Ampel-Aus, ist das Wort des Jahres
Das Wort des Jahres 2024 ist Ampel-Aus. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Das sich seit Langem andeutende Ende der Ampelkoalition – schon 2023 war Ampelzoff unter den Wörtern des Jahres – sorgte für einen Paukenschlag, der sogar den zeitgleich bekannt gewordenen Ausgang der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl übertönte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entließ am 6. November Finanzminister Christian Lindner(FDP) wegen unüberbrückbarer Differenzen in der Wirtschafts- und Haushaltspolitik; fast alle übrigen Kabinettsmitglieder der FDP erklärten daraufhin ihren Rücktritt.
Sprachlich interessant ist an dem Wort Ampel-Aus die Alliteration (beide Wortbestandteile beginnen mit einem A) sowie die Tatsache, dass die Präposition aus hier als Substantiv (»Hauptwort«) erscheint. Das Wortbildungsmuster ist keineswegs neu: Ehe-Aus, Beziehungs-Aus, Liebes-Aus usw. kennt man aus der Regenbogenpresse; Jamaika-Aus war das Wort des Jahres 2017. Damals hatte FDP-Chef Christian Lindner die schwarz-gelb-grünen Koalitionsverhandlungen mit dem Satz »Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren« platzen lassen.
Klimaschönfärberei
(Platz 2) steht für die Praxis, die Auswirkungen des Klimawandels oder die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu beschönigen oder zu verharmlosen. Unternehmen oder Organisationen versuchen dabei in einer Art von Greenwashing, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. 2024 lagerten deutsche Betriebe ihre Klimaschutzmaßnahmen aus strategischen Gründen zunehmend nach China oder Indien aus. Ob konkrete Maßnahmen helfen oder eher Augenwischerei sind, lässt sich neuerdings immerhin durch ein KI-Programm namens Climinator beantworten, das in Minutenschnelle einen Faktencheck und einen Abgleich mit der seriösen Klimaforschung durchführen kann.
Kriegstüchtig
Platz 3
Ein Artikel mit dem Titel »Bedingt abwehrbereit« war 1962 Auslöser der sogenannten Spiegel-Affäre: Den Bericht, dass die Bundeswehr gegen einen Angriff nicht ausreichend gerüstet sei, interpretierte der damalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß als Landesverrat. 62 Jahre später forderte einer seiner Nachfolger, der SPD-Politiker Boris Pistorius, dass Deutschland bis 2029 kriegstüchtig (Platz 3) werden müsse – was zum Ausdruck brachte, dass dies aktuell nicht der Fall sei. In der anschließenden öffentlichen Debatte wurden Panikmache und die Gefahr einer Militarisierung befürchtet.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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