Westfälischer Wortschatz von A bis Y

Dr. Robert Damme hat 36 Jahre an dem "Westfälischen Wörterbuch" gearbeitet. Passend zu seinem Ruhestand hat er das Werk nun abgeschlossen.
  • Dr. Robert Damme hat 36 Jahre an dem "Westfälischen Wörterbuch" gearbeitet. Passend zu seinem Ruhestand hat er das Werk nun abgeschlossen.
  • hochgeladen von Siegfried Schönfeld

Nach fast 50 Jahren ist das Westfälische Wörterbuch des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) fertig: Mit dem fünften Buchband vervollständigt die LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens die bisher umfangreichste westfälische Sprachdokumentation.

"Für Westfalen-Lippe ist dies ein lang erwarteter Meilenstein: Der Wortschatz der niederdeutschen Sprache, die unsere Region nachhaltig geprägt hat, ist mit dem Westfälischen Wörterbuch nun ausführlich wissenschaftlich dokumentiert", sagte LWL-Direktor Matthias Löb. "Damit können Forschungen zum aktuellen Sprachgebrauch in Westfalen-Lippe auf ein solides Fundament gestellt werden", so Löb weiter, der auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes ist.

"Unser Anspruch war es, den westfälischen Wortschatz ausführlich im Hinblick auf seine Bedeutungsdifferenzierungen und seine lautliche Vielfalt zu behandeln", sagt Markus Denkler, Geschäftsführer der LWL-Kommission. "An dem großlandschaftlichen Wörterbuch haben im Laufe der Jahre elf hauptamtliche Kolleginnen und Kollegen und zahlreiche ehrenamtlich Tätige gemeinsam gearbeitet. Diese gute Zusammenarbeit macht uns auch als Kommission sehr stolz." Dass dieses Langzeitprojekt nun wie geplant fertiggestellt werden konnte, sei insbesondere dem Engagement von Dr. Robert Damme zu verdanken. Der Projektverantwortliche hat seit 1985 an dem Wörterbuch gearbeitet und es sich zum Ziel gesetzt, das Projekt bis zu seinem Ruhestand abzuschließen: "In den 1990er-Jahren lag noch nicht einmal der erste Band vollständig vor. Es war vollkommen unklar, ob das Wörterbuch jemals fertiggestellt werden kann", so der 67-Jährige.

Das Wörterbuch erstreckt sich nun auf fünf Bände mit über 3.600 Seiten und rund 90.000 Stichwörtern - von "A" (Ausruf bei unangenehmen Empfindungen) bis "Ypern" (Stadt in Flandern). Und wo bleibt das "Z"? Das gibt es im Niederdeutschen schlichtweg nicht: Wörter, die im Hochdeutschen mit "Z" beginnen, haben im Niederdeutschen zumeist ein "T" am Anfang, wie beispielsweise "Tied" (Zeit), "to" (zu) oder "tehn" (ziehen).

Wer keinen halben Regalmeter für das Westfälische Wörterbuch erübrigen kann, sollte noch ein wenig warten: die digitale Fassung wird voraussichtlich im kommenden Jahr kostenfrei im Internet (https://woerterbuchnetz.de/) verfügbar sein.

Hintergrund

1927 wurde das Archiv des "Westfälischen Provinzial-Wörterbuchs" gegründet. In den folgenden Jahren legten die Mitarbeiter:innen die Grundlage zur Erstellung eines Wörterbuchs der westfälischen Mundarten, indem sie zahlreiche Fragebogen verschickten und Erhebungen vor Ort durchführten. Bis heute umfasst das Archiv rund 500 Kästen mit etwa 1,5 Millionen Belegen. Ab dem Jahr 1973 erschien das Westfälische Wörterbuch zunächst jährlich in schmalen Heftlieferungen, später in abgeschlossenen Bänden. Neben dem Wörterbuch digitalisiert die LWL-Kommission derzeit auch das Archiv.

Westfälisches Wörterbuch
Herausgegeben von der Kommission für Mundart- und Namenforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe,
Bearbeitet von Robert Damme u. a.
Kiel/Hamburg: Wachholtz Verlag - Murmann Publishers 1973-2021,
3.643 Seiten, 816 Euro, ISBN 978-3-529-04610-0.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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