Ruhrfestspiele: "Paris, Texas" scheitert auf hohem Niveau

Ein sehr musikalisches Stück: Heike Makatsch spielt und singt, Musiker und Sänger Steve Binetti (M.) ist von zentraler Bedeutung, und Manuel Harder (rehts) legt als "Verrückter" mit seiner Affen-Performance eine Glanzleistung hin. Foto: Thomas Aurin | Foto: Foto: Thomas Aurin
  • Ein sehr musikalisches Stück: Heike Makatsch spielt und singt, Musiker und Sänger Steve Binetti (M.) ist von zentraler Bedeutung, und Manuel Harder (rehts) legt als "Verrückter" mit seiner Affen-Performance eine Glanzleistung hin. Foto: Thomas Aurin
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Wie macht man aus einem leisen, melancholischen Film ein Bühnenstück? Sebastian Hartmann legt in "Paris, Texas" eine harte, schrille, schnelle Gangart ein. Das ist bis ins letzte Detail durchdacht und doch nicht gelungen, weil zu grell, zu laut und manchmal sogar - unfreiwillig? - komisch.
Die drehbare Bühne mit dem Drugstore und der Peepshow ist meisterhaft konstruriert. Die Geschichte der zerstörten Familie und des verstörten Travis' (Hagen Oechel) kommt durchaus 'rüber. Und es mangelt Hartmann auch nicht an Einfallen, eher das Überbordend-Laute seiner Inszenierung lässt Zuschauer ratlos, gelangweilt oder spöttisch-amüsiert zurück.
Die (ausverkaufte) Premierenvorstellung verließen einige Zuschauer schon lange vor Schluss. Nur höflicher Applaus, keine "Standing Ovations", obwohl viele sich von den Sitzen erhoben hatten. Aber eindeutig nur, weil sie das Große Haus schnellstens verlassen wollten. Das Stück dauert zweieinhalb Stunden - ohne Pause.
Bei den Ruhrfestspielen erlebte "Paris, Texas" auch vor allem durch Heike Makatsch in der Rolle der Jane (die im Wim-Wenders-Film von Nastassja Kinski gespielt worden war) schon vorab großes Medien- und Publikumsinteresse. Die Heike Makatsch, mittlerweile eine Charakterdarstellerin von beachtlichem Renommee, machte nicht nur eine gute Figur, sondern ist auch trotz relativ geringer Bühnenerfahrung überzeugend.
Richtig klasse sind Yusuf El Baz, der den kleinen Hunter spielt, und vor allem Manuel Harder in seiner Doppelrolle als Arzt und vor allem als Verrückter. Mag sein Aufritt als Durchgeknallter (die gibt es auch in dem legendären Film, die Brückenszene) als Affennummer irritieren, es ist eine Glanzleistung des Mimen.
Insgesamt ist die Ensemble-Leistung gut, die Musikbearbeitung auch, obwohl man mit Sehnsucht an Ry Cooder denkt.
Übrigens: Wim Wenders, der das Stück letztes Jahr im Leipzig, als es uraufgeführt wurde, gesehen hat, soll's gut gefallen haben.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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