Videokunst im Skulpturenmuseum Marl
Die Ausstellung „Transformation Geschichte der Ukraine in der Videokunst der 1990er – 2000er Jahre“ ist diesen Winter in dem Skulpturen Marl zu sehen.
„In den 1980er und 1990er Jahren erlebte Europa bedeutende ideologische, geopolitische und wirtschaftliche Veränderungen, begleitet von Transformationen in allen sozialen und kulturellen Bereichen. Der Übergang von der totalitären Sowjetunion zur demokratischen Welt, von einer kommunistischen Realität zum Kapitalismus, war geprägt von der global wirkenden Perestroika. Sie ermöglichte den Umbau des vorherigen politischen Systems, das Neudenken des Individuums als Bürgerin und Bürger, ihrer/seiner Rechte und Freiheiten sowie einen Bewusstseinswandel im kulturellen Bereich. Künstlerinnen und Künstler begannen nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs", insbesondere mit der Reisefreiheit ab 1988, am interkulturellen Dialog international teilzunehmen und begegneten verstärkt westlichen Einflüssen. Die neuen Impulse und ein anderer Um- und Zugang zu aufkommenden Medien beeinflussten die Entwicklung einer eigenen kulturellen Identität. So veränderte sich die bildende Kunst sowohl in Bezug auf ihre technischen Mittel als auch in der Themenwahl und deren narrativer Umsetzung.
Die Ausstellung Transformation. Die Geschichte der Ukraine in der Video-Kunst der 1990er- und 2000er-Jahre skizziert jene politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen des komplexen Übergangsjahrzehnts in der Ukraine, die sich in der Videokunst der Zeit widerspiegeln. Gegliedert in verschiedene inhaltliche Blöcke, präsentiert die Ausstellung eine Varianz an videografischen und filmischen Auseinandersetzungen, die von sozialer und psychedelischer Selbsterfahrung hin zu medialer Reflexion und politischer Kritik reicht,“ stellt das Museum seine Kunstpräsentation vor.
Die Ausstellung wurde von Georg Elben und Kateryna Ray kuratiert. Sie wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.
Max Afanasyev (TOTEM), Andrij Bojarov, Oksana Chepelyk, Oleksii Degtyar (Spitzname Maket), Victor Dovhalyuk (AKUVIDO), Natalia Filonenko, Anatoliy Gankevich, Oleksandr Hnylytskyi, Illya Isupov, Gleb Katchuk, Olga Kashimbeckova, Oleg Kharchenko, Ute Kilter, Hanna Kuts (AKUVIDO), Alfred Maksimenko, Maxim Mamsikov, Ihor Podolchak, Kiril Protsenko, Oleksandr Roitburd, Arsen Savadov, Georgii Senchenko, Ivan Tsupka, Lesja Zajac, Mykola Zhuravel heißen die Künstler, die hier ausstellen.
Die Ausstellung ist in den Räumlichkeiten des Museums sowie teilweise auf dem Flur zu sehen. Sie enttäuscht. Es gibt lediglich Videos zu sehen; selbst auf dem Außengelände fehlen Skulpturen, Bildhauerwerke usw. Es ist überdeutlich zu spüren, daß sich das Skulpturenmuseum in einem Zwischenstadium befindet und auf seine Neueröffnung an neuem Standort im Jahre 2026 wartet.
Um diese Einschätzung zu verstehen, sei ein Blick in die Geschichte des Museums erlaubt. Das Museum gibt es seit dem Jahre 1982. Rund 40 Jahre später kommt dann der Umbruch. In Räumlichkeiten des Rathauses Marl untergebracht, stellt sich dann Ende der 2010er Jahre heraus, daß die Bausubstanz dort in einem sehr schlechten Zustand ist. Der Stahlbeton ist nicht so haltbar wie gedacht, die Haustechnik veraltet, die Wärmedämmung entspricht nicht mehr heutigen Vorstellungen. Die Sanierungsmaßnahmen beginnen im Jahre 2020. Mit dem Ende der Ausstellungen im Glaskasten am Creiler Platz und dem Auszug aus dem Rathaus wird das Ausstellungsprogramm des Skulpturenmuseums seit April 2022 an der Martin-Luther-King-Schule in Marl-Hüls in neuer Form fortgesetzt. Fünf ebenerdige ehemalige Klassenräume wurden für das temporäre Museum renoviert und erinnern durch ihre große Fensterfront an das Grundkonzept von möglichst großer Offenheit des ehemaligen Glaskastens.
Für mein persönliches Empfinden ist der jetzige Standort keine Verbesserung, eher eine Schlechterstellung. Es fängt schon mit banalen Dingen an. Parkplätze gibt es hier keine. Da der Gebäudeeingang auf einem Schulhof liegt, muß der zufällige Besucher während der Schulzeiten den Mut aufbringen, an Schülern vorbei das Museum zu betreten.
Unter optischen Gesichtspunkten sieht das Museum wenig präsentabel aus. Der schulische Hintergrund ist unübersehbar. War der Museumsstandort „Creiler Platz“ schon kein Schmuckstück architektonischer und städtebaulicher Baukunst, kann dieser Standort einfach zu leicht übersehen werden – ist kommunale Kulturpolitik immer so respektlos ihren eigenen Kultureinrichtungen gegenüber?
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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