SOMA trifft Chagall

Eine ngewöhnliche Musikgruppe: SOMA. Foto: privat | Foto: Foto: privat
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SOMA trifft Chagall: So heißt es am kommenden Sonntag, 21. November, um 17.30 Uhr in der Liebfrauen-Kirche in Marl-Sinsen. Die Gruppe steht für besondere Musik und Multimedialität, montiert Gedichte und Bilder, Lieder und Klang zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Mehrstimminger Gesang, der Einsatz von Gitarren, Schlagzeug und Keyboard kennzeichnet SOMA. Der Eintritt zum Konzert ist frei.
Aktuelle Mitglieder der Gruppe mit den ungewöhnlichen Arrangements sind Carsten Dreyer, Christoph Haselau, Kai Hegner, Norbert Mackowiak, Bettina Wolf und Jörg Schneider.

Jörg Schneider zur Geschichte der Band:
Es begann 1969 mit den so genannten „Beatmessen“. Ein Chor mit Jugendlichen aus der Gemeinde gestaltete mit der Beatband „the Quarrymen“ die Gottesdienste für Jugendliche in Herz-Jesu.
Es wurden einzelne Lieder aus bekannten Musicals „Hair“ oder „Jesus Christ Superstar“ einstudiert. Aber immer häufiger schrieb Hermann Josef Coenen, der Pfarrer der Gemeinde, Texte zu Liedern, die The Quarrymen samstags in Originalversion im Jugendheim spielten, um diese dann mit deutschen (anspruchsvollen) Texten am Sonntag im Gottesdienst vorzustellen.
Aber auch inhaltlich engagierte sich die Gruppe um den jungen Pfarrer Coenen. In sogenannten „Beatmeditationen“ wurden Themen aufgegriffen: Drogen (Verbotene Paradiese) oder Amnesty International (Freiheit, die ich meine). Es gründete sich die Interessengemeinschaft drogengefährdeter junger Menschen, später die Jugendberatungsstelle, die jetzt als „Drobs“ an der Zeppelinstraße tätig ist. Auch gründete sich die erste Gruppe von Amnesty International in Marl. Beide aufgrund des Inputs aus den oben genannten Beatmeditationen.
Nachdem der Chor sich aufgelöst hatte machten „the Quarrymen“ mit Pastor Coenen unter dem Namen „Amos“ weiter. Vorwiegend Protestlieder und kritisches Denken fanden Einzug in die Jugendgottesdienste.
Ab 1973 wurde aus Amos „Soma“. Das hieß, wir wollten nicht mehr nur gegen Entwicklungen ansingen und nur immer kritisieren, sondern wir wollten uns für etwas einsetzen, und wir wollten auch unsere Musik entsprechend gestalten.
Die zweiten zehn Jahre:
Nach 10 Jahren wurde 1979 die erste LP „Soma“ produziert. 1980 – ein Jahr später – die zweite „Unser Sonnengesang“ nach Franz von Assisi. Hier setzten sich die Musiker mit dem Thema „Programmmusik“ auseinander. Meditation und Gebet, Bilder und innere Einkehr, dazu wurden die Gottesdienstbesucher bewegt. Durch die Teilnahme an verschiedenen Kirchen- und Katholikentagen und anschließenden Einladungen wurde Soma auch auf ökumenischer Ebene weit über die Grenzen Marls bekannt.
Inhaltlich beschäftigte sich Soma mit der Friedensbewegung; Lieder von den Botts, Andre` Heller oder von Georg Danzer fanden Einzug in unsere Kirche.
Aber auch die Lyrik wurde zunächst von Hermann-Josef und danach von den Gruppenmitgliedern entdeckt. Herrmann Hesse, Rainer Maria Rilke auch Hilde Domin gab es nun zu Eigenkompositionen zu hören. Diese Entwicklung machte die Lieder ein wenig leiser, und so entstand 1988 die LP/MC „Leise Lieder“.
Die dritten zehn Jahre:
Zu Beginn der 90ger wurde „Parzival“ geschaffen. Ein „Gottesdienst für Suchende“, so tingelte Soma damals durch die Republik. Musikalisch hat dieses Konzeptalbum wieder mit Programmmusik zu tun; denn eine Aufgabe beim Komponieren war es, den eigenen musikalischen Werdegang zu beschreiben. Und so hört man hier und da die Beatles, die Stones, Leonhard Cohen oder Neil Young heraus.
Die MC Balladen 1993 stellt eine musikalische Zusammenstellung bekannter Rockstücke mit inhaltsreichem Text von Soma dar.
Auf dem Kirchentag in Düsseldorf in den 80gern hatte Hilde Domin SOMA kennen gelernt. Die Dichterin war über die Vertonung ihres Werkes „Wen es trifft“ so angetan, dass sie von sich aus die Band zu Veranstaltungen einlud, die für sie selbst einen großen Wert hatten. Bei der Verleihung der Carl Benz Medaille in Heidelberg oder des Nelly Sachs Preises in Dortmund. Soma neben einem Sinfonieorchester, das war eine ganz neue Erfahrung! Dadurch angespornt wurde 1994 die CD / MC „Wen es trifft“ produziert.
1997 Produktion der CD „Vielleicht ist da noch mehr“ und 1998 als Remake die CD „Unser Sonnengesang“. Letztere aufgenommen auf Theos Farm.
Seit Beginn der 90er Jahre wird Soma immer wieder vom DGB oder von dessen Einzelgewerkschaften (IG-Metall oder Ver.di) zu Konzerten eingeladen. Auf dieser Ebene lebt die Gruppe ihr gesellschaftskritisches Engagement weiter fort. Schon fast Tradition haben die „Jam-Sessions“ bei den Neujahrsempfängen des Deutschen Gewerkschaftsbundes der Emscher-Lippe-Region in Gladbeck.
Die vierten zehn Jahre:
Es bedeutete zehn Jahre ohne Hermann Josef Coenen. Der hatte vor seinem Tod Texte geschrieben wie „Menschenleben“ oder „Tanz des Lebens“, die auf der CD „Menschen leben Menschenleben“ als literarisches Vermächtnis und als Ehrung von H.J. Coenen veröffentlicht wurden. Es folgte sieben Jahre lang eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Liturgikers der Herz-Jesu-Gemeinde. 2004 erfolgte die Gründung des Deutschen Kinderschutzbundes Marl e. V. nach einem Gottesdienst zum Thema Kinderarmut hier in Herz-Jesu. Noch kürzlich gestaltete SOMA den so genannten „Bikergottesdienst“ in der Erlösergemeinde unentgeldlich. Trotzdem spendeten die begeisterten Motoradfahrer; und diese Spende soll ebenfalls dem Deutschen Kinderschutzbund in Marl zukommen. In den letzten Jahren haben wir unser Angebot ein wenig dezimiert, und wir gestalten nun einzelne gottesdienstlichen Events in der Herz-Jesu-Kirche.
Immer wieder, wenn wir außerhalb Marls musikalisch unterwegs sind, merken wir besonders deutlich, wie intensiv manche Texte oder Melodien auf die Menschen wirken, die uns vorher noch gar nicht kannten. Das wollen wir beibehalten und noch ausbauen. Den Input bekommen wir hier, hier in dieser Gemeinde. Und wenn es geht, und so Gott will, möchten wir es noch gemeinsam mit Pfarrer Netzler ein paar Jährchen weiterhin machen.
Noch anzumerken sei: Soma sieht sich nicht als eine konfessionell gebundene Musikgruppe. Die ökumenische Ausrichtung hat die lange Existenz der Band erst möglich gemacht. Auch zukünftig will Soma hier verbindend wirken.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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