Ärwin und dat vagessene Geschenk | Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Das Büchlein ist schon ein paar Wochen im Buchhandel und hat dabei schon über 2.000 begeisterte Leser gefunden. Zu Weihnachten hier ein kleiner Auszug aus der Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Revier und vielleicht auch ein Anreiz, statt SOS (Schlips - Oberhemd - Socken) einmal etwas anderes zum Fest im Revier zu verschenken. Und so macht sich Ärwin (ein ächta Westfale aus dem Ruhrgebiet), so seine Gedanken rund um das Thema Schenken und Weihnachten.
Hömma! Weisse, wat mich schon vor son paar Wochen aufgefallen is? Dat mit dem Weltspaatach, also da, wo se immer anne Spaakasse die Präsente gekricht ham, dat gibt dat nich mehr. Na ja, den Tach gibbt dat wohl doch noch. Abba dat, watte früha da so gekricht has, so Stofftierkes, Ku- lischreiber oder Kalenders, dat is nich mehr. Und dat trifft mich in dieset Jahr ganz besonders. Ja man kann sogar sagen, dat dat mein vorweihnachtlichet Ruhebedürfnis so richtig in Tabularasa verwandeln tut.
Weisse, ich bin nämlich nich einer von die Bekloppten, die am heiligen Abend noch inne Zitti rennen tun und aufm letzten Drücker noch wat für unterm Baum organisieren. Ne, bei mir geht datt allet normalerweise viel ruhiger über die Bühne. Für meine Hertha gibt dat sowieso immer SOS – also S wie n Schal, O wie Oh de Kollonnje und wieder S wie Stützstrümpfe. Und dat besorch ich imma schon im Sommer, wenn dat ganze Pack, wat jetzt aufm Weihnachtsmaakt rumrennt und warmen Rotwein säuft, auf Mallorka inne Sonne sitzen tut und die Verkäuferinnen dich im Geschäft die Füsse küssen tun. Und dat will bei meine Quanten schon wat heissen. Dat nenn ich dann absolut stressfrei einkaufen. Wennse jetzt im Atwent inne Zitti gehen tus, dann krisse ja anne Nerven. An jeder Ecke hörse „Ey Tannenbaum“ oder „Dschingis Bells“, die Mamis sind alle ganz hysterisch hinter Ihre Blagen her, die nur am quengeln sind, und anne Glühweinfahne von den weihnachtsbekloppten Pappis mitte rote blinkende Nikolausmütze aufm Kopp kannze riechen, ob der den Rotwein mit Ammaretto, Rammazotti oder ganz mit ohne allet getrunken hat. Neh, dat brauch ich nich.
Neh dat war früher einfacher. Da hatten wa für unser Nichte und unsan Neffen, dat Jakkeline und dat Marzel, für zu Weihnachten immer die Stofftierkes vom Weltspartach anne Spaakasse geschenkt. Also, dat is nich so, dat ich kniepich bin. Abba erstens haben die die Viecha gern gemocht und zweitens hab ich die imma son Scheinken an dat Halsband gemacht. Da is unsa Hertha dann Ende Oktober imma schon ganz früh am morgen hingegangen und hat für die ganze bucklige Verwandtschaft die Viecha ausse Spaakasse geschleppt. Um acht Uhr stand die schon bei Temperaturen, wosse dich ein Eisfuss tun hols, vor die Spaakasse und hat mit die andern ausse Kollonnie gewartet, dat die die Hütte endlich aufmachen tun. Und in diesem Jahr sacht der Skiskibowski –dat is der, der uns da imma beraten tut- dat et dat aus Kostengründen nich mehr geben tut und dat die die ganze Kohle, die se sonst für die ganzen Geschenke am Weltspartach augeben tun, jetzt fürn guten Zweck gespendet ham.
Dat mit dem guten Zweck find ich ja auch töffte, abba jetzt muß ich doch tatsächlich am 24ten inne Zitti und mit all die Bekloppten noch nen Teddy für die Jakkeline und den Marzel schießen. Dat macht mich jetzt schon ganz kolone im Kopp, datt ich da für zu Weihnachten jetzt noch kurzfristig mich unter Stress setzen tu. Dat mach ich dann abba nur mitte rote blinkende Weihnachtsmütze aufm Kopp – nur so zur Tarnung und weil dat n bisken wärmer am Kopp is.
Dat war dat, wat ich mal so kurz vorde Feiertage so sagn wollte... und für Euch alle ein herzlichet „Ey, du fröhliche…“
Euer Ärwin!
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Und dat sacht Freddy dazu | Eine Rezension der anderen Art:
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"Ärwin ...und dat mitte Kohle" ist eine Sammlung kurzer Geschichten aus dem Ruhrgebiet, die den Ruhris gezielt auf den Mund und in den Kopf schaut. Mit viel Herz, Augenzwinkern, Humor und in Ruhrhochdeutsch geschrieben. Und alle, denen diese mundartliche Färbung eher fremd ist, finden im Anhang ein kleines Lexikon der Ruhrgebietssprache.
"Ärwin ...und dat mitte Kohle - Dönekes ohne Fiesmatenten" enthält 15 Kurzgeschichten aus dem Revier und ein Lexikon der Ruhrgebietssprache mit einer Einführung in die wichtigsten grammatikalischen Regeln. Die Sammlung ist aus einer Kolumne entstanden, die in den Jahren 2006-2008 unter dem Titel „Kurioses aus Westfalen“ für den Sparkassenverlag in Stuttgart geschrieben wurden. Die Glossen sind durchgängig in Ruhrhochdeutsch geschrieben. Ärwin würde an dieser Stelle jetzt sagen:
"Kähr, dat wa jetz abba schon ne richtige Maloche. Abba jetz is dat so langsam fettich geworn. Is wohl kein Kawenzmann zum Lesen, is eher n Büchsken. Abba dafüa mit viel Spass gemacht, damit Ihr auch Spass inne Backen kricht beim Lesen."
Ärwin und dat mitte Kohle | Dönekes ohne Fiesematenten
Autor: Peter Gesser, Grafik: Anette Heuer
ISBN: 978-3-935160-00-1, Marina Gesser Verlag, Marl
€ 9,90 - Hömma: Ab 2017 beim Buchdealer, demme Deine Kohle gibs oder direkt ohne Linie bei GESSER Verlag.
Die Illustrationen wurden von Anette Heuer angefertigt. Dabei haben wir die Kurzgeschichten thematisch den einzelnen Orten des Ruhrgebietes zugeordnet und für jeden Ort die typischen Motive angefertigt.
Autor:Peter Gesser aus Marl |
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