vor/ort Medieninstallation von Rolf Arno Specht im Kunstsstern 2013
Bei seiner Nordwärtswanderung schob der Steinkohlenbergbau die Grenzen des Ruhrgebiets nach Norden. Ländliche Versatzstücke wechseln sich mit urbanen Strukturen ab. Die Grenzen des Reviers sind fließend. Es entstand eine breite Grenzregion, in der die Städte immer beides sind: Teil ihrer historischen Landschaft und Teil des Ruhrgebiets.
Die Medieninstallation vor/ort von Rolf Arno Specht thematisiert die Grenzerfahrung zwischen nördlichem Ruhrgebiet und den angrenzenden Regionen Niederrhein und Münsterland. Streiflichter aus Interviews mit Bewohnern der Grenzregion werden collagiert. Diese wechseln mit filmischen und fotografischen Eindrücken aus der Region. Es geht um die Fragen „wo verorten sie die Menschen selbst?“ und "welche Konnotationen haben die unterschiedlichen Landstriche?" Was ist Heimat? Gibt es so etwas wie wechselnde Identitäten?
Die Raumprojektion
In den Raum werden verzerrte Linienmuster projiziert. Durch das Betreten der Rauminstallation interagiert der Betrachter unausweichlich mit diesen Grenzen; er wird teils geblendet und wirft unweigerlich Schatten. So wird er Teil dieses dichten Geflechts, er kann sich nicht entziehen.
Die Menschen zwischen Emscher und Lippe wachsen in ein kompliziertes Gebilde aus Grenzen hinein. Verwaltungstechnische Absurditäten gehören zum Alltag. Es gibt historische Grenzen der Region, der Regierungsbezirke, der Bistümer, der Mentalitäten, der Sprache und viele weitere mehr.
Die Stele
Die Stele steht einem Grenzstein gleich inmitten eines Gewirrs aus Linien. Obwohl sie monolitisch den Raum dominieren könnte, wird sie vom Linienmuster überlagert und wird Teil der Raumprojektion. Durch ihre betont sachliche Art kann sie der Betrachter selbst mit Themen aufladen oder es bleiben lassen.
Sie hat eine quadratische Grundfläche. Vier Bildschirme sind in etwa 170cm Höhe an jeder Seite der Stele angebracht.
Die Inhalte
Jeder der vier Bildschirme zeigt unterschiedliche Aspekte aus dem Grenzalltag im nördlichen Ruhrrevier. Sei es die Tagespostille, die eine Grenze weiter im Süden behauptet und eine Zugehörigkeit zum Ruhrgebiet negiert. Seien es die Fotografien von urbanen und ländlichen Versatzstücken, die offen lassen, wo sie entstanden sind. Oder die collagierten Streiflichter aus Interviews, die von Ahlen bis Kamp-Lintfort entlang der Grenzlinie geführt wurden.
Die Videos laufen bewusst asynchron, um einerseits die Kakophonie der widersprüchlichen Meinungen und Ansichten darzustellen und andererseits, um immer wieder neue inhaltliche Wechselbeziehungen herzustellen.
Der Künstler
Rolf Arno Specht wurde 1969 in Marl im nördlichen Ruhrgebiet geboren. Er arbeitet als Filmemacher, Fotograf und Web-Designer. Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens ist der urbane Raum.
Für seine Videocollage „Einfach abheben“ gewann er 2010 den vom Adolf-Grimme-Institut ausgelobten Grimme Top Pott.
Seine Bildserie „Losing Places“ wurde in die Sammlung Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen.
DerMARLER KUNSTSTERN 2013, eine der größten Ausstellungen der freien Kunstszene im Ruhrgebiet findet in diesem Jahr vom 9. - 30.11.2013 statt. Die Ausstellung hat das Thema "Grenzerfahrung". Die Jury bestand aus Bence Fritzsche - Verleger des Kunstmagazins Atelier, Dr. Elisabeth Kessler Slotta - Kunsthistorikerin in Bochum und Georg Elben - Museums-direktor Glaskasten in Marl. Die Künstlergemeinschaft „Kunst im Stern“ ist der Veranstalter.
Veranstaltungsort ist das Einkaufszentrum MARLER STERN, Bergstrasse 228 in 45786 Marl, das für die Dauer der Ausstellung in "MARLER KUNSTSTERN" umbenannt wird.
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag, Freitag von 14 Uhr bis 18 Uhr und an den Samstagen von 10 Uhr bis 18 Uhr.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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