Tipps für den Immobilienerwerb auf Mallorca
Inselglück "ohne Nebenwirkungen"
Palmen, Sonne, Strand und Meer: Mallorca ist die Traumdestination vieler Deutscher und immer mehr Insel-Liebhaber spielen mit dem Gedanken, sich auf dem beliebten Eiland einen Zweit-Wohnsitