Bilanz zum Ausbildungsmarkt in Essen
Noch viele Chancen für Jugendliche und Arbeitgeber
Seit dem Start des Ausbildungsjahres 2023 ist Bewegung im Essener Ausbildungsmarkt. Für die noch Suchenden stehen die Chancen über alle Branchen hinweg gut, auch im ausklingenden Jahr noch eine Ausbildungsstelle zu finden. Die Partner am Ausbildungsmarkt - Agentur für Arbeit Essen, das JobCenter Essen, die IHK zu Essen, der DGB und die Kreishandwerkerschaft Essen - setzen weiterhin alle Hebel in Bewegung, um die Wege für Ausbildungsverhältnisse zu bereiten und ziehen gemeinsam Bilanz.
Die Kennzahlen zum Ausbildungsmarkt im Einzelnen:
Das Ausbildungsplatzangebot im aktuellen Ausbildungsjahr liegt leider leicht unter dem Niveau des Vorjahres. So wurden seit Oktober 2022 insgesamt 3.210 freie Ausbildungsstellen gemeldet, 188 weniger als im vorhergehenden Ausbildungsjahr 2022. Vor dem Hintergrund des erheblichen Fachkräftemangels in der Region wäre eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes wünschenswert.
Auf der anderen Seite meldeten sich in diesem Jahr 3.712 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Essen, um sich bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützen zu lassen. Gegenüber dem vergangenen Ausbildungsjahr bedeutet das einen Rückgang von 155 Bewerberinnen und Bewerbern. Damit kam rein rechnerisch auf eine/n Bewerber/in 0,86 Ausbildungsstellen.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch 348 Ausbildungsstellen unbesetzt, 252 weniger im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen gibt es im Handel: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (32) und Verkäufer/in (25). Bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten sind 28 Ausbildungsstellen unbesetzt. Aktuell sind noch 440 Bewerber/innen auf der Suche nach einer Ausbildung, 39 mehr als im Oktober 2022. Hoch im Kurs bei den noch suchenden Jugendlichen stehen Ausbildungen in den Bereichen Kaufmann/-frau für Büromanagement (35) gefolgt von Verkäufer/in (17) sowie Elektroniker/in Energie und Gebäudetechnik, Anlagenmechaniker Sanität/Heizung/Klimatechnik, Kaufmann/frau im Einzelhandel und Medizinische/r Fachangestellte (jeweils 16).
Andrea Demler, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Essen:
„Das Ausbildungsjahr hat in den vergangenen Wochen noch einmal an Fahrt aufgenommen. Es konnten in diesem Jahr wieder leicht mehr Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen und viele freie Stellen besetzt werden. Die Betriebe sind trotz wirtschaftlich unsicherer Zeiten bereit, junge Menschen zu motivieren und zu informieren – ein entscheidender Faktor, schließlich ist das Engagement für gut ausgebildeten Fachkräftenachwuchs eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft. Trotzdem sind aktuell in Essen noch rund 350 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Für die derzeit 440 noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz gut. Das bedeutet aber nicht, dass es für jede oder jeden einfach ist, eine Ausbildung zu finden. Die Gründe, warum Chancen bislang nicht genutzt werden konnten, sind sicher vielschichtig. Viele Jugendliche stellt die Entscheidung für einen bestimmten Ausbildungsberuf vor eine große Herausforderung. Dass während der Corona-Pandemie die Orientierung zur Berufswahl nur eingeschränkt möglich war, wirkt dabei noch nach.
Umso mehr setzen wir auf möglichst frühzeitige Berufsinformation in den Schulen, werben bei den Betrieben für Praktika und haben auch die Eltern als wichtigste Ratgeber für ihre Kinder im Blick. In der Woche der Digitalen Elternabende vom 13. bis 25. November geben wir Eltern die Chance, sich über Entwicklungen in der Welt der Berufe zu informieren, so dass sie ihren Kindern kompetent zur Seite stehen können bei der Wahl der beruflichen Zukunft.
