Ruhrfestspiele: John Malkovich - morden kann er besser

Sopranistin Sophie Klußmann (Szene mit John Malkovich als Casanova) erhielt als einzige Bravorufe des Premierenpublikums. Foto: Nathalie Bauer | Foto: Foto: Nathalie Bauer
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  • Sopranistin Sophie Klußmann (Szene mit John Malkovich als Casanova) erhielt als einzige Bravorufe des Premierenpublikums. Foto: Nathalie Bauer
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Wunderbare Musik, exzellente Sänger, ein beeindruckendes Bühnenbild, tolle Kostüme - aber ein erstaunlich leidenschaftloser John Malkovich. Eindeutig hat der Hollywoodstar als Frauenmörder Jack Unterweger letztes Jahr bei den Ruhrfestspielen mehr überzeugt als ausgerechnet in der Rolle des berühmtesten Frauenverführers der Weltgeschichte: Giacomo Casanova.

Vor ausverkauftem Haus und mit vielen "Promis" (NRW-MInisterpräsidentin Hannelore Kraft, die Schauspieler Günter Lamprecht, Martin Brambrach, Christine Sommer und "Tatort"-Star Udo Wachtveitl) im Zuschauerraum war die Eröffnungspremiere von "The Giacomo Variations" nicht nur kulturell, sondern auch gesellschaftlich ein Ereignis.
Kein misslungenes Stück, aber auch kein Reißer. Der alternde Casanova wird als melanchoplischer und sarkastischer Anti-Held gedeutet und erklärt. Der Chevalier von eigenen Gnaden verführt die Damen nicht, er redet sie schwindlig. Und er ist leider, wenn das hervorragende Barockorchester unter der Leitung von Matin Haselböck Mozart-Arien oder Stücke von Lorenzo Da Ponte anstimmt, als Sprecher leider zu leise. Deutsche Übertitelungen gleichen dieses Manko nicht aus, denn man will den Darsteller auch sprechen hören und nicht nur sehen.
Es gibt jedoch auch Gutes hervorzuheben: Sophie Klußmann, die Sopranistin, erhielt verdientermaßen (und als einzige) Bravorufe. Das Wechselspiel der zwei Sänger und zwei Darsteller, die alle Rollen spielen müssen und das auch durch Kostümtausch auf offener Bühne zeigen, ist schön choreographiert.
Gleich zu Anfang zeigt "Mister Superstar" mal lässig, was er wirklich drauf hat, als er nämlich so täuschend echt wirkend einen Herzanfall auf der Bühne erleidet, dass die Zuschauer unwillkürlich zusammenzucken. Die Spannung wird mit einem gelungenen Gag gebrochen, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll.

Im Vorfeld der Premiere (das Stück läuft noch bis Sonntag, 8. Mai) konnten sich bei einer Pressekonferenz Malkovich & Co. beim Ansturm einer wahren "Medienmeute" im Scheinwerferlicht sonnen. Uraufgeführt wurde das Stück im Frühjahr in Wien, danach war die Koproduktion (Vereinte Bühnen Wien/ Ruhrfestspiele) vor Beginn der 65. Ruhrfestspiele im australischen Sydney zu sehen.
Was fällt John Malkovich zu Recklinghausen ein? „In Wien gibt‘s bessere Restaurants, in Recklinghausen mehr Kirchenglocken.“ Auf meine scherzhaft gemeinte Frage, ob er denn kein Problem damit habe, den alten Casanova zu spielen, obwohl er für die Rolle doch 20 Jahre zu jung sei, meinte John Malkovich: "You're sweet." Klar. der Mann kann alles spielen, aber zu seinem Bedingungen. So muss man denn auch die Aussage des Regisseurs Michael Sturminger wohl verstehen, der auf meine Frage, ob sich das in Recklinghausen gezeigte Stück von der "Wiener Fassung" unterscheide, verstehen, erklärte: "Das Stück ändert sich ständig. Anders wäre eine Zusammenarbeit mit John Malkovich nicht möglich."

Sopranistin Sophie Klußmann (Szene mit John Malkovich als Casanova) erhielt als einzige Bravorufe des Premierenpublikums. Foto: Nathalie Bauer | Foto: Foto: Nathalie Bauer
Standen im Blitzlichtgewitter: John Malkovich, Regisseur Michale Sturminger, Ingeborgha Dapkunaite (sie ist auch gut im Filmgeschäft, war beispielsweise in "Sieben Jahre in Tibet" mit Brad Pitt zu sehen). Foto: Gerd Schypulla
Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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