Ein Parcours der erlebten Trauer
Evangelische Stadt-Kirchengemeinde erstellt auf Lenkerbecker Friedhof fünf Stationen zur Trauerbewältigung

Eine wunderbare Auszeichnung erhielt die Evangelische Stadt-Kirchengemeinde: Der Lenkerbecker Friedhof wurde in das Verzeichnis des immateriellen Erbes der Friedhofs aufgenommen. | Foto: ST
  • Eine wunderbare Auszeichnung erhielt die Evangelische Stadt-Kirchengemeinde: Der Lenkerbecker Friedhof wurde in das Verzeichnis des immateriellen Erbes der Friedhofs aufgenommen.
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Vom ersten konkreten Schritt bis zur Fertigstellung des Trauerparcours der Evangelischen Stadt-Kirchengemeinde (esm) vergingen fünf Jahre. Fünf Jahre, in denen sich Pfarrer Peter Neumann-van Doesberg viele Gedanken machte über fünf Stationen, die die Phasen der Trauer nachempfinden lassen - und deren Umsetzung.

Das beeindruckende Resultat ist jetzt auf dem evangelischem Friedhof in Lenkerbeck zu erleben. Dort entstand der Parcours, der Angehörigen bei der Verarbeitung ihrer Trauer helfen soll.

Die Idee hatte Pfarrer Peter Neumann-van Doesberg durch die Veränderung in den Bestattungsformen, die auf dem Friedhof immer mehr Freiräume schafften. Und das ist erst der Anfang der Um- und Neubauten an der Ruhestätte in Lenkerbeck. Denn in den nächsten drei Jahren sind weitere Veränderungen geplant. Dazu gehört ein Klanggarten, den Künstler Burghard Schmiedl erstellen wird und bereits erste Vorbereitungen dafür getroffen hat. Aber auch ein biblischer Garten samt Obstbaumwiese soll auf dem Friedhof eine sanfte wie erfrischende Atmosphäre schaffen. Ein Ort, an dem die Sinne angeregt werden, die Wahrnehmung geschärft.

Der Fall ins Bodenlose ist die erste Station 

Doch derzeit gibt es den Trauerparcours zu erleben und zu entdecken. Der eröffnet mit der ersten Station, die die Thematik "Schock" aufgreift, wenn der Mensch plötzlich mit dem Tod konfrontiert wird, mit dem Verlust eines Vertrauten. Ein Spiegelschacht soll diese Gefühlswelt, diesen ersten Schock nachvollziehen lassen. Er symbolisiert den Fall ins Bodenlose und man bekommt den Eindruck, das Loch ist tief, schier endlos.

An der zweiten Station soll die Wut durch einen Drehstein nachempfunden werden, die Wut, die einen überkommt, weil Schuldige für diese Ungerechtigkeit gesucht werden. Der Stein lädt ein, einerseits seine (Trauer-)Wut an ihm auszulassen, indem man ihn mit allem Kraftaufwand in kurzer Zeit in Bewegung bringt oder sich mit geringerem Aufwand an ihm, in Geduld zu üben und zu lernen, dass sich mit entsprechender Zeit auch schwierige Aufgaben bewältigen lassen.

Beim Verlust eines Menschen ändert sich alles

Weiter geht's mit der dritten Station, die die Unsicherheit durch Balancierstrecken widerspiegeln soll. Denn beim Verlust eines Menschen ändert sich alles. Vieles ist neu. Neues macht unsicher und verursacht Angst.

Die Station vier soll den Rückzug durch einen Erfahrungstunnel symbolisieren. Der Weg zwischen den Gabionenwänden ist hoch und bedrückend und wird bedrohlich eng, doch auf dem letzten Teil des Erfahrungstunnels öffnet sich der Weg und ermöglicht die Sicht auf Station fünf: Licht fällt in den Tunnel, der Weg wird breiter, der Rosengarten ist zu sehen. Nach dem „Rückzug aus der Welt“ weitet sich der Blick auf die Schönheiten des Lebens. Farbe und Duft werden wahrgenommen, Entspannung stellt sich ein.

Autor:

Mariusch Pyka aus Marl

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