„Gemeine Keiljungfer“ ist Libelle des Jahres 2017
Umweltschützer haben die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) zur Libelle des Jahres 2017 gekürt. Diese stehe stellvertretend für eine Gruppe von Libellenarten, die sehr stark von intakten Fließgewässern abhängig seien. Zwar habe sich die Wasserqualität in Bächen und Flüssen bundesweit leicht verbessert und immer mehr Gewässer würden renaturiert. Jedoch befänden sich nach wie vor nur sieben Prozent der deutschen Flüsse und Bäche in einem „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand.
„Die Gemeine Keiljungfer kommt sowohl in schmalen Bachläufen als auch in großen Flussauen vor. Schwierigkeiten bereiten ihren Larven zu starke und plötzlich auftretende Strömungen, die zum Beispiel entstehen, wenn die Einzugsgebiete von Fließgewässern versiegelt werden. Dadurch können ganze Larvenjahrgänge abdriften und sterben“, sagte der Libellenexperte Jürgen Ott. Auch dauerhafte Gewässerverschmutzungen könnten die Larven schädigen. Zu schaffen mache der Libellenart auch von Schiffen ausgelöster Wellenschlag, dem etliche Tiere an vielbefahrenen Flüssen wie dem Rhein zum Opfer fielen.
Die Larven der Gemeinen Keiljungfer graben sich in den Boden ein, um auf Nahrung wie Bachflohkrebse, Kaulquappen oder die Larven anderer Insekten zu lauern. Diese erbeuten sie mit ihrer stark verlängerten Unterlippe, der für Libellen typischen „Fangmaske“. Die Libelle des Jahres 2017 gehört zur Familie der Großlibellen („Gomphiden“), der sogenannten Flussjungfern. Erkennbar sind sie an der schwarz-gelben Körperzeichnung und der besonderen Stellung ihrer Augen. Während bei Kleinlibellen die Facettenaugen weit außen sitzen und sich bei allen anderen Großlibellenarten an einer Stelle treffen, besteht bei den Flussjungfern immer eine kleine Lücke zwischen beiden Augen.
Ende April oder Anfang Mai schlüpfen die Libellen an den Ufern kleiner und großer Fließgewässer und sind meist nur bis Mitte August zu beobachten. Verwechselt wird die Gemeine Keiljungfer oft mit nahen Verwandten wie der Westlichen oder der Asiatischen Keiljungfer. Von diesen ist sie wegen ihrer durchweg schwarzen Beine zu unterscheiden, die keinen helleren Längsstrich aufweisen.
„Die Gewässer in Deutschland sind keineswegs so sauber, wie offizielle Gewässergüte-Messungen es vermuten lassen. Außerdem werden sie nicht flächendeckend kontrolliert. Gerade in Deutschland sind Fließgewässer oft mit einem Cocktail aus Medikamentenrückständen und Pestiziden belastet, der Tiere und Gewässerpflanzen schädigt“, sagte der BUND-Naturschutzexperte Dennis Klein.
Seit 2011 küren die Gesellschaft für deutschsprachige Odonatologen (GdO), der Verband der Libellenkundler und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die „Libelle des Jahres", um auf die Vielfalt der Arten und auf Bedrohungen aufmerksam zu machen. „Von den 81 heimischen Libellenarten stehen 36 auf der Roten Liste", sagte Ott, der auch Haupttautor der neuen von der Gesellschaft für deutschsprachige Odonatologen erstellten Roten Liste bedrohter Libellen ist.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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