Ruhrfestspiele: Ulrich Matthes weckt Lust auf Schiller
So unverkrampft und dabei künstlerisch grandios wie Ulrich Matthes hat bisher noch kein Vorleser sein Publikum mit - und buchstäblich von den Stühlen gerissen. Denn nach seinen Schiller-Balladen vor ausverkauftem Großen Haus hielt es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen, sie sprangen auf und riefen "Bravo!".
Eine Ehre, die selbst dem charismatischen Christian Brückner (Casanovas Erinnerungen) und der hervorragenden Andrea Sawatzki (Jean Paul: Selina oder Über die Unsterblichkeit) nicht zu Teil wurde...
Ob "Die Glocke", "Der Handschuh" oder "Die Bürgschaft", Ulrich Matthes - er war zum dritten Mal als Vortragskünstler bei den Ruhrfestspielen zu erleben und warb in eigener Sache: "Ich würde sehr gerne wiederkommen!" - brachte das Publikum - ganz ähnlich wie ein Rockstar - zum Mitmachen. Einträchtig sprachen die Zuschauer mit ihm gemeinsam die ersten vier Zeilen aus Schillers "Lied von der Glocke"´:
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Matthes plauderte zu Beginn ein wenig aus dem Nähkäsatchen: Sein Opa habe ihn als Zwölfjährigen maßlos beeindruckt, als der bei einem Familienfest ans Glas klopfte, um Ruhe bat und die "Glocke" ("auswendig, bestimmt sieben Minuten lang") vortrug, obwohl ihn seine Tochter, Ulrich Matthes' Mutter, am Ärmel packte: "Lass doch."
Der Senior hörte zum Glück nicht auf sie und machte seine Sache so gut, dass Ulrich Matthes seitdem Schiller regelrecht verfallen ist: "Diese wunderbare Sprache, diese Leidenschaft, diese Verteidungung von Werten wie Freiheit und Frieden ist großartig. Besonders .Die Bürgschaft' bewegt mich zutiefst. Dabei sind mir wirklich Tränen in die Augen gestiegen", verriet er nach der Vorstellung bei einem Gespräch mit dem Stadtspiegel." Mehr darüber in der nächsten Ausgabe.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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