120 Mio.€ für ein neues Kreishaus in Recklinghausen? Kostenschätzungen für öffentliche Gebäude stimmen fast nie
Am 11. Juni 2018 entscheidet der Kreistag, was mit dem Kreishaus geschehen soll. Wird es einen Neubau geben und der bisherige Standort aufgegeben oder nur das Notwendigste gemacht? Welche finanziellen Auswirkungen haben die unterschiedlichen Varianten auf die Städte?
Geplant ist, dass durch den Neubau alle Nebenstellen des Kreises, auch das Straßenverkehrsamt in Marl, nach Recklinghausen verlagert werden, was ein Mehr an Büro- und Parkfläche nötig macht, weil durch die Zentralisierung die Kundenkontakte im Kreishaus von 100.000 auf 280.000 ansteigen werden. Diese Zentralisierung bedeutet auch, dass es die Bürgerinnen und Bürger mehr Zeit und Kilometer kostet, wenn Dienstleistungen des Kreises in Anspruch genommen werden. Ob Sanierung oder Neubau, der Spaß soll rd.120 Mio.€ kosten, aber wann haben Kostenschätzungen der öffentlichen Hand je gepasst? Vermutlich wird es teurer und findet sich nicht unerheblich in der Kreisumlage wieder.
Der Vorschlag des Landrates
1. Der Kreistag beschließt einen Kreishausneubau auf
den Grundstücken Ludwig-Erhard-Allee / Ossenbergweg
in Recklinghausen auf Basis einer flächenoptimierten,
offenen Arbeitsumgebung und der Integration
des Straßenverkehrsamtes sowie bisher angemieteter
Nebenstellen. Die Verwaltung wird beauftragt, das europaweite
Verfahren zur Vergabe der Planungs- und
Bauleistungen an einen Gesamtunternehmer einzuleiten
und durchzuführen sowie den Grunderwerb unter
Einbeziehung des Bestandsgrundstücks finanzwirtschaftlich
zu optimieren, sicherzustellen und umzusetzen.
2. Sollte der Beschlussvorschlag zu 1. keine Zustimmung
finden, schlägt die Verwaltung die Komplettsanierung
des Bestandsgebäudes in einem Zuge vor. Die Sanierung
erfolgt auf Basis einer flächenoptimierten, offenen
Arbeitsumgebung und der Integration des Stra-
ßenverkehrsamtes sowie bisher angemieteter Nebenstellen.
Die Verwaltung wird beauftragt, das europaweite
Verfahren zur Vergabe der Planungs-, Bau- und Interimsleistungen
an einen Gesamtunternehmer einzuleiten
und durchzuführen.
Sanierungsbedarf
Das Kreishaus in Recklinghausen mit rd. 32.000 m² Bruttogrundfläche (BGF)
wurde in den 1970er Jahren geplant, gebaut und im Jahr 1980 bezogen. Heute,
nach mehr als 38 Betriebsjahren, muss es umfassend saniert werden.
In den Jahrzehnten mit unterlassener, unregelmäßiger und unzureichender
Bauunterhaltung ist ein erheblicher Sanierungsstau entstanden. In Erwartung
einer grundlegenden Sanierungsentscheidung durch den Kreistag hat sich
diese Situation durch Verzicht auf eine vorausschauende Instandsetzung und
die Beschränkung auf Notreparaturen in den letzten Jahren weiter verschärft.
Darüber hinaus liegen hygienische Mängel vor. Zurzeit werden ausschließ-
lich Notreparaturen zum Erhalt der baulichen Nutzbarkeit ausgeführt.
Erhebliche Instandhaltungsrückstände und hohe Gebäuderisiken bestehen
auch im Straßenverkehrsamt Marl.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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