Kräutersegnung zu Maria-Himmelfahrt am Europäischen Friedenshaus

15. August 2011
18:00 Uhr
Europäisches Friedenshaus, 45768 Marl
Bei der Kräuterweihe im vergangenen Jahr kam der Segen reichlich in Form von Regen von oben
  • Bei der Kräuterweihe im vergangenen Jahr kam der Segen reichlich in Form von Regen von oben
  • hochgeladen von Peter Hofmann

Zur Kräuterweihe zum Fest Maria Himmelfahrt am Montag, 15. August, lädt der Heimatverein um 18 Uhr zum Europäischen Friedenshaus ein. Pastor Klemens Emmerich und der Posaunenchor der Auferstehungskirche gestalten die feierliche Segnung der Kräuter. Zu diesem schönen Brauch sind alle Marlerinnen und Marler herzlich eingeladen.

Europäisches Friedenshaus: Kräutersegnung und der Posaunenchor der Auferstehungskirche
Schon bei der Einweihung des Europäischen Friedenshauses im Mai 2009 wurde die Idee geboren, hier einen Gottesdienst unter freiem Himmel auszurichten. Dechant Thomas war von der Idee sehr angetan und feierte die Messe im vergangenen August an diesem wunderschönen Ort unter freiem Himmel. In diesem Jahr gestaltet Pastor Klemens Emmerich aus St. Georg in Alt-Marl den Gottesdienst. Begleitet wird er erneut vom Bläserchor der Auferstehungskirche unter der Leitung von Martin Rommelfanger. Der Klangkörper hat die Heimatfreunde und deren Gäste schon vielfach begeistert – so auch im vergangenen Jahr zur Kräuterweihe und bei den Adventsauftritten am Erzschacht. Die Besucher der Messe können sich schon jetzt auf einen ganz besonderen Gottesdienst freuen.

Mauerspechte halten Kräuter bereit
Bei der Messe lebt ein vergessener Brauch wird wieder auf: über Jahrhunderte hinweg wurden zum Fest Maria Himmelfahrt Kräuter gesegnet. Bei diesem Brauch soll Gott gedankt werden, dass er den Menschen mit den Kräutern der Felder, Wiesen und Wälder Mittel gegen viele Krankheiten gegeben hat. Gleichzeitig versucht man, mit dem Segen Gottes die heilende Kraft der Kräuter zu stärken.
Pastor Emmerich wird die von den Besuchern mitgebrachten Kräuterbündel segnen. Die Bündel können folgende Kräuter enthalten: Beifuß, Johanniskraut, Rainfarn, Schafgarbe, Kamille und Donnerkraut. Darüber hinaus werden oft Wegwarte, Leinkraut, Minze, Königskerze, Beinwell, Spitzwegerich, Schöllkraut sowie Feldblumen und auch Getreideähren hinzugefügt. Eine strenge Begrenzung gibt es nicht. Wer keine Kräuter mitbringen kann, erhält ein Bündel von den „Mauerspechten“, einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer die sich aus Mitgliedern der Marler Kleingartenvereine und der Siedlergemeinschaft Brassert rekrutiert.

Die Heimatfreunde sind aktiv und kreativ
„Der Heimatverein ist eine aktive und kreative Gemeinschaft, die immer wieder zeigt, wie mannigfaltig man unsere Geschichte auch in der Gegenwart leben kann“, ist Hubert Schulte-Kemper stolz auf seine Protagonisten im Verein. „Wir sind eine lebendige Gemeinschaft, die jeden Tag neue Freunde findet. Und weil das so ist, möchten wir allen Marlern zeigen, wie vielfältig Tradition sein kann.“

Informationen über die Kräutersegnung
Bei der Kräutersegnung handelt es sich um einen Brauch, der bis in graue Vorzeit hineinreicht und durchaus noch vorchristliche Wurzeln hat. Zu allen Zeiten haben die Menschen das Bedürfnis verspürt, Gott - unter welchen Gestalten sie ihn auch immer verehrten - dafür zu danken, dass er ihnen mit den Kräutern der Felder, Wiesen und Wälder Mittel gegen die vielen bedrohlichen Krankheiten gegeben hatte. Gleichzeitig versuchte man, mit dem Segen der Gottheiten die heilende Kraft der Kräuter, von der man durchaus magische Vorstellungen hatte, zu stärken. Dies taten zum Beispiel auch die alten Germanen, die die einzelnen Heilkräuter unter den besonderen Schutz von bestimmten Göttern stellten.

