Marler Grusel-Ecken
Es gibt in dieser Stadt Schauplätze, an denen Schimanski problemlos eine Fortsetzung seiner Krimiserie drehen könnte. So schauerlich geht es dort zu. Kurz gesagt : wegen der Marler Finanznöte werden unbenutzte Gebäude oder Flächen einfach dem Verfall ausgesetzt ...
Das Geld für den Abriss ist nicht mehr vorhanden.
Mein erstes Beispiel : das städtische Hallenbad. 1964 eröffnet. Für 8 Millionen D-Mark in eine schöne Parkanlage gesetzt. Bis circa Mitte der 80er Jahre wurde es auch schon mal renoviert und gar umgebaut.
Eine Wasserrutsche wurde außen ums Gebäude herumgeführt. Ein hübsches Café kam dazu, von dem aus man den Badebetrieb beobachten konnte. Liegen und Palmen luden zum Verweilen ein, boten Urlaubsatmosphäre. Es gab Warmwassertage (die ich - mit Familie - gern nutzte :-))) ...
Doch seit einiger Zeit ist dieses einstige Prunkstück der Marler Kommunalpolitik - mit riesenhaften Tribünen für Schwimm-Meisterschaften und Wassersport-Shows aller Arten - geschlossen. Zu nochmaligen Renovierungen hatten die Mittel gefehlt, sodass es die Schwimmer dann doch lieber in umliegende Spaßbäder zog : Copacabackum in Herten. Oder in die vielen Bad-Landschaften der Stadt Haltern am See usw.
Das Nachsehen haben u.a. die Bewohner/innen dieser Stadt (Familien mit kleinen Kindern, Senioren), die Schwimmvereine, Schulen...
Doch, was mich wirklich empört : wir müssen dem Verfall, dem Verrotten dieser einstigen Oase auch noch zusehen. Meine Fotos zeigen nur wenig davon. Der verdreckte Treppenaufgang. Das zuwuchernde Gebäude, das sich die Natur ganz langsam zurückholt. Fenster, vor die schäbige Bretter genagelt werden - damit drinnen keine Vögel nisten.
Es ist abzusehen, dass in etwa zehn Jahren Büsche und Bäume der umliegenden Parkanlage das alte Hallenbad überwuchert haben. Es somit vor unseren Blicken verstecken.
Wartet die Stadt Marl einfach auf diesen natürlichen, aber apokalyptischen Prozess ?
Mich gruselt es bei diesem Gedanken. Um so mehr, als kürzlich drinnen (vermutlich unerlaubterweise !) ein Videofilm enstand : die einst stolzen Mosaiksäulen im Schwimmbereich sind von Fäulnisprozessen bereits schwarz verrottet. Pilze, Schimmel, Verwesung überall.
Muss das denn wirklich sein ?
Doch wir leben hier ja nicht in den USA, wo sich ein paar Milliardäre erbarmen und einfach mal großzügige Spenden dort locker machen, wo Not am Mann ist. Sponsoren, die unserer Infrastruktur hier mal auf die Sprünge helfen ?
Fehlanzeige.
Dresden und Leipzig sind schuldenfrei. Dafür gehen hier bei uns im Ruhrpott so langsam die Lichter aus. Die Wirtschaftskrise - nach dem Milliarden-Ostaufbau der "Wende" - gibt uns nun den Rest. Nicht nur Duisburg ist davon betroffen.
Das ist die blanke Wahrheit im "Kulturhauptstadtjahr 2010".
Apropos Kultur : eine der unzähligen Skulpturen, die in der so genannten "Marler City" draußen herumstehen (und vom einstigen Glanz der Stadt zeugen), befindet sich vor dem verrottenden Eingangsbereich des Hallenbads : "Die große Badende Nr. 1" (2,16m groß) von Emilio Greco,1958.
Das einst so prächtige Hallenbad hatte seinerzeit nämlich auch einen Etatposten von 65.000 D-Mark für Kunst am Bau.
Hoffentlich wird sie - aus Bronze - nicht eines Tages auch abmontiert und geklaut wie vor etwa 2 Jahren die "Spielerin" am Marler Citysee - ca. 3 Tonnen Kupfer, unversichert.
Autor:Rena Schröder aus Recklinghausen |
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