BÜRGERSTIFTUNG ERKLÄRT STRAßENNAMEN
Nachbarn erinnern an vergessene "Wasserwerkssiedlung"

Die monatliche Enthüllung eines neuen Legendenschildes fand im Mai in Marls hohem Norden statt. In Sickingmühle präsentierte die Marler Bürgerstiftung nun eine weitere Tafel ihres Projekt "Straßengeschichten“. Die Initiative dazu ging von der Anwohnergemeinschaft „An der Tränke“ aus, die das Zusatzschild mit einer Spende ermöglicht hat. Zwölf Anwohnerinnen und Anwohner der gleichnamigen Straße waren zur Enthüllung gekommen, um die blau-weiße Tafel gemeinsam zu enthüllen.

Anwohner Norbert Vöcklinghaus berichtete vor Ort von der Geschichte der sog. „Wasserwerks- siedlung“. Unter diesem Namen entstand 1965 die Siedlung im Norden von Sickingmühle unweit von Kanal und Brücke. Die Chemischen Werke Hüls bauten hier Doppelhaushälften und verkauften sie anschließend an ihre Mitarbeiter, die dort ein neues Zuhause fanden. Stolz präsentierte die Siedlergemeinschaft, die auch schon mit einem eigenen Wagen beim Sickingmühler Karnevalsumzug dabei war, eine eigene Chronik von Straße und Nachbarschaft. Norbert Vöcklinghaus: „Hier gibt es eine gute Straßengemeinschaft. Die Historie der Straße hat uns bereits vor Jahren zum 50. Straßenjubiläum interessiert. Dass wir nun eine solche Zusatztafel spenden konnten, um die ursprüngliche Bedeutung des Namens noch sichtbarer zu machen, freut uns natürlich.“

Die neue Tafel informiert darüber, dass hier vor dem Einzug des Bergbaus im ländlichen Sickingmühle ein alter Hof stand, an dem die Bauern ihr Vieh das letzte Mal zur Tränke treiben konnten bevor es in die Lippeauen zum Weiden geschickt wurde. Historiker Matthias Pothmann: „Der Name „An der Tränke“ mag vielleicht selbsterklärend sein. Aber zusammen mit anderen Straßennamen wie „Treibweg“ oder „Zur Freiheit“ wird deutlich, wie sehr die Landschaft die Menschen und Geschichte der Gegend prägten und bei heute prägen.“

Passend zum geschichtlichen Hintergrund präsentierten die Anwohner auch eine alte Viehtränke. Diese wollen sie in Zukunft neben das Straßenschild platzieren, um an den Namensursprung anzuknüpfen. Vorsitzende Uta Heinrich zeigte sich bei der Enthüllung von so viel Bürgerengagement beeindruckt: „Es ist einfach toll, wie sehr sich hier die Menschen mit ihrer Stadt und Nachbarschaft identifizieren. Deshalb freuen wir uns, wenn wir als Bürgerstiftung dabei unterstützen können und wir hoffen natürlich, dass andere Nachbarschaften die Tränke-Bewohner nachahmen.“

Die Straße "An der Tränke" ist bereits die 21. Straße, die über das Projekt Straßengeschichten beschildert wurde. Die Stiftungsinitiative existiert seit 2018 und wird von der Stadt Marl und dem Zentralen Betriebshof der Stadt Marl unterstützt.

Autor:

Pasch Gregor aus Marl

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