Acht Jahre Haft unter dem Hakenkreuz - Die bewegende Geschichte des Arnold Münster gelesen im Polizeipräsidium Recklinghausen -

Foto: Foto: Polizei Recklinghausen
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Es ist das Jahr 1935, als der 23-jährige Arnold Münster, der aus einer Juristenfamilie aus Münster stammt, als Kopf einer KPD-Gruppe verhaftet und für acht Jahre inhaftiert wird. Eine seiner Stationen ist dabei die Gestapo-Dienststelle Recklinghausen, das Gebäude, in dem Nikolaus Münster, sein Sohn,  eine Lesung hielt.

Herr Münster ist ehemaliger Redakteur der FAZ und zuletzt Pressesprecher der Stadt Frankfurt am Main gewesen und las aus seinem Buch "Das lange Schweigen - Zwischen Widerstand und Lebenshunger" vor den rund 40 Teilnehmenden im Sitzungssaal des Polizeipräsidiums Recklinghausen und erzählte damit die Lebensgeschichte seines Vaters.

"Sie teilen mit uns die bewegende Biografie Ihres Vaters Arnold Münster und geben damit auch gleichzeitig einen persönlichen Einblick in Ihre Familie. Wir können nur erahnen, wie hoch emotional diese Lesung für Sie sein muss, mit dem Wissen, dass Ihr Vater in diesem Gebäude Leid erfahren musste," sagte Polizeipräsidentin Zurhausen zu Beginn der Lesung.

Sie begrüßte außerdem von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Frau Gerda Koch, Frau August und Herrn Volz sowie Herrn Reitzig, Leiter der Dokumentations- und Forschungsstelle "Justiz und Nationalsozialismus" Justizakademie NRW als Kooperationspartner dieser Veranstaltung.

Im Anschluss an die Lesung wurden die Teilnehmenden durch die Dauerausstellung "wiR Erinnern" des Präsidiums geführt. Diese Ausstellung mit dem historischen Pfad durch das Gebäude umfasst die Zeit von der Gründung des Polizeipräsidiums in der Weimarer Republik über die Entwicklung und Struktur der Polizei im Nationalsozialismus bis zur Gründung der Bundesrepublik. Insbesondere wird auch an die "Hölle von Recklinghausen" erinnert. So nannten politisch Verfolgte das Präsidium wegen der brutalen Verhörmethoden der Gestapo, die mit schwersten Misshandlungen Geständnisse erzwingen wollte. "Diese Belege sind unlöschbare Dokumente für nachfolgende Generationen. Sie legen dar, welche Verantwortung wir als Polizei innehaben", so Zurhausen.

Dabei nahm die Behördenleiterin auch Bezug zu den Erkenntnissen der jüngst veröffentlichten Antisemitismusstudie (Antisemitismus in der Gesamtgesellschaft von Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024), die die weite Verbreitung von antisemitischen Einstellungen und Vorurteilen aufzeigt und feststellt, dass fast die Hälfte der Befragten einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Holocaust fordert. "Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist heute wichtiger denn je", sagte Polizeipräsidentin Zurhausen und dankte dem Autor Nikolaus Münster. "Gerade die persönlichen Erzählungen lösen nachhaltige Emotionen aus, erinnern und schaffen Bewusstsein, um die Vergangenheit gerade nicht zu vergessen, um in der Gegenwart Verantwortung zu übernehmen."

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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