Kohlenmischhalle von Auguste Victoria in Marl wird zum Spielort der Ruhrtriennale
Ende 2015 war Schicht am Schacht von Auguste Victoria in Marl Hamm. Im Dezember 2015 fuhren die Bergleute hier nach über hundert Jahren ihre letzte Schicht. Jetzt ist das Bergwerk ein Spielort der Ruhrtriennale im Ruhrgebiet. Das Stück „Die Fremden“ wird an folgenden Tagen in der Zeche Auguste Victoria aufgeführt: 2.9. (20 Uhr), 3.9. (20 Uhr), 4.9. (17 Uhr), 8.9. (20 Uhr), 9.9. (20 Uhr), 10.9. (20 Uhr). Die Lichtkunstinstallation ist vom 12. August bis 24. September zu sehen.
Uraufführung in der Kohlenmischhalle
Im Herbst wird das Theaterstück „Die Fremden“ am 2. September in der stillgelegten Zeche uraufgeführt. Es ist eine Musiktheater
mit Kamel Daoud, György Ligeti Mauricio Kagel, Reinbert de Leeuw Johan Simons, Aernout Mik.
Die Uraufführung „Die Fremden“ erzählt den „Fall Meursault“ und mit ihm drängende Fragen von kultureller Identität in Zeiten von Post-Kolonialismus, Flucht und Integration. Heute stehen die Namen- und Gesichtslosen – die Fremden – millionenfach an unseren Grenzen, haben eine Geschichte, eine Identität, eine Kultur. Was uns unweigerlich zu der Frage führt, wer denn wir eigentlich sind?
Regisseur Johan Simons
kreiert nach dem großen Erfolg von „Accattone“ 2015 erneut eine besondere Form des Musiktheaters, diesmal ausgehend von der Frage: Wie schwierig ist es, die Perspektive des Anderen einzunehmen? In Mauricio Kagels „Stücke der Windrose“ spürt man die Orientierungslosigkeit zwischen Norden, Süden, Osten und Westen und erklingen Referenzen an unterschiedliche Kulturen. In den Werken von György Ligeti spiegelt sich das absurdistische Weltbild Albert Camus‘: in maschinenartigen Mechanismen und befremdenden Klangwolken, zu denen sich im Spätwerk synthetische Folklore und Volksmusik aus erfundenen Ländern gesellen. In diesem Klangkosmos wird der Künstler Aernout Mik, bekannt für seine politischen Filminstallationen an der Grenze von Realität und Fiktion, speziell für die Inszenierung eine neue Arbeit realisieren. „Die Fremden“ ist politisches Musiktheater aus dem Herz und vom Rand Europas.
Der Inhalt des Stückes
Jahrzehntelang war er bloß der Araber: ein namenloser Ermordeter in dem weltberühmten Roman „Der Fremde“ von Albert Camus. Der Franzose Meursault erschießt am Strand von Algerien einen Menschen, doch jetzt, mehr als ein halbes Jahrhundert später, meldet sich dessen Bruder zu Wort. Er gibt dem namenlosen „Araber“ einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte, und er verlangt Gerechtigkeit vor der Welt, die Camus’ Bestseller so lange unhinterfragt gefeiert habe. So erzählt es Kamel Daoud in seinem aktuellen, preisgekrönten Roman „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“. Der Bruder rechnet ab: mit dem Westen, mit der Religion, mit dem, was unserem Leben vermeintlich einen Sinn gibt. Und plötzlich stellt sich heraus, dass er mit dem Mörder Meursault stärker verwoben ist, als gedacht…
Ruhrtriennale ein unvergleichlichen Ereignis
Die Ruhrtriennale ist das Festival der Künste in der Metropole Ruhr. In ehemaligen Kraftzentralen, Kokereien, Gebläsehallen, Maschinenhäusern und Kohlenmischanlagen, auf Halden und Brachen von Bergbau und Stahlindustrie zeigt das Festival jeden Sommer Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Installationen und Konzerte. Über sechs Wochen wird die Einzigartigkeit dieser nachindustriellen Orte mit aktuellen Entwicklungen der internationalen Kulturszene verbunden. Uraufführungen, Weltpremieren und Neue Werke prägen den Spielplan und machen einen Besuch der Ruhrtriennale zu einem unvergleichlichen Ereignis. Jede Saison gehen Festival-Inszenierungen vom Ruhrgebiet aus auf Welttournee.
Der Intendant der Ruhrtriennale von 2015 – 2017 ist der niederländische Theater- und Opernregisseur Johan Simons. Seiner Ruhrtriennale steht das Motiv „Seid umschlungen“ voran, zwei Worte aus Schillers Ode „An die Freude“, die später von Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertont worden ist. Die Ruhrtriennale macht mit „Seid umschlungen“ eine Geste der künstlerischen, gesellschaftlichen und geographischen Umarmung.
Infos und Karten
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten der Ruhrtriennale. Karten für das Theaterstück sind ab sofort im städtischen Informationsbüro i-Punkt im Marler Stern erhältlich (montags bis freitags von 9.30 bis 17.30 und samstags von 9.30 bis 13 Uhr, Tel. 02365 994310).
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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