Ruhrfestspiele: Hannelore Hoger im Gespräch
Im Theater Marl feierte das Publikum bei den Ruhrfestspielen Hannelore Hoger in „Ihre Version des Spiels“ frenetisch. So auch zum krönenden Abschluss im Festspielhaus: Hannelore Hoger las „Miniaturen“ von Robert Walser.
Diese Ausnahmeschauspielerin (beispielsweise durch ihre TV-Rolle „Bella Block“ berühmt und beliebt) ließ sich auch von ihren Gastgebern nichts vorschreiben. Während sonst bei den Lesungen den Künstlern Werke und Passagen als Auftrag vorgegeben werden, erklärte Hannelore Hoger nach ihrem Robert-Walser-Matinee im Gespräch mit dem Stadtspiegel: „Ich habe mir selbstverständlich den Autor und was ich lese selbst ausgesucht. Ich liebe die Texte von Robert Walser!“
Robert Walsers Miniaturen
Merkte man. Es waren ironische Geschichten („Brief an einem Ehemann“, der so widerwärtig tugendhaft ist, dass er seine Frau zur Untreue treibt), melancholische („Das Grab der Mutter“) und komische wie die Liebesgeschichte „Storch und Stachelschwein“, die Hoger mit Leben füllte. Siegfried Gerlich am Klavier begleitete sie mit Werken von Gershwin, Debussy und Schumann. Auch das purer Genuss.
Rappelvoll waren zuvor im Theater Marl alle sechs Vorstellungen mit Hannelore Hoger in dem Vier-Personen-Stück "Ihre Version des Spiels". Dafür hatten alle Darsteller neben "La Hoger" , nämlich Tatja Seibt als Kulturjournalistin, Oliver Urbanski als Kleinstadt-Bibliotheksleiter und Volker Lechtenbrink gab den angesäuselten Bürgermeister) verdientermaßen viel Beifall bekommen.
Medien-Gier nach Privatem
Trotzdem hatte man von einem Stück aus der Feder von Yasina Reza nach international erfolgreichen Krachern wie "Der Gott des Gemetzels" oder"Kunst" eine weitere - reine - Komödie erwartet. Das aber ist "Ihre Version des Spiels" nicht, denn die heiteren Akzente sind dafür zu sparsam gesetzt.
Dazu Hannelore Hoger:"Genau das finde ich spannend, weil es ganz anders als ,Kunst' oder ,Der Gott des Gemetzels' ist." Gelungen findet sie an dem Stück die Medien-Kritik: "Es scheint eine Mode zu sein, dass viele Journalisten versuchen, eine Rolle mit aller Gewalt mit dem Privaten, mit der Persönlichkeit eines Schauspielers, zu verknüpfen."
Hannelore Hoger empfindet das als großen Quatsch. Man kann ihr in der Sache nur beipflichten.
Autor:Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein |
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