Talk mit Teppich im Theater Marl
Dieser Teppich ist außergewöhnlich. Er sieht nicht nur gut aus, er kann sogar sprechen. Von „ganz unten“ gewinnt man interessante Eindrücke. Mister T. nennt sich der Boden im Theater Marl. Zum Jahresende rollen wir den „Talk mit Teppich“ aus.
Sie gelten bei Ihren Kollegen als erfreulich strapazierfähig und sind topfit. Was ist Ihr Geheimnis: Jede Menge Teppich-Shampoo? Oder legen Sie sich freiwillig unter den Hochdruckreiniger?
Mister T.: „Danke für die Blumen, aber ich habe schon so meine Macken. Die fallen zum Glück nicht besonders auf. Eher unterstreichen sie meinen Charakter. Plüschkram überlasse ich anderen. Zur Pflege: An mich lasse ich kein Shampoo und auch keinen Hochdruckreiniger. Staubsaugen reicht völlig.“
Über Ihre Berufung ans Theater Marl soll es Auseinandersetzungen gegeben haben.
„Woher haben Sie das denn? Stimmt aber. Tatsache ist, dass die Innenarchitektin mich unbedingt haben wollte, der Geschäftsführer der neuma* mich ablehnte. Die Dame mit dem guten Geschmack hat sich durchgesetzt. Sehen Sie, wie schön ich mit der Wandmalerei hier farblich korrespondiere? Ich gehöre zum Gesamtkunstwerk Theater Marl.“
Wie erleben Sie die Besucher?„Wir haben ein ausgesprochen reizendes Publikum. Die Menschen aus dem Ruhrgebiet sind einfach nett.“
Welche der berühmten Stars, die Sie kennengelernt haben, sind Ihnen besonders angenehm in Erinnerung geblieben?
„Das sind einige. Von den Damen: Senta Beger, Iris Berben und Nina Hoss. Ich könnte noch einige mehr nennen. Bei den Herren: Mario Adorf ist ein Schatz. Zuletzt hat mir Erol Sander, weil sehr sympathisch, gut gefallen. Ach, viele Prominente habe ich als echt nett erlebt.“
Von Götz George hört man das Gegenteil. Ist er wirklich unerträglich übellaunig?
Schweigen
Sie sind ein Teil des Teams, betonen Theaterleiterin Claudia Schwidrik-Grebe und Rainer Märker, der technische Leiter.
„Sehr schön zu wissen. Wir sind wirklich ein gutes Team. Müssen wir auch sein, denn dies ist ein kleines und ein ganz besonderes Haus. Wer hier arbeitet, muss es lieben. Für Geld macht man den Job nämlich nicht, denn dabei wird man nicht reich. Das ist schon echte Leidenschaft. Wir geben alles für unsere Gäste! Wissen Sie, ich erlebe nicht nur elegant gekleidete Leute, die mit dem Glas Sekt in der Hand plaudern. Über mich marschieren auch Arbeiter mit schweren Schuhen und ich muss tonnenschwere Materiallasten tragen. Ich mache auch das gerne. Meine Arbeit ist mein Leben.“
Zur Person:
- Der Teppichboden im Theater Marl erinnert an Mode, Kunst und Architektur von 1970. Tatsächlich ist er erst seit 2001 im Einsatz.
- Trotz seiner Jugend: Rund 60.000 Vorstellungen hat Mister T. erlebt, nämlich Konzerte, Stücke, Tanz, Grimme-Galas.
- Markant ist nicht nur das ausgefallene Muster, sondern man bewegt sich auf ihn vom Foyer bis zu den Saaltüren schräg nach unten.
- Über 180 Quadratmeter Fläche beansprucht der Teppich für sich.
- Über ihn rollen oft 300 bis 500 Kilo schwere schwere Lasten.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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