Sammeln der Kräuter
Diese Bedürfnisse nahm die Kirche, als sie den Heiden im frühen Mittelalter das Wort Gottes verkündete und sie zum christlichen Glauben bekehrte, durchaus ernst. Anstatt die Bräuche, die sich um die Heilkräuter rankten, einfach als Teufelswerk zu beseitigen, gab man ihnen eine neue, christliche Form: Es entstand die Segnung der Kräuter am Tag des Festes Mariä Himmelfahrt, an 15. August, also in der Zeit, in der viele der wichtigsten Heilkräuter gesammelt wurden. Die vom Priester gesegneten und in den Häusern aufbewahrten Kräuter wurden zur Abwehr von Krankheiten oder bedrohlichen Situationen wie Unwettern benutzt - etwa, indem man Kräuterbüsche bei Gewittern verbrannte, so dass der würzige Rauch das ganze Haus durchzog und man dabei darum betete, dass der Blitz nicht in das Haus einschlagen möge.
Das Fest Mariä Himmelfahrt und der Brauch der Kräutersegnung wurden durch fromme Legenden miteinander verbunden. So erzählte man sich, dass, als die Gottesmutter gestorben war und die Apostel das Grab drei Tage später besuchten, sie das Grab leer auffanden - Maria war mit Seele und Leib in den Himmel aufgenommen worden -, aber doch angefüllt mit Rosen und Lilien, und dass die Umgebung erfüllt war mit dem Duft von vielen dort wachsenden Heilkräutern. Hier spielen natürlich auch alte Symbole für die Gottesmutter eine Rolle, wurde diese doch mit der Braut des Hohen Liedes König Salomos identifiziert, die sich selbst als "Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler" bezeichnet.

Dass der Brauch der Kräutersegnung bei uns in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt worden war, dürfte vor allem daran liegen, dass für die modernen Menschen die Heilkräuter nicht mehr so wichtig waren, wie für ihre Vorfahren. Immerhin hat die Medizin uns eine Fülle von wirkungsvollen Medikamenten beschert, die die Heilkräuter überflüssig zu machen schienen. In den letzten Jahren jedoch war der Glaube an die Überlegenheit der modernen Medikamente in mehr und mehr ins Wanken geraten, ebenso wie der gesamte Glaube daran, dass mit Naturwissenschaft und Technik alle Probleme der Menschheit in den Griff zu bekommen seien. Zunehmend erkennen wir die Grenzen, die der menschlichen Wissenschaft gesetzt sind.
Dies hat zu einer Rückbesinnung auch auf die Kräfte der Heilkräuter geführt. Man bevorzugt bei Medikamenten solche Präparate, die natürliche Substanzen, wie sie auch in Heilkräutern vorkommen, enthalten. Bücher, die sich mit Heilkräutern und ihrer Anwendung beschäftigen, finden regen Absatz. Allenthalben werden von Bildungseinrichtungen Kurse über das Heilen mit Kräutern angeboten. Natürlich sollte man nun nicht in das Gegenteil dessen verfallen, was man in den vergangenen Jahrzehnten geglaubt hat, und sich nur noch auf Kräuter zu verlassen. Dies könnte böse Folgen für die Gesundheit haben. Doch ist es sicherlich sinnvoll, die modernen Medikamente durch Heilkräuter zu ergänzen und zu unterstützen.

Welche Kräuter werden gesammelt?
Welche Pflanzen gehören nun in ein Kräuterbündel? Auf jeden Fall der Beifuß, der allein für das Kräuterbündel steht. Daneben sind Johanniskraut, Rainfarn, Schafgarbe, Kamille und Donnerkraut zu nennen, doch können auch Wegwarte, Leinkraut, Minze, Königskerze, Beinwell, Spitzwegerich, Schöllkraut sowie Feldblumen und auch Getreideähren (letztere ebenfalls seit dem 5. Jahrhundert als Mariensymbol fassbar) hinzugefügt werden. Hier gibt es keine strenge Begrenzung.
Bei der Zahl im Bündel vertretenen Kräuter wird vielerorts auf symbolische „heilige Zahlen" geachtet, also etwa auf die Drei (Hinweis auf die Dreifaltigkeit), die Sieben (Sakramente, Gaben des Hl. Geistes), die Zwölf (Apostel, Stämme Israels) bzw. deren Vervielfachung, doch sollte man auch dies nicht allzu zu eng sehen.

Autor:

Peter Hofmann aus Marl

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