Am gestrigen Sonntag waren unsere Verbandsliga Herren auswärts unterwegs, in der Hoffnung, sich endlich die Lorbeeren für die harte Arbeit der vergangenen Wochen abzuholen: den ersten Sieg in der Verbandsligageschichte der Sly Dogs.
Und Hollywood hätte kaum ein besseres Drehbuch schreiben können, ging es doch zu den Chipmunks nach Hagen. Ein Gegner, gegen den man in den vergangen Jahren (noch gegen das zweite Hagener Team in der Landesliga) bei jedem Aufeinandertreffen stets wahre Baseballkrimis erleben durfte. Doch dieses Mal stand die mittlerweile etablierte Verbandsligamannschaft den Schlitzohren auf dem Weg zum Sieg gegenüber.
Es ist müßig zu erwähnen, dass auch in den Spielen 9 und 10 dieser Saison erneut nicht alle Spieler des Verbandsligakaders mitreisen konnten. Lediglich 7(!) Stammspieler standen Co-Trainer N. Kempkes zur Verfügung. Neben Headcoach D. Kaiser fehlten u. a. Centerfielder M. Gesser, Second Baseman P. Seybusch, Rightfielder M. Jeschonek und Pitcher Y. Reyno, so dass man sich glücklich schätzen konnte, dass mit M. Kothe und I. Naroska, D. Lebron, Alvaro Vasquez und Antonio Vasquez kurzfristig fünf Spieler des zweiten Teams mitreisten.
Leider blieb der Krimi und ein spannendes Baseballspiel im ersten Game aus und die Hausherren schlugen unsere Männer bereits nach 5 von eigentlich 7 Innings mit 10 zu 0. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, zumal N. Mercedes, der designierte Startingpitcher für das zweite Spiel, durch eine Dummheit die „rote Karte“ erhielt und somit für den Rest des Tages gesperrt war. Wer sollte nun pitchen und die Sly Dogs zum Sieg führen? A. Sieber hatte bei schweißtreibenden Temperaturen bereits ein ganzes Spiel durchgehalten und konnte unmöglich weiter werfen. Somit entschied man sich, sein Glück in die Hände von Alvaro „Chino“ Vasquez zu legen. Und welch eine gute Entscheidung! Denn der Springer aus dem zweiten Team machte seine Sache fantastisch!
Ein ums andere Mal schmetterte er harte Fastballs und geschmeidige Curveballs mitten in die Strikezone und machte den gegnerischen Battern das Leben schwer. Doch Hagen spielt nicht umsonst seit Jahren erfolgreich in der Verbandsliga. Immer wieder gelang es dem Gegner, gute Hits zu landen und Läufer auf Base zu platzieren. Dennoch stand die neu formierte Defense der Schlitzohren deutlich besser, als noch im ersten Durchgang und ließ kaum einen Punkt zu.
Im Gegenteil: Man konnte selbst durch ein gutes Hitting seinerseits einen Vorsprung herausspielen und diesen auch verteidigen. Glanzstück der Marler Offensivleistungen war der Homerun von N. Kempkes, der unserem Team im 3. Inning drei Punkte bescherte.
Nach diesem Durchgang mussten die Sly Dogs auch einen neuen Pitcher aus dem Hut zaubern, da Chino Vasquez auf Grund der Ausländerregelung des Verbandes lediglich drei Innings pitchen durfte. Und so betrat Short Stop P. Webb zum ersten Mal in dieser Saison den Wurfhügel. Seine Aufgabe war simpel und eindeutig: verteidige den Vorsprung unseres Teams in den verbleibenden vier Innings zusammen mit dem Rest der Mannschaft!
Und als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, holte er Würfe aus dem Köcher, die teilweise einer Pitching-Symphonie gleichkamen. Inning für Inning stemmte sich die Marler Verteidigung gegen die anstürmenden Hagener Eichhörnchen, vergaßen dabei aber nie, selbst für eigene Runs zu sorgen.
Die zahlreichen Fans beider Mannschaften bekamen auf dem Temper Field erneut den zwischen diesen beiden Mannschaften schon fast obligatorischen Baseballkrimi geboten. Jeder Strike, jeder Hit, jedes Aus wurde frenetisch bejubelt.
