60 Jahre Grimme-Preis in Marl: Die ausgezeichneten Produktionen im Jubiläumsjahr

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Die Jurys des 60. Grimme-Preises haben entschieden. Insgesamt vierzehn Grimme-Preise sowie drei Sonderpreise werden am 26. April 2024 im Marler Theater zum Jubiläumspreisjahr vergeben. In diesem Jahr führt die Moderatorin Siham El-Maimouni durch die Preisverleihung. Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin moderiert seit 2021 das Kulturmagazin „ttt – titel thesen temperamente“ und ist für „Die Sendung mit der Maus“ als Reporterin im Einsatz. Mit der Maus-Spezial-Sendung „Marokko-Maus“ gehört sie außerdem in diesem Jahr zu den Preisträger*innen.

„Seit 60 Jahren werden mit dem Grimme-Preis herausragende und vorbildliche Qualitätsproduktionen ausgezeichnet. Auch in diesem Jubiläumsjahr zeigen unsere Preisträger*innen, was das Fernsehen in seiner Vielfalt für unterschiedlichste Zielgruppen und auf diversen Plattformen leisten kann“, so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach. „Der Grimme-Preis bietet als unabhängiger Qualitätswettbewerb kontinuierlich Orientierung und liefert einen wesentlichen Beitrag in der deutschen Medienbranche, indem beispielhaften Produktionen in Form und Inhalt eine gebührende Bühne geboten wird“, so Gerlach weiter.

Über die Auszeichnung für die Besondere Journalistische Leistung darf sich die Journalistin Katharina Willinger freuen, die von der Jury wegen ihrer transparenten und kontinuierlichen Auslandsberichterstattung aus der Türkei und dem Iran gewürdigt wird. Die Jury lobte besonders, dass sie auch dann noch berichtet, „wenn die meisten Kameras weitergezogen sind und die Medienaufmerksamkeit längst wieder auf anderen Krisen liegt“. Die Jury der Kategorie Information & Kultur vergibt vier weitere Auszeichnungen: Der Dokumentarfilm „Drei Frauen – Ein Krieg“ (EIKON Media/SD Cinematografica für rbb/WDR/ARTE) erzählt von Martha Gellhorn, Lee Miller und Margret Bourke-White, den ersten akkreditierten Kriegsreporterinnen der Geschichte und ihrer Berichterstattung im Zweiten Weltkrieg. Der Film erhält ebenfalls den Publikumspreis der Marler Gruppe. Die Jury lobt: „Eine Kriegsreportage aus der Sicht emanzipierter Frauen, die in Deutschland bisher kaum bekannt sind“. Die verheerenden Folgen des Krieges zeigt auch der Film „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (DOCDAYS Productions für rbb/ARTE), der die Anästhesistin Vira Primakova bei ihrer täglichen Arbeit auf der Intensivstation des Okhmatdyt Kinderkrankenhauses im westukrainischen Lwiw begleitet. Die Trilogie „Einzeltäter“ (CORSO Film für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel) rückt die Hinterbliebenen der drei rechtsextremistischen Anschläge in den Städten München, Halle und Hanau in den Fokus und gibt ihnen eine Stimme. Eine neue Perspektive auf die musikalische Kultur türkischer Gastarbeiter*innen eröffnet die Produktion „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (Film Five/filmfaust für WDR/rbb/ARTE) und richtet den Blick auf Themen wie Heimat, Identität und Partizipation.

Die diesjährige Studierendenjury zeichnet mit „Nichts, was uns passiert“ (Gaumont für WDR) erneut eine fiktionale Produktion aus. Der Film erhält zusätzlich einen der vier Preise der Jury Fiktion, die ihn als „überaus wertvoller Beitrag zur Me-Too-Debatte“ lobt. Ebenfalls ausgezeichnet wird „Tamara“ (Jost Hering Filme/Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel), eine einfühlsame Geschichte über „deutsch-deutsche Identitäten unter neuen Vorzeichen“ und einer Mutter-Tochter-Beziehung, die im Zentrum gesellschaftlicher Entwicklungen steht. „Sam – Ein Sachse“ (Big Window Productions, Panthertainment für Disney+) ist eine völlig andere Wendegeschichte: Basierend auf der persönlichen Geschichte des ehemaligen Polizeibeamten Samuel Meffire, der als erster Schwarzer Polizist Ostdeutschlands gilt, schafft die Serie laut Jurybegründung etwas, „das bislang trotz aller vollmundigen Diversitätsversprechen keine hiesige Fernsehredaktion zustande gebracht hat – die erste große afrodeutsche Serie, die schon so lange überfällig war“. Einen Grimme-Preis Spezial erhält außerdem die Serie „Haus Kummerveldt“ (Goldstoff Filme GmbH/Outside The Club GmbH / Film-werkstatt Münster e.V. für WDR/ZDF/ARTE) für die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik.

In der Kategorie Unterhaltung werden in diesem Jahr nur zwei Preise vergeben: Nachdem bereits die Kommission ihr Kontingent nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft hat, verzichtet die Jury auf die Vergabe eines dritten Preises. Einen Grimme-Preis erhält Sarah Bosetti für „Bosetti Late Night“ (Turbokultur für ZDF/3sat). Die Moderatorin schafft es, klassische Late-Night-Konzepte so sehr zu sprengen, „dass ihre Show binnen kürzester Zeit eine ganz eigene Dynamik entfaltet hat, die sie im deutschen Fernsehen unverwechselbar macht“. Auch die Pilotfolge der Talkshow „Der letzte Drink mit Anna Dushime“ (Steinberger Silberstein für rbb) hat bei der Jury Eindruck hinterlassen, Moderatorin „Anna Dushime wird dafür mit einem Grimme-Spezial ausgezeichnet. Sie beweist hier durch ihre Gesprächsführung, dass mit Mut und Talent selbst eine schlichte Talkshow zu einem herausragenden Fernsehereignis werden kann“, so die Jury.

In der Kategorie Kinder & Jugend werden drei Produktionen ausgezeichnet, die ganz unterschiedliche Themenbereiche für die junge Zielgruppe aufarbeiten. Im Zweiteiler „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR) besucht die Moderatorin Siham El-Maimouni das Heimatland ihrer Eltern und bereitet Themen wie Bildung, Technologie und Geschichte des Landes kindgerecht auf. Als „sprachliche Augenweide“ bezeichnet die Jury die Produktion „HYPECULTURE: Straßenslang || Wie Rap Deutschland verändert“ (BANK für funk), die beleuchtet, wie der deutsche Straßenslang durch Rap und Hip-Hop geprägt wurde. Einen Grimme-Preis Spezial für die Ensembleleistung erhalten die drei Hauptdarstellerinnen der Serie „Die drei !!!“ (Westside Filmproduktion für Disney +).

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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