Vogelsterben im Naturschutzgebiet
Jeder kennt die dreieckigen grünen Schilder mit dem Weißkopfseeadler - dieses Schild weist die Naturschutzgebiete in Nordrhein-Westfalen aus. Auch in Marl gibt es Naturschutzgebiete, zum Beispiel das NSG Loemühlenbachtal (RE-048), welches sich an die Nachbarstädte Herten und Recklinghausen anschließt.
Gemäß § 23 (2) Bundesnaturschutzgesetz sind dort „alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung … oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, … verboten.“. Die Natur hat hier „Vorfahrt“ und der Mensch ist nur Gast.
Im letzten Jahr wurden in dem besagten Naturschutzgebiet Vögel erschossen. Die Tötung der Tiere war legal, denn ab dem 16. Juli dürfen Jäger in NRW Gänse abschießen: Kanadagänse, Nilgänse und Graugänse. Am 17. Juli habe ich eine tote Kanadagans im leeren Teich des gut gekennzeichneten Naturschutzgebiets festgestellt. Anlieger berichteten, dass am Tag zuvor dort auf die Tiere geschossen wurde.
Unweit des Kadavers konnte ich die Reste einer Nilgansfamilie entdecken. Wenige Tage alte Gänsekinder mit einem verunsicherten Vater. Unvorstellbar, dass die Mutter ihre Kinder allein lassen würde. Auch sie muss ein Opfer der Gänsejagd geworden sein. Mehrere Tage hoffte ich auf eine Rückkehr der Vogelmutter - vergebens.
Ungewöhnlich, dass der Kadaver der Kanadagans achtlos am Ort liegen gelassen wurde. Das ist „unweidmännisch“. Ich kann daher nur vermuten, dass das Tier lediglich angeschossen wurde und noch flüchten konnte. Erst als es nach der Jagd in sein zuhause zurückkehrte, ist es seinen Verletzungen erlegen.
Vögel haben ein besonders Atmungssystem. Sie verfügen über Luftsäcke, die die Lunge mit Sauerstoff versorgen. Wenn diese Luftsäcke durch Schrotkugeln beschädigt werden, sterben sie einen jämmerlichen Erstickungstod. Ein entsetzlicher Gedanke. Ausgerechnet in einem Naturschutzgebiet mussten diese friedlichen und überaus sozialen Tiere ihr Leben lassen.
Warum?
Warum sie sterben mussten, wird wohl ein Rätsel bleiben. Gänse werden nicht gegessen - es sind zähe Burschen, die den Menschen nicht schmecken. Führende Elterntiere zu erschießen, gilt auch bei Jägern als Frevel. Das hat den Halbwaisen im Daunenkleid, die nur von der Muttern gehudert und gewärmt werden, leider nichts genützt. Dem Vater ist das Hudern nicht angeboren - diese 6 Gänsekinder mussten fortan ohne mütterliche Wärme aufwachsen.
Auch im Jahr 2017 werden wieder viele Gänse ihr Leben und ihre Familienangehörigen verlieren. Mütter, Väter, Kinder, Geschwister - zum Freizeitspaß der Menschen getötet. Es wird wieder viel Leid über die Tiere gebracht, denen die Familie alles bedeutet, und die wie wir Menschen Gefühle wie Trauer und Lebensfreude kennen.
NABU fordert Abschaffung der Gänsejagd:
https://nrw.nabu.de/news/2013/18379.html
http://www.gaensewelt.de/jagd/vortragoejv.html
http://www.gaensewelt.de/gaense/geschichte.html
Autor:Britta Müller aus Marl | |
Webseite von Britta Müller |
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