Sonne, Wind und Meer: Die Tijdgeest - ein Schiff fürs Leben
Wie das Leben so spielt. Oder - wie kommt man vom Kanalknotenpunkt in Datteln zum offenen Meer? Natürlich durch die Liebe. Und das geht so: Kerstin Haase, aufgewachsen in der Kanalstadt, lernt 2004 in Dortmund den niederländischen Skipper Wijnand Geurtsen kennen, ein Jahr später folgt sie ihm nach Holland, wo er auf dem Segler "Mars" die Geschicke lenkte - und die Dattelnerin als Matrosin anheuert.
Bericht von Peter Kallwitz (Marl)
2005 kaufte das von Sonne, Wind und Meer begeisterte Paar den Klipper Tijdgeest (Zeitgeist) und gründete das eigene Unternehmen. Seitdem geht es vom Heimathafen Harlingen hinaus in die von der See geprägten Natur, mit Urlaubsgästen, die vorwiegend aus dem Ruhrgebiet beziehungsweise ganz NRW kommen.
Und an Bord erleben sie einiges: Da ist Wijnand, der erfahrene Skipper, der es immer wieder schafft, seine Segelleidenschaft an die Gäste weiter zu geben, Abenteuer liebt und mit viel Leidenschaft dabei ist, während Kerstin zur guten Seele des Schiffes geworden ist, herzlich und gelassen steuert sie Gäste, Team und Kinder durch die Saison.
"Das wird niemals langweilig."
Und auch ihre eigenen. Denn das Paar muss seine beiden Kinder mit den friesischen Namen Jelle und und Nynke in den Ablauf an Bord integrieren. Dazu gehört auch, das Kerstin Geurtsen-Haase den sieben Jahre alten Jelle unterrichtet, weil er während der kompletten Saison auf dem Schiff lebt.
"Wir machen jeden Tag Unterricht nach einem vorgegebenen Programm. Und einmal im Monat wird alles von einer Lehrerin überprüft. Das klappt ganz gut. Die Kinder sind von klein an auf dem Schiff, sie sind nichts anderes gewohnt", so die 38-jährige Dattelnerin, die seit mittlerweile 10 Jahren als Matrose auf Deck, Smutje in der Kombüse und mit den Kindern an der Hand das Bordleben gestaltet. Unterstützt wird sie in dieser Saison von Matrosin Anna.
"Schönster Garten der Welt"
Wie in frühen Zeiten ist das Schiff das Zuhause der ganzen Familie. Hier an Bord wohnt, arbeitet, lernt und lebt die Familien Geurtsen-Haase das ganze Jahr. Im Roef befindet sich wie jeher die Skipperswohnung. Ein kleines Heim mit viel Gemütlichkeit und Trubel. "Die Aussicht ist fantastisch, immer wieder anders und nie langweilig. Das Watt ist der schönste Garten der Welt."
Und damit die zahlreichen Urlauber auch die Zeit unter Deck genießen können, wurde im letzten Jahr dieser gesamte Bereich modernisiert. "Wir wollen es unseren Gästen so komfortabel wie möglich machen. Es erwartet sie eine helle, freundliche Unterkunft mit dem nötigen Komfort der heutigen Zeit. Kleine Details, wie die verkleideten Spanten und die traditionellen Prismen, lassen den ursprünglichen Charakter des Schiffes wieder aufleben." So Kerstin.
Segeln, Natur erleben, Städte erkunden
Auch die Technik an Bord ist im Laufe der Zeit immer mehr ausgebreitet worden. Im rasanten Tempo ist eine Menge technischer Apparatur dazu gekommen. Im Winter 2011/2012 wurde der Maschinenraum aufgerüstet mit einem Brandschutzsystem, einem starken Akkulader und einem neuen Umformer. Auf der Tijdgeest gibt es für den Notfall einen Generator. Im Alltag werden die Segelgäste und die Natur nicht von Lärm und Gestank gestört.
Mit der Tijdgeest unterwegs, das ist vor allem abwechslungsreiches Segeln, Natur erleben, Kultur entdecken, Städte erkunden - und alles immer wieder völlig anders. Denn mit Blick auf Wind und Wetter wird die Reiseroute nach den Wünschen der Segelgäste gestaltet. Das volle Programm unter www.tijdgeest.info
Das Schiff
Die Tijdgeest wurde 1906 erbaut auf der Werft der Gebrüder Bodewes in Martenshoek in der Provinz Groningen.
In die Fahrt ging das Schiff als Einmaster unter dem Namen „Risico“, den sie noch bis 1962 behielt.
1983 wurde das ehemalige Frachtschiff umgebaut als segelndes Passagierschiff.
Seitdem fährt die Tijdgeest als Zweimaster über das IJsselmeer, die friesischen Binnengewässer und das Wattenmeer.
In den letzten Jahren sind die Gästekabinen komplett neu aufgebaut und nach den neuesten Bestimmungen mit brandverzögernden Materialien eingezimmert worden. Die Takelage der Tijdgeest ist nun mit Fallen und Schoten „auf der Hand“ zu bedienen. So muss nicht mehr gekurbelt werden.
Die Segelführung kann gut an die Möglichkeiten der Gruppe angepasst werden.
Zu den Standartsegeln gibt es auch noch extra Segel, die bei Bedarf gesetzt werden können.
Autor:Lokalkompass Marl aus Marl |
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