Virus bremst Mondfahrt
Premiere des Weihnachtsmärchen im Theater Marl auf Dezember 2021 verschoben

Theaterleiter Cornelius Demming, das Schauspiel-Team Leif Scheele, Julia Breier, Pia Alena Wagner, Sina Große-Beck, Jan Schuba und Regie-Assistentin Marja Hennicke haben entschieden das Video von der Generalprobe im Internet zu zeigen. | Foto:  Theater
  • Theaterleiter Cornelius Demming, das Schauspiel-Team Leif Scheele, Julia Breier, Pia Alena Wagner, Sina Große-Beck, Jan Schuba und Regie-Assistentin Marja Hennicke haben entschieden das Video von der Generalprobe im Internet zu zeigen.
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Ein Hauch von Besinnlichkeit gepaart mit dem Geruch von Desinfektionsmittel weht durch den Theatersaal. Die Proben für das diesjährige Weihnachtsmärchen „Peterchens Mondfahrt“ sind im vollen Gange. Doch das Virus sorgt dafür, dass der Bühnenvorhang geschlossen bleibt und die Premiere, die am 5. Dezember stattfinden sollte, ausfällt. Stattdessen soll an den Weihnachtstagen das Video von der Generalprobe im Internet zu sehen sein. Die Theaterpremiere ist für Dezember nächsten Jahres geplant.

„Nach der Videoaufzeichnung der Generalprobe am Freitag endet Peterchens Mondfahrt für dieses Jahr“, sagt Theaterleitung Cornelius Demming traurig. Eigentlich hatte er vor, den Theatervorhang wieder zu öffnen, sobald es Lockerungen gegeben hätte, um „den Familien in Marl und den umliegenden Städten vor Weihnachten ein tolles Theaterstück zu präsentieren“. Doch die Corona-bedingten Schließungen von Kultureinrichtungen werden vermutlich länger andauern. So wird die Geschichte über die Freundschaft des Maikäfers Sumsemann mit den Geschwistern Peter und Anneliese und ihre abenteuerliche Reise zu den Sternen erst im Dezember nächsten Jahres Premiere feiern.

Mit Cornelius Demming bedauern vor allem die Schauspieler, die seit Anfang November im Theater proben, das vorzeitige Ende von Peterchens Mondfahrt. Sie haben dennoch Verständnis für die Entscheidung. „Die Gesundheit unseres Publikums und die unserer Crew steht an erster Stelle“, sagt Regie-Assistentin Marja Hennicke. Schon vor Beginn der Proben hatten sich alle Beteiligten intensive Gedanken zur Aufführung und zum Gesundheitsschutz gemacht. Wie kann eine Inszenierung mit dem geforderten Sicherheitsabstand umgesetzt werden? Wie gelingt die Darstellung von Emotionen, wenn die Schauspieler einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen und sich nicht berühren dürfen? Sicherheits- und Hygienekonzepte wurden mehrfach überarbeitet und an veränderte Anforderungen angepasst. Letztlich ohne Erfolg.

Erstmals eigene Produktion

Dass die Premiere auf nächstes Jahr verschoben wurde, ist insofern besonders schade, weil es Cornelius Demming erstmals gelungen war, eine eigene Produktion auf die Bühne des Marler Theater zu bringen. „Ohne eine eigene Werkstatt sowie Schneiderei im Haus war das kein einfaches Unterfangen“. Doch mit vereinten Kräften habe man das Vorhaben stemmen können. Das Bühnenbild beispielweise entstand mit Unterstützung des Zentralen Betriebshofs der Stadt Marl, dessen Mitarbeiter „elektrisiert zur Tat schritten“, so Demming.

„Es steckt zu viel Herzblut im Projekt, als das wir jetzt aufgeben“, sagt Demming. Peterchens Mondfahrt dem Publikum nicht zu präsentieren, ist für ihn deshalb keine Option. So entstand die Idee, die Generalprobe per Video aufzuzeichnen und an den Weihnachtstagen im Internet zur Verfügung zu stellen. „Die Menschen brauchen in dieser krisenbehafteten Zeit kulturelle Angebote“, sagt der Theaterleiter und spricht aus, was alle im Ensemble fühlen: Kultur ist gesellschaftsrelevant.

„Wir bieten Seelennahrung für unser Publikum“, erklärt Mondmann-Darsteller Leif Scheele. Dem Schauspieler Jan Schuba, der die Rolle des Herrn Sumsemann spielt, gibt das Engagement am Theater Marl auch die Wertschätzung für seine Arbeit zurück. „Für soloselbstsändige Künstler ist es aktuell keine leichte Zeit“, berichtet er. Engagements bleiben aus. Auch für die freie Theaterszene sei die Situation „alles andere als einfach“. „Viele kleine und freien Bühnen werden wohl nicht überleben“, befürchtet auch Theatermacher Cornelius Demming. „Die Vielfalt des Kulturbetriebs leidet, Arbeitsplätze für freischaffende Künstlerinnen und Künstler gehen verloren.“

Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe versteht das Dilemma von Kulturschaffenden: „Die hohen Infektionszahlen erfordern, dass wir das Kulturleben in der Stadt herunterfahren, jedoch darf der Wert, den die Kultur für unserer Gesellschaft darstellt, nicht vergessen werden“, so die städtische Kulturverantwortliche. „Kultur ist nicht nur Freizeitbeschäftigung, sie hat einen bildungs- und gesellschaftspolitischen Auftrag.“

Zuversicht trotz Corona

Auch wenn das Corona-Virus den Bühnenvorhang weiterhin geschlossen hält, bleiben Theaterleiter Cornelius Demming und seine Crew zuversichtlich. Sie hoffen auf sinkende Infektionszahlen und Lockerungen der Schutzmaßnahmen und freuen darauf, dass sich Peterchen an den Weihnachtsagen zumindest online auf seine langersehnte Reise zum Mond begeben kann.

Autor:

Lokalkompass Marl aus Marl

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