Schluss mit den Gülleimporten in den Kreis Recklinghausen

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In Holland wurde die Gülleverordnung verschärft. Jetzt drohen mehr Gülleimporte nach NRW.
In Deutschland werden immer mehr Felder überdüngt, wodurch sich massive Probleme für Mensch und Umwelt ergeben. Die Ursache liegt in der Massentierhaltung: Die hohe Anzahl an landwirtschaftlichen Nutztieren produziert zu viel Gülle.

Die Zeiten sind vorbei, als auf fast jedem Bauernhof fröhlich ein Hahn auf dem Misthaufen krähte. Hähne und Hühner bleiben im Stall, Misthaufen gibt es kaum mehr. Statt strohdurchsetztem Mist fällt in der Landwirtschaft heute flüssige Gülle an. Jedes Jahr produzieren Rinder, Schweine und Hühner davon mehr als 200 Millionen Liter.

Gülle ist Abfallprodukt

und zugleich wertvoller Dünger – in Maßen.
Aktuell sorgen die riesigen Mengen jedoch für Probleme.
Der Grund: Der klassische Nährstoffkreislauf im landwirtschaftlichen Betrieb ist verloren gegangen. Ursprünglich fielen Mist oder Gülle im Stall an, wurden anschließend zwischengelagert und je nach Bedarf auf dem Feld ausgebracht. Pflanzen nahmen die Nährstoffe des organischen Düngers auf und die Ernte, die nicht in die Nahrungsmittel ging, wurde wiederum als Futter für die Tiere genutzt.

Futterimporte und Gülletourismus

Durch die industrielle Massentierhaltung ist das Gülleaufkommen nun viel größer – es gibt mehr Gülle, als von Böden und Pflanzen aufgenommen werden kann. Früher wurden vor allem Futtermittel von den eigenen Flächen eines Hofes verfüttert. Heute wird das Futter zum Großteil importiert. Soja zum Beispiel kommt aus den USA, Brasilien und Argentinien. Dieses Futter wird einerseits zu Fleisch und Milch „veredelt“, andererseits gehen viele der Nährstoffe über die Ausscheidungen der Tiere in die Gülle.

Nitrat und Antibiotika

Wird zu viel Gülle auf dem Feld ausgebracht, hat das gravierende Konsequenzen. So dringt immer mehr Gülle ins Grundwasser ein, wodurch der Nitratgehalt des Wassers ansteigt.
In vielen Regionen wird der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser um ein Vielfaches überschritten. Zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität müssen Wasserwerke teure Gegenmaßnahmen ergreifen. Die Kosten trägt der Verbraucher. So warnt das Umweltbundesamt vor einer möglichen Erhöhung der Trinkwasserpreise von bis zu 45 Prozent.

multiresistenter Keime

Neben der Nährstofffracht birgt das hohe Gülleaufkommen eine weitere Gefahr: Die Verteilung multiresistenter Keime. Die verbreitete Anwendung von Antibiotika in der Nutztierhaltung führt dazu, dass Bakterien Resistenzen bilden. Antibiotika-Medikamente werden dadurch wirkungslos. Durch den Einsatz von Gülle als Düngemittel bleiben resistente Keime nicht im Stall, sondern werden großflächig verteilt. Eine Analyse von Greenpeace ergab, dass Gülle eine erschreckend hohe Menge dieser Keime beinhaltet: Von 19 untersuchten Gülleproben wurden in 13 Proben Bakterien mit Resistenzen gegen eine oder gleich mehrere Antibiotikagruppen gefunden. Auf den Feldern wirken diese Bakterien auf Bodenorganismen ein und können ins Grundwasser gelangen.

Nährstoff-Überschüsse verringern

Eine der Folgen ist der sogenannte Gülletourismus.
Überschüssige Gülle wird aus den Regionen mit Massentierhaltung zu landwirtschaftlichen Betrieben in anderen Regionen transportiert. Landwirte kassieren oft hohe Summen für die reine Entsorgung der Gülle.
Als wäre das nicht genug, wird sogar Gülle aus dem benachbarten Ausland importiert, weil dort noch weniger Fläche zur Verfügung steht.

Bei der Düngung von Feldern mit Gülle kann Stickstoff im Boden verbleiben, wo er sich in den gesundheitsgefährdenden Stoff Nitrit umwandelt. Dieser sickert ins Grundwasser und verunreinigt dieses.  In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind 40 Prozent des Grundwassers mit Nitrat über dem Grenzwert belastet.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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