Was ist den Museumsbesuchern ein Besuch wert?
Besucher des Römermuseums in Haltern werden an den nächsten Wochenenden Objekte der Wissenschaft: Mitarbeiter des Instituts für Marketing der Universität Münster untersuchen in einer "Pay-What-You-Want"-Aktion (PWYW), was den Museumsgängern der Besuch wert ist.
PWYW bedeutet "Zahle, was du willst" oder "Zahlen Sie so viel, wie Sie möchten". Marketingleute sprechen von einem sogenannten partizipativen Preismechanismus, bei dem der Käufer an der Preisfestlegung beteiligt wird. Im Gegensatz zu anderen partizipativen Preismechanismen, wie z. B. Auktionen, überlässt dieses Preismodell dem Käufer die maximale Kontrolle über den Preis: Der Kunde kann bei PWYW jeden beliebigen Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung zahlen.
Das Konzept des PWYW gilt immer noch als neuartig, dennoch gibt es bereits eine Reihe verschiedener Anwendungsgebiete. Obwohl der Kunde theoretisch das PWYW-Konzept ausnutzen kann, findet dies in der Praxis nur sehr selten statt. Erfolgreiche Praxisbeispiele im Service- und Dienstleistungsbereich sind das pakistanische Restaurant "Wiener Deewan" in Wien, das seit seiner Eröffnung 2005 seinen Gästen die Entscheidung überlässt, den Preis für das Essen selbst zu bestimmen, oder das persische Restaurant "Kish" in Frankfurt, bei dem PWYW zunächst als kurzfristige Aktion gedacht war, um neue Kunden zu gewinnen, sich aber als langfristiges Preismodell etabliert hat. Das jüngste Beispiel ist der Zoo in Münster, der im Dezember 2012 seinen Besuchern die Entscheidung überließ, den Eintrittspreis zu bestimmen.
Aus Sicht der Forschung ergeben sich mehrere Fragestellungen. Eine wichtige Frage ist beispielsweise, unter welchen Bedingungen PWYW besonders gut für den Anbieter funktioniert. Dabei spielen persönliche Hintergründe und Motive eines Kunden bei seinem Preissetzungsverhalten eine wichtige Rolle. Einige Einflussfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft, wie z. B. die Fairness oder Zufriedenheit eines Kunden, wurden bereits untersucht. Es gibt allerdings noch eine Vielzahl an möglichen Einflussfaktoren, die noch nicht untersucht wurden. Es wurden z.B. noch keine Studien zu PWYW bei Museen veröffentlicht.
In Marl gibt es leider noch keinen Versuch neue Möglichkeiten der Museumsfinanzierung zu wagen, die Kulturverwaltung ist dazu leider nicht in der Lage. Man hat Angst vor dem Urteil der Besucher.
"Was einen Wert hat, soll einen Preis haben."
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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