Stadt Marl erinnerte an Dietrich Bonhoeffer
Der NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer wurde vor 75 Jahren im Oberpfälzer Konzentrationslager Flossenbürg ermordet . Die Stadt Marl hat dem evangelischen Pfarrer zu Ehren am Donnerstag eine Gedenkminute gewidmet.
Blumengesteck am Bonhoeffer-Denkmal
Marler Bürgerinnen und Bürger haben ein Blumengesteck am Bonhoeffer-Denkmal auf dem Creiler Platz niedergelegt. Bonhoeffer ist durch seinen Mut und seine Zivilcourage für viele Menschen „ein Leuchtturm für unsere Demokratie“. An seiner Büste auf dem Rathausplatz erinnert die Stadt Marl am Volkstrauertag an alle Toten von Krieg und Gewaltherrschaft.
Bonhoeffer wurde 1945 nach zwei Jahren Haft in Berlin und dem KZ Buchenwald in die Oberpfalz verlegt. Zunächst nach Regensburg, dann nach Schönberg in den Bayerischen Wald. Am 8. April 1945 wurde er in den Arrestbau des KZ Flossenbürg gebracht. An dem Abend entscheidet ein Standgericht, dass er wegen Hochverrats sterben soll. In der Morgendämmerung des 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im Lager Flossenbürg erhängt.
Adolf Grimme erstattete Anzeige gegen den NS-Richter
Am 15. September 1945 erstattete Adolf Grimme, der zur Roten Kapelle gehört hatte, Anzeige gegen den NS-Richter Manfred Roeder wegen dessen Beteiligung an den Verfahren gegen Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi und 49 Mitglieder der Roten Kapelle und wegen des Einsatzes erpresserischer Zwangsmittel. Das zunächst in Nürnberg und danach in Lüneburg geführte Verfahren wurde jedoch eingestellt.
NAZI Urteile lange in der BRD gültig
1956 qualifizierte der Bundesgerichtshof das SS-Standgericht, das Bonhoeffer 1945 zum Tode verurteilt hatte, als ein ordnungsgemäßes Gericht. Das Verfahren, das ein anderer Senat des BGH 1952 noch als „offenkundiges“ Scheinverfahren angesehen hatte, wurde als ein ordnungsgemäßes Gerichtsverfahren angesehen. Das Urteil gegen Bonhoeffer, Dohnanyi u. a. habe dem damaligen Recht entsprochen und sei daher auch weiterhin gültig. Dies galt bis in die 1990er Jahre, so dass Dietrich Bonhoeffers Verwandten z. B. keine Entschädigungen als Verfolgten des Naziregimes zugesprochen wurden. Erst durch das Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege wurden NS-Unrechtsurteile für nichtig erklärt und damit auch Bonhoeffer formell für unschuldig erklärt.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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