dass Agrarministerin Julia Klöckner sich in Brüssel aktiv für eine Änderung der Förderpolitik einsetzt. Momentan stellen wir leider fest, dass ihr Haus auf Zeit spielt und sich nicht in die Karten schauen lässt. Währenddessen macht die Agrarlobby in Brüssel bereits Nägel mit Köpfen.“

Landschaft bestimmt, welche Lebensmittel in den Handel kommen

Hubert Weiger: „Landwirtschaftspolitik geht uns alle an, sie hat Einfluss auf unser Leben, unsere Landschaften und bestimmt, welche Lebensmittel in den Handel gelangen. Wir dürfen nicht warten, bis die europäischen Regierungen die gesellschaftliche Akzeptanz für die Agrarpolitik verspielt haben. Das wäre fatal, denn die von uns gewünschte ökologische und soziale Agrarwende ist der Weg in die Landwirtschaft der Zukunft. Das gibt es allerdings nicht umsonst. Wir brauchen die Fördermittel, um Bäuerinnen und Bauern auf diesem Weg hin zu einer umwelt- und tiergerechten Landwirtschaft zu unterstützen.“

Im Sommer 2018 stellte die EU-Kommission ihre Vorschläge zur Zukunft der EU-Agrarpolitik ab dem Jahr 2021 vor. Diese Vorschläge werden gegenwärtig im Europäischen Parlament und im EU-Rat der Agrarministerinnen und Agrarminister diskutiert. Mit einer Einigung ist nicht vor Herbst 2019 zu rechnen.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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