Theater Osnabrück gastiert mit „Mephisto“ in Marl

Foto: © Kerstin Schomburg

Nach dem Roman von Klaus Mann zeigt das Theater Marl am 31. Oktober um 19.30 Uhr das Schauspiel „Mephisto“. Zu Gast ist das Theater Osnabrück mit der außergewöhnlichen Inszenierung von Regisseur Christian von Treskow. Karten sind ab sofort im i-Punkt erhältlich.
Hauptfigur trägt Züge des Schauspielers Gustaf Gründgens

Pakt mit dem Teufel

In Klaus Manns Roman geht der Schauspieler und Regisseur Hendrik Höfgen einen Pakt mit dem Teufel ein, als er sich mit den neuen, barbarischen Machthabern arrangiert und sich sogar in deren Dienste stellen lässt. „Mephisto“ erzählt die Geschichte des Protagonisten, von seinen Anfängen im Hamburger Künstlertheater 1926 bis zum Jahr 1936, als er es zum gefeierten Star des neuen Reiches gebracht hat. Höfgen verrät die humanen Werte, für die er einst eintrat und. Am Ende ist er ein „Affe der Macht“ geworden, ein „Clown zur Zerstreuung der Mörder“. Die Figur des Hendrik Höfgen trägt unverkennbar manche Züge des Schauspielers Gustaf Gründgens, der mehr als 350 Mal die Rolle des Teufels Mephisto in Goethes Faust verkörperte.

Roman wurde Kult

Klaus Manns Erzählung ist aber kein Enthüllungsroman, sondern ein zeitkritisches Panorama der Zustände in Nazi-Deutschland – mit deutlich satirischen Elementen. Mann sah im Komödianten Höfgen das Symbol „eines durchaus komödiantischen, zutiefst unwahren, unwirklichen Regimes“, wie er in seiner Autobiographie betonte. „Mephisto“ erschien erstmals 1936 im Exil.

1966 wurde der Roman in der Bundesrepublik verboten? 

"1966 wurde der Roman in der Bundesrepublik verboten. Dessen ungeachtet erschien 1981 eine Neuausgabe."
Diese These ist zwar an vielen Stellen zu finden, ist aber nicht zutreffend. Weder war der Roman "in der Bundesrepublik" verboten, noch verstieß die Neuausgabe gegen frühere Gerichtsentscheidungen.
Vielmehr war in einem zivilgerichtlichen Urteil nur dem Verleger Spangenberg verboten worden, das Buch zu vertreiben. Zivilgerichtliche Urteile wirken grundsätzlich nur gegen den Beklagten. Daher war es durchgängig legal, z.B. Exemplare von Klaus Manns "Mephisto" in der DDR zu kaufen und in die Bundesrepublik einzuführen. Es ist zwar möglich, gegen Bücher auch jenseits des Zivilrechts vorzugehen, aber das war in diesem Fall nicht erfolgt.
1981 startete dann ein neuer Verlag eine neue Druckausgabe, nachdem der neue Verlag die Urheberrechte erworben hatte. Da der neue Verlag nicht Beklagter im damaligen Verfahren gewesen war, waren Druck und Vertrieb des Buches legal. Der frühere Kläger hätte nun gegen den neuen Verlag zivilrechtlich vorgehen können, hat das aber nicht getan.
Es ist möglich, gegen den Vertrieb von Büchern juristisch auch jenseits des Zivilrechts vorzugehen (z.B. bei Gewaltverherrlichung), aber das ist bei Klaus Manns Werk nie erfolgt.

Prozeßgeschichte untersucht

Thomas Henne hat vor einiger Zeit  die ausführlicher die spannende Prozeßgeschichte untersucht:
Klaus Manns Mephisto und die Publikationsverbote der deutschen Gerichte. Zur gerichtlichen Karriere des Romans und seines Münchener Verlegers Berthold Spangenberg, in: Dirk Heißerer (Hg.), Thomas Mann in München, München 2004, S. 27-65

Das Buch wurde Kult:
als exemplarische und höchst lehrreiche Geschichte über Anpassung und Widerstand, Karrieredenken und künstlerische Moral.
Werkseinführung vor Vorstellungsbeginn

Hygiene- und Abstandsregeln

Besucherinnen und Besucher können eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn an einer Einführung in die Thematik des Stückes teilnehmen. Für den Besuch der Veranstaltung gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln.

Karten für die Vorstellung am Samstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr sind im Stadtinformationsbüro i-Punkt erhältlich (montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr), Telefon: (0 23 65) 99-43 10.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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