Welttag der Feuchtgebiete: Wiederherstellung von Auen und Mooren wichtig für Mensch und Natur
Anlässlich des Welttags der Feuchtgebiete am Freitag fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von Bund und Ländern, Auen und Moore schneller wieder herzustellen. Sie sind wertvolle Lebensräume mit wichtigen Ökosystemleistungen. Feuchtgebiete haben eine bedeutende Rolle für den Natur-, Klima- und Hochwasserschutz. Für die Menschen sind sie daher enorm wichtig. Die schweren Hochwasser in Norddeutschland sind dafür nur ein Beispiel aus jüngster Zeit.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „In Deutschland sind nur noch ein Drittel der ehemaligen Auen vorhanden und über 90 Prozent der ehemaligen Moore entwässert. Speziell Auen-Überflutungsmoore mit ungestörtem Wasserhaushalt gibt es fast gar nicht mehr. Wie alle Feuchtgebiete können Moore und Auen größere Wassermengen aufnehmen, wie ein Schwamm zurückhalten und bei Trockenheit wieder an die Umgebung abgeben. Dies trägt auch zur Abschwächung von Hochwasserwellen bei.“
Aber auch als Kohlenstoffspeicher haben intakte Auen und Moore einen enormen Wert. Regelmäßig überflutete Auen speichern bis zu 30 Prozent mehr Kohlenstoff und damit klimaschädliches CO2 als trockene Gebiete. Dasselbe gilt für Moore, die allein in Deutschland 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Boden binden.
Bandt: „Die Zerstörung von Auen und Mooren wird durch menschliche Aktivitäten vorangetrieben. Sie werden oft für die Landwirtschaft oder Infrastrukturprojekte trockengelegt. Die vergangenen Hochwasser, Starkregen und Dürren zeigen uns aber, dass wir umsteuern und Feuchtgebiete wiederherstellen müssen. Bund und Länder dürfen beim natürlichen Klimaschutz nicht den Rotstift ansetzen, sondern müssen Maßnahmen vielmehr schnell umsetzen. Dazu gehören eine angepasste Landwirtschaft, Wiedervernässung der Moore, Stopp und Umkehr der Flächenversiegelung und mehr Raum für naturnahe Flüsse und Auen.“
Auen wirken wie Schwämme: Sie speichern Wasser und binden CO2
Durch die regelmäßige Überflutung sind die Böden der Auen in der Regel sehr nährstoffreich. Es kann sich viel Humus anreichern. Teilweise kommt es in Bereichen, die dauerhaft wassergesättigt sind, zu Torfbildung. So entstehen Moorböden innerhalb intakter Auen. Der Torf bzw. der Humus, also die organische Substanz im Boden, sind neben der Bindung von CO2 entscheidend für die Fähigkeit der Böden, Wasser zu speichern.
Die Entwässerung von Mooren und das Abschneiden der Auen von ihren Fließgewässern zur menschlichen Nutzung hat vor allem zwei schwerwiegende Folgen: weniger Überschwemmungsflächen bei Hochwasser und eine schnellere Zersetzung des gespeicherten Kohlenstoffs. Intakte Auen und Moore haben als Wasser- und Kohlenstoffspeicher also einen doppelten Nutzen.
Der BUND setzt sich dafür ein, die Bedeutung des Ökosystems Boden bekannter zu machen. Um die Bedeutung von Böden angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise stärker ins Bewusstsein zu bringen, hat der BUND daher im Januar zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung und dem TMG-Thinktank for Sustainability den Bodenatlas 2024 veröffentlicht.
Hintergrund:
Die 1971 beschlossene internationale Feuchtgebietskonvention (Ramsar-Konvention) dient dem Schutz, der Wiederherstellung und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten weltweit. Mit dem Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar wird seit 1997 auf diese Konvention hingewiesen, um die öffentliche Wahrnehmung der Bedeutung von Feuchtgebieten zu fördern.
Mit dem Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue hat der BUND als großer deutscher Flussverband 420 Hektar Auenlandschaft wiederhergestellt. Dadurch wurde vor Ort der Wasserspiegel beim Elbhochwasser 2013 laut Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) um fast 50 Zentimeter gesenkt. Regelmäßig überflutete Auen speichern zudem bis zu 30 Prozent mehr Kohlenstoff und damit klimaschädliches CO2, reinigen das Wasser und geben es bei Trockenheit nach und nach wieder an die Landschaft ab. Auch im Kampf gegen das Artensterben sind intakte Auen unerlässlich. Aktuelle Untersuchungen zeigen: das Gebiet der Deichrückverlegung bei Lenzen weist überproportional hohe Arten- und Individuenzahlen gegenüber seiner Umgebung auf.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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