Verkehrsunfallbericht für Marl und Umgebung
Die Anzahl der Verkehrsunfälle - auch mit Personenschaden - ist nach dem Tiefstwert des Jahres 2020 wieder gestiegen. Im Jahr 2021 sind beim Polizeipräsidium Recklinghausen 20.644 Verkehrsunfälle aufgenommen worden. Das waren 943 mehr als im Vorjahr (2020 = 19.701).
Zehn Verkehrstote in 2021
Zu 1.939 Verkehrsunfällen, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden, rückte die Polizei im Jahr 2021 aus - 101 Unfälle dieser Kategorie mehr als 2020 (1.838). Bei diesen Unfällen verloren zehn Menschen ihr Leben. Die Zahl der Verkehrstoten hat sich damit gegenüber 2020 verdoppelt, liegt aber unter den Zahlen der Jahre 2017 bis 2019. 463 Personen erlitten im Jahr 2021 bei Unfällen schwere Verletzungen - 14 weniger als im Jahr zuvor und der Tiefstwert im Fünf-Jahres-Vergleich. 1.903 Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer verletzten sich leicht - ein Anstieg gegenüber 2020 (+156), aber die zweitniedrigste Zahl der letzten Jahre. Die Zahl der Verunglückten stieg um 147 auf 2.376.
Schulwegunfälle
Die Zahl der Schulwegunfälle hat 2021 einen erfreulichen Tiefststand erreicht. Mit 12 Schulwegunfällen waren es noch einmal 11 weniger als im Jahr 2020. Zum Vergleich: 2019 waren 59 Schulwegunfälle verzeichnet worden. Der starke Rückgang bei den Schulwegunfällen 2020 war sicher auch auf pandemiebedingte Einschränkungen im Schulbetrieb zurückzuführen. Unterricht fand über mehrere Wochen auf Distanz statt. Während dieser Zeit entfiel der Schulweg für Kinder, die nicht in die Notbetreuung gingen. In eingeschränktem Maße galt dies auch 2021. "Präventionsarbeit und Schulwegsicherung durch regelmäßige Kontrollen bleiben daher wichtige Aufgabengebiete der Polizei", sagt Polizeidirektor Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr. 205 Kinder sind im Jahr 2021 bei Unfällen auf Straßen im Kreis Recklinghausen und in Bottrop verletzt worden, 37 mehr als 2020. Es handelt sich aber um den zweitniedrigsten Wert im Fünf-Jahres-Vergleich. 68 Kinder zogen sich als Radfahrer Verletzungen zu (2020: 61; 2019: 103) und 58 Kinder wurden als Fußgänger verletzt (2020: 46; 2019: 73). Als Mitfahrer wurden 75 Kinder verletzt (2020: 61, 2019: 71). 2021 gab es weniger im Straßenverkehr verletzte Jugendliche. Es waren 93, deutlich weniger als in den Jahren zuvor (2020: 109; 2019: 145).
Anteil der Pedelec-Verunglückten nimmt zu
Im Jahr 2021 verunglückten 650 Radfahrende auf Straßen im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop. 2020 waren es 651. Die Zahl verunglückter Pedelecfahrerinnen und -fahrer ist dagegen erneut gestiegen. Von den 650 verletzten Radlern waren 206 auf einem technisch unterstützten Rad (205 Pedelec, ein S-Pedelec) unterwegs, als sie verunglückten. Das waren 42 verletzte Pedelecfahrende mehr als im Jahr 2020. Zum Vergleich: 2020 gab es 162 verletzte Pedelecfahrende, 2019 waren es 114 (hinzu kamen je zwei verletzte S-Pedelec-Nutzer). Im Zuge der Energiewende nutzen viele Bürgerinnen und Bürger immer häufiger das Rad und der Trend zum Umstieg aufs Pedelec setzt sich fort. Da mit Pedelecs und S-Pedelecs in der Regel schneller gefahren wird, erfordert dies für einen sicheren Umgang Übung sowie besonders umsichtiges Verhalten. Hinzu kommt, dass die Geschwindigkeit von Pedelecs und S-Pedelecs von Autofahrern bisweilen unterschätzt wird. Die Dienststelle "Verkehrsunfallprävention/Opferschutz" der Direktion Verkehr hatte im Jahr 2019 ein Präventionsprogramm mit Schulungsinhalten insbesondere für Pedelec fahrende Seniorinnen und Senioren entwickelt. Auch 2021 wurden Pedelec-Schulungen in Theorie und Praxis in zwei Städten des Zuständigkeitsbereichs des PP Recklinghausen angeboten und hatten regen Zulauf. Für 2022 sind Veranstaltungen in allen Kommunen des Zuständigkeitsbereiches geplant. "Radfahrersicherheit bleibt im Fokus der Polizei. Bei regelmäßigen Kontrollen achten wir sowohl auf richtiges Verhalten von Radfahrerinnen und Radfahrern sowie der motorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, als auch auf die verkehrssichere Ausstattung von Rädern. Halten Sie sich an die Regeln und nehmen Sie Rücksicht. Kindern und Erwachsenen raten wir, stets mit Helm Fahrrad bzw. Pedelec zu fahren. Denn der Helm kann bei einem Sturz vor schlimmen Kopfverletzungen schützen", sagt Polizeidirektor Martin Kirchner.