Es ist uns wichtig, dass diese Botschaft bei den jungen Menschen ankommt: Auch im laufenden Ausbildungsjahr stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz weiter gut. In der Phase der Nachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und der Kammern von Oktober bis Dezember, motivieren und unterstützen wir Bewerberinnen und Bewerber, sich jetzt für eine duale Ausbildung zu entscheiden und nicht auf schlechtere Alternativen auszuweichen, die zunächst vielleicht einfacher erscheinen. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater engagieren sich gemeinsam mit den lokalen Netzwerkpartnern dafür, dass kein Jugendlicher am Übergang von der Schule in den Beruf verlorengeht. Sie beraten individuell - ob telefonisch oder vor Ort in den Schulen und in der Agentur oder per Video-Call - und setzen sich dafür ein, dass die Jugendlichen ihre Chancen kennen und auch ergreifen.“
Dietmar Gutschmidt, Leiter JobCenter Essen:
„Die aktuelle Bilanz am Ausbildungsmarkt zeigt mir, dass die Essener Unternehmen die duale Ausbildung als den richtigen Weg begreifen, um ihren Fachkräftebedarf in der Zukunft zu decken. Ausbilden heißt immer auch, soziale Verantwortung zu übernehmen. Mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge in Handwerk, Industrie, Handel und Verwaltung bedeuten deshalb auch mehr Chancen für Essener Jugendliche auf ein selbständiges, von staatlichen Leistungen unabhängiges Leben. Die wachsende Zahl der Ausbildungsabschlüsse belegt, dass die Betriebe erkennen, man muss auch in die investieren, die hier und da noch einen Nachholbedarf haben. Und das ist eine gute und verantwortungsbewusste Einstellung. Mein Dank geht an die Kreishandwerkerschaft Essen, die IHK zu Essen, ebenso wie an den DGB, die in den letzten Wochen - auch mit Unterstützung von Arbeitsagentur und JobCenter - noch einmal enorme Überzeugungsarbeit bei den Betrieben geleistet haben.“
Franz Roggemann, Leiter des Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen der IHK zu Essen:
„Der Ausbildungsmarkt in Essen ist stabil, die Betriebe stehen zur betrieblichen Ausbildung und wollen ausbilden. 2.089 neu registrierte Ausbildungsverträge sprechen eine deutliche Sprache. Zur Wahrheit gehört aber auch: Es wäre mehr drin gewesen! Viele Betriebe konnten ihre Ausbildungsplätze nicht oder nicht vollständig besetzen, es fehlten Bewerberinnen und Bewerber. Deshalb endet das Ausbildungsjahr „nur“ mit einer „schwarzen Null“ mit einem leichten Anstieg von 0,5 Prozent.“
Wolfgang Dapprich, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen:
"Mit Datum zum 30. September 2023 sind in der Essener Kreishandwerkerschaft insgesamt 750 neue Lehrverträge registriert worden, darunter 122 junge Damen. Das sind exakt 15 Verträge mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Spitzenreiter sind momentan die Kraftfahrzeugmechatroniker mit 130 (5 weiblich) neuen Verträgen, gefolgt von Anlagenmechaniker für Sanitär-, Klima- und Heizungstechnik mit 119 (1 weiblich) und Elektroniker mit 105 (6 weiblich). Die Gründe für diese positive Entwicklung sehen wir zum einen in den von uns angeführten Argumenten, die für eine duale Ausbildung sprechen. Zum anderen kommt die bundesweite Imagekampagne des Deutschen Handwerks langsam in den Köpfen der jungen Leute an und bewegt wieder mehr Jugendliche dazu, eine duale Ausbildung gerade im Handwerk aufzunehmen. Auch die positiven Clips in den Sozialen Medien, die von Auszubildenden eingestellt werden, wecken Interesse an einer handwerklichen Berufsausbildung. Für die Aufnahme einer handwerklichen Berufsausbildung sprechen insbesondere ein guter Verdienst sowie zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten, regelmäßige Arbeitszeiten, ein sicherer Arbeitsplatz, Feiertage und Wochenenden sind in der Regel freie Tage, Erfolgserlebnisse und vor allem: Man tut etwas für die Umwelt, denn in den Handwerksberufen werden modernste Umwelttechnologien vorgestellt und die Materialien sind umweltverträglich und oft genug recycelt."
Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer Mülheim-Essen-Oberhausen (MEO):
„Eine berufliche Ausbildung ist eine gute Chance für junge Menschen auf eine sichere Zukunft in der Arbeitswelt. Um den vielfach beschworenen Fachkräftemangel der Wirtschaft entgegenzutreten, muss diese aber auch ihrer Verantwortung gerecht werden und dafür Sorge tragen, dass die Ausbildungsbereitschaft massiv gesteigert wird. Aktuell bildet weniger als jeder fünfte Betrieb noch aus. Das ist definitiv viel zu wenig.“
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