Bert-Donnepp-Preis 2022 in Marl geht an die Journalistin und Autorin Jenni Zylka

Ausgerechnet zum 30. Geburtstag im vergangenen Jahr musste der Bert-Donnepp-Preis pandemiebedingt pausieren, doch jetzt geht es weiter. Der Bert-Donnepp-Preis 2022 geht an die Berliner Journalistin und Autorin Jenni Zylka für ihr umfangreiches Schaffen auf allen Kanälen - von Zeitungs-Kolumnen bis hin zum Podcast. Das ehemaligen Investigativteam der Zeitungsgruppe Ippen erhält die Besondere Ehrung der Jury für ihre Recherche zum Fall Julian Reichelt bei der Bild-Zeitung, deren Veröffentlichung sie gegen den Widerstand von Verleger Dirk Ippen durchsetzten.

Jenni Zylka

Ob profunde Filmkritik, Konzertreportage oder Medienjournalismus: Jenni Zylka ist immer an der Schnittstelle von Kultur und Gesellschaft unterwegs - und dabei meistens schneller als der Rest. Sie spürt Trends schon vor der Masse und hat ein untrügliches Gespür dafür, was tatsächlich wichtig ist und was nur so tut. Wenn sich etwas wirklich bewegt, ist Jenni Zylka vorne mit dabei. Also dann, wenn es Sinn oder wenigstens Spaß macht. Debatten, wie die um Männer- und Frauenrollen, geschlechtergerechte Sprache und Diversität hat sie selbst mit angestoßen. Aber sie operiert dabei nie mit dem Holzhammer oder irgendeiner moralischen Keule. Das wäre auch nicht der Stil der selbsternannten Geheimagentin. Viel lieber führt sie uns mit ihren oberschlauen Ansichten an gesellschaftlichen Abgründen vorbei, legt ihre Finger in die Wunde oder zeigt Möglichkeiten auf. Und sorgt dann noch im nächsten Moment mit feiner Ironie gleich wieder für gute Laune.

Ippen-Investigativteam

Medienjournalismus hat unter Zeitungsverleger*n einen schlechten Ruf. Ein Verleger hackt dem anderen kein Auge aus. Das macht es schwierig für Journalist*innen in anderen Verlagen zu recherchieren. Das hat das ehemalige Ippen-Investigativteam im vergangenen Jahr zu spüren bekommen – und sich erfolgreich dagegen gewehrt. Monatelang haben die Journalist*innen Daniel Drepper, Marcus Engert, Juliane Löffler und Katrin Langhans zur Bild-Zeitung recherchiert. Sie haben gezeigt, wie Julian Reichelt seine Macht als Chefredakteur der größten Zeitung Deutschlands offenbar missbraucht hat. Doch der Verleger Dirk Ippen persönlich verhinderte, dass die Recherche in seinen Zeitungen erschien. Das Team hat dies nicht hingenommen. Die Reporter*innen haben gegen die Entscheidung protestiert und einen Brief an die Gesellschafter*innen geschrieben, der öffentlich wurde. Ohne zu wissen, welche beruflichen und rechtlichen Konsequenzen das haben würde, veröffentlichten die Reporter*innen ihren Text schließlich im Spiegel.

Der Bert-Donnepp-Preis

Der Bert-Donnepp-Preis, benannt nach Bert Donnepp (1914-1995), dem "Erfinder" des Grimme-Preises und Gründer des Grimme-Instituts, wurde 1991 vom Förderverein "Freunde des Grimme-Preises" als Deutscher Preis für Medienpublizistik gestiftet. Der aktuell mit 3.000 Euro dotierte Preis zeichnet besondere Leistungen im Bereich des Medienjournalismus und mit der undotierten Besonderen Ehrung darüber hinaus persönliches Engagement im Umgang mit der gesellschaftspolitischen Rolle von Medien und Medienkritik im Allgemeinen aus.

Jury und Preisverleihung 2022

Der vom Verein der Freunde des Grimme-Preises berufenen Jury für den Bert-Donnepp-Preis 2022 gehörten die Preisträger*innen des Bert-Donnepp-Preises 2020, die Kolumnistin Samira El Ouassil und die Regisseurin Julia von Heinz sowie die taz-Redakteurin Anne Fromm, Prof. Dr. Elisabeth Prommer von der Universität Rostock sowie David Schraven, Gründer und Publisher der gemeinnützigen Recherche-Plattform Correctiv an. Das Grimme-Institut war in der Jury durch Grimme-Preis Leiterin Lucia Eskes, der Verein der Freunde durch Steffen Grimberg vertreten.

Da Corona auch in diesem Jahr dem „Bergfest“ des Grimme-Preises als traditionellem Ort der Preisverleihung einen Strich durch die Rechnung machte, wird der Bert-Donnepp-Preis 2022 im Herbst/am 25. Oktober im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Grimme trifft die Branche/ Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen“ in der Deutschen Kinemathek Berlin verliehen.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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