Den Spielern war es nun egal, dass sie mittlerweile bereits seit fast 6 Stunden bei heißen Frühsommertemperaturen um jeden Zentimeter kämpften, als sich das Spiel im 7. Durchgang beim Stand von 7 zu 6 für die Sly Dogs ins (voraussichtlich) letzte Inning begab.
Unserem Team war klar, dass ein Punkt Vorsprung zu wenig sein könnte, da der Gastgeber aus Hagen noch nachschlagen durfte. Also war die Devise unmissverständlich: PUNKTEN! Um jeden Preis! Denn so nah waren die Verbandsligaherren dem ersten Saisonsieg noch nie.
Begünstigt durch die kräftezehrenden Außenbedingungen, konnten die Sly Dogs die langsam nachlassende Pitcherleistung des Gegners ausnutzen und Läufer in aussichtsreiche Position bringen, bevor durch einen satten Double von A. Vasquez die ersten beiden Runs ins Ziel gebracht wurden: 8 zu 6 für die Sly Dogs. Es folgten Base on Balls und ein Hit, wodurch alle Bases besetzt waren, als dem Lefty-Pitcher des Gegners ein Wurf nicht ganz gelang und er unseren Batter durch einen Hit-by-Pitch auf die erste Base schickte. Die Folge: 1 weiterer Punkt auf das Konto der Schlitzohren: 9 zu 6!
Durch ein Fly Out im Rightfield wurden die Offensivbemühungen unseres Teams dann allerdings jäh beendet und man wechselte, so hofften alle, ein letztes Mal an diesem Tag in die Verteidigung.
P. Webb waren die Strapazen der letzten Innings anzusehen. Da allerdings kaum Alternativen zur Verfügung standen, lag es nun an ihm, die Batter des Gegners in die Schranken zu weisen. Und wie in einem kitschigen Hollywoodstreifen, schickte er schnell zwei Gegner mit Strike Out wieder auf die Bank. Doch erneut zeigten die Hagener ihr können und ihren Willen und brachten Läufer auf das zweite und das dritte Base.
Die Spannung war spürbar. Bei jedem Wurf schwieg nahezu das gesamte Stadion. Kein Ton war zu hören. Selbst die Zwischenrufe „Cheeseburger“, „Westernburger“ der Burgerbrater verstummten.
Am Schlag ein erfahrener, guter Batter des Gegners. Der Wurf kommt… Strike One! Der zweite Wurf: Ball. Noch ein Pitch und das satte Geräusch, wie Aluminium auf einen harten Baseball trifft. Unzählige Augenpaare starren gespannt in den strahlend blauen Himmel und sehen, wie die Flugkurve des Balls immer länger und länger wird und Richtung Zaun im Leftfield fliegt. Sekunden werden zu gefühlten Minuten, als unser Leftfielder Stefan „Lilo“ Wanders dem Flyball entgegen läuft.
Fängt er den Ball, ist das Spiel gewonnen. Fängt er ihn nicht, erzielen die Chipmunks mindestens zwei Runs… Warten, hoffen, bangen… CATCH! Fly Out! BALL GAME! Die Sly Dogs gewinnen ein dramatisches und spannendes Spiel mit 9 zu 6! Und das nach einem Debakel im ersten Spiel und vielen Ausfällen.
Grenzenloser Jubel und Erleichterung bricht sich seine Bahnen. Es ist endlich vollbracht. Der erste Sieg in der Verbandsliga ist erreicht. All der Schweiß und die Anstrengungen haben sich endlich bezahlt gemacht. Und das mit einem Team, das so noch nie zusammen gespielt hat. Jetzt sollte man in der vierten Liga angekommen sein und die Welle der Euphorie konservieren, um die nächsten schwierigen Aufgaben gemeinsam bewerkstelligen zu können. Grund zur Hoffnung gibt es allemal, dass man das Minimalziel Klassenerhalt nun doch noch schaffen kann.
Man darf mal wieder gespannt sein…
Autor:B Kiese aus Marl |
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