16-jähriger Jugendlicher erschossen, Vertrauensverlust in die Polizei?

Die Geschehnisse rund um den polizeilichen Einsatz am 08.August 2022 an der Holsteiner Straße in Dortmund, bei dem ein 16-jähriger Jugendlicher ums Leben gekommen ist, sind auch bei der Dortmunder Polizei mit größter Betroffenheit aufgenommen worden. Das Interesse der Öffentlichkeit an der Aufarbeitung dieses Einsatzes ist groß, dieses Interesse besteht auch auf Seiten der Dortmunder Polizei. Ein solches Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Dortmund wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange wirbt für das Vertrauen der Menschen in seine Polizei und bittet um Geduld und Besonnenheit in der Phase der Faktenaufarbeitung.

rechtsstaatliches Verfahren

"Nach den Geschehnissen an der Holsteiner Straße ist jetzt die Zeit für rechtsstaatliche Verfahren. Ich habe großes Vertrauen in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund und bitte um Verständnis, dass sich die Dortmunder Polizei im laufenden Verfahren nicht zu Einzelheiten des Einsatzgeschehens äußern kann. Bewertungen des Geschehens machen erst Sinn, wenn das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist und Ergebnisse und Fakten vorliegen." mit diesen Worten meldet sich der Dortmunder Polizeipräsident nach den Ereignissen erstmals öffentlich zu Wort.

Vielfalt, Toleranz und Demokratie

Gregor Lange weiter: "Mir ist dennoch wichtig, zu betonen, dass die Dortmunder Polizei für Vielfalt, Toleranz und Demokratie steht. Unsere Werteorientierung steht genau für diese Grundpfeiler, die wir im polizeilichen Alltag leben und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtend machen."

Vertrauensverlust in die Polizei

Der Dortmunder Polizeipräsident nimmt den in der Öffentlichkeit in Teilen thematisierten Vertrauensverlust in die Polizei mit Bestürzung zur Kenntnis, sieht hier jedoch auch voreilige Bewertungen und Rückschlüsse als ursächlich an. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dortmunder Polizei für ihre engagierte Arbeit das Vertrauen der Menschen verdienen. Den Menschen zu helfen, sie zu beschützen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Weltanschauung, genau dafür arbeiten rund 3000 Menschen bei der Dortmunder Polizei. Mein Appell an Sie: Geben Sie den Ermittlungsbehörden die Möglichkeit, den Vorfall an der Holsteiner Straße im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens gründlich und lückenlos aufzuarbeiten. Ein solches Verfahren ohne Vorverurteilung und voreilige Bewertungen, verdienen die Angehörigen des 16-Jährigen, verdient die Öffentlichkeit, das verdienen aber auch die am Einsatzgeschehen beteiligten Polizeibeamtinnen und -beamten!"

Die Polizei steht seit Jahren mit vielen gesellschaftlichen Gruppen, die sich in der Nordstadt engagieren im intensiven und sehr vertrauensvollen Kontakt. Dazu gehören auch die muslimischen Gemeinden aber auch andere höchst wichtige Organisationen. Gregor Lange kündigt bereits heute an, diesen Dialog und Austausch nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen zu intensivieren.

Der Dortmunder Polizeipräsident betont: "Unser Anspruch war und ist es, dass sich jeder Mensch mit seinen Anliegen an uns wenden kann."

unabhängige Studie

Obwohl die Polizei in Nordrhein-Westfalen derzeit wegen ihrer Einsätze in die Schlagzeilen gerät, lehnt Innenminister Herbert Reul (CDU) eine unabhängige Studie zu den Sicherheitsbehörden ab. In einem Gespräch mit nw.de, dem Online-Dienst der Neuen Westfälischen, sagte Reul, die NRW-Polizei beteilige sich aktuell "an einer Studie der Deutschen Hochschule der Polizei zur Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten", die bundesweit angelegt sei. Reul sagte, die Ergebnisse dieser Studio sollten "zunächst abgewartet werden, bevor über eine landesspezifische Studie im entsprechenden Kontext entschieden wird".

Nach dem Tod eines Jugendlichen bei einem Polizeieinsatz haben am Dienstagabend rund 200 Menschen in Dortmund gegen Polizeigewalt demonstriert. Ein 16-Jähriger war zuvor durch Polizeikugeln in der Nähe einer Jugendhilfeeinrichtung gestorben.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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