Mehr verletzte E-Scooter-Fahrende
Seit Juni 2019 sind E-Scooter (Elektrokleinstfahrzeuge mit Lenk- oder Haltestange) auf deutschen Straßen zugelassen. Die Nutzung hat seitdem stark zugenommen. Dies gilt vor allem für Städte wie Recklinghausen, in denen Firmen E-Scooter zum Verleih anbieten. Mit der Zahl der Nutzenden ist auch die Zahl der Unfälle gestiegen, in die E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer verwickelt waren. Im Jahr 2020 hatten sich sechs E-Scooter-Fahrende bei Unfällen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen Verletzungen zugezogen, im Jahr 2021 waren es 30. 12 verletzte E-Scooter-Nutzende gab es allein auf Recklinghäuser Stadtgebiet. Über Fehlverhalten von Fahrerinnen und Fahrern sowie verkehrsgefährdend oder zumindest störend abgestellte Scooter gibt es immer wieder Beschwerden. Offensichtlich kennen viele die Regeln nicht, die bei der Fahrt mit E-Scootern gelten. Die Recklinghäuser Polizei hat die wichtigsten Regeln und Sicherheitstipps für E-Scooter-Nutzende kompakt zusammengefasst und auf der Internetseite der Behörde zum Download bereitgestellt: https://recklinghausen.polizei.nrw/artikel/regeln-fuer-stadtflitzer
verletzte Motorradfahrerinnen und -fahrer
2021 verunglückten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen 91 Kradfahrerinnen und Kradfahrer, also Nutzende leistungsstarker Motorräder und Roller mit mehr als 125 ccm Hubraum. Das waren 34 Verletzte weniger als im Jahr zuvor - und auch der Tiefststand im Fünf-Jahres-Vergleich. Damit der positive Trend anhält werden die Präventionsarbeit und regelmäßige Kontrollen fortgesetzt. "Auf dem Motorrad muss sich jeder der Gefahren bewusst sein, die durch zu hohe Geschwindigkeit und Ablenkung entstehen - und entsprechend umsichtig handeln. Unfälle haben für Krad-Fahrerinnen und Fahrer oftmals schwerwiegende Folgen. Wir wollen das Bewusstsein für die Gefahren schärfen", sagt Friederike Zurhausen.
Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss
Die Zahlen von Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss sind nunmehr im dritten Jahr in Folge gesunken - auf 96. Das waren 84 weniger als 2020. 2021 gab es einen Rückgang um 80 alkoholbedingte Unfälle sowie um vier drogenbedingte Unfälle. Bei 27 Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss waren junge Erwachsene als Fahrerinnen und Fahrer beteiligt (30 Fälle diese Kategorie weniger als im Vorjahr).
Verkehrsunfallfluchten
Nach einem stetigen Anstieg in den vergangenen Jahren gab es 2020 weniger Verkehrsunfallfluchten und diese positive Entwicklung setzte sich auch 2021 fort. Erfasst wurden insgesamt 4.616 Unfallfluchten, 17 weniger als im Jahr 2020 und 667 weniger als 2019. Die Zahl der Unfallfluchten mit verletzten Personen stieg leicht auf 210 (+13 gegenüber 2020). Bei 4.406 Unfallfluchten war Sachschaden entstanden (-30 gegenüber 2020). Die Aufklärungsquote bei den Verkehrsunfallfluchten liegt nach wie vor bei rund 40%, bei den Unfallfluchten mit Verletzten bei über 63%. Bei der Ermittlung von flüchtigen Unfallverursachern ist die Polizei oftmals auf Hinweise von Zeuginnen und Zeugen angewiesen. "Nach einem Unfall einfach weiter zu fahren ist eine Straftat. Ein solches Verhalten ist verantwortungslos und in hohem Maße unsozial", sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. "Jeder Zeugenhinweis ist wertvoll, denn er hilft den Geschädigten, die sonst unter Umständen auf dem Schaden sitzen bleiben."
Geschwindigkeitsüberwachung
Nach wie vor ist zu hohe Geschwindigkeit Hauptursache für Unfälle mit schweren Folgen. Die Zahl der ausgewerteten Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen, bei denen zu hohe Geschwindigkeit als Hauptunfallursache ermittelt wurde, ist im Jahr 2021 auf 104 gestiegen. Zum Vergleich: 2020 gab es 81 Unfälle mit der Hauptursache Geschwindigkeit, 2019 waren es 259 Fälle. Geschwindigkeitsüberwachung bleibt eine wichtige Aufgabe der Polizei.
Gefährlicher Blick aufs Smartphone
Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. "Wer sich während der Fahrt durchs Handy ablenken lässt, riskiert seine Gesundheit und die Gesundheit anderer", sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. Selbst ein kurzer Blick auf das Display dauert rund 2 Sekunden. In dieser Zeit legt ein Auto bei 50 Stundenkilometern rund 30 Meter zurück. "Ein gefährlicher Blindflug. Personen oder Hindernisse werden unter Umständen zu spät erkannt", warnt die Polizeipräsidentin. 2021 erwischten Polizeibeamtinnen und -beamte 2.895 Autofahrerinnen und Autofahrer dabei, wie sie während der Fahrt ohne Freisprecheinrichtung telefonierten oder sich anderweitig mit ihrem Smartphone beschäftigten. Zum Vergleich: 2020 waren 2.586 Autofahrerinnen und Autofahrer mit dem Handy in der Hand erwischt worden. 2019 waren es 3.102. "Es gilt weiterhin, das Bewusstsein von Autofahrerinnen und Autofahrern dafür zu schärfen, wie gefährlich es ist, während der Fahrt aufs Smartphone zu schauen, Kurznachrichten zu schreiben oder ohne Freisprecheinrichtung zu telefonieren. Smartphone-Verstöße bleiben daher im Fokus unserer Verkehrssicherheitsarbeit", sagt Polizeidirektor Martin Kirchner. Seit 2016 führt das Polizeipräsidium Recklinghausen dazu die Aktion "1 Sekunde genügt - Ablenkung im Straßenverkehr" in den Kommunen durch.
Autor:Siegfried Schönfeld aus Marl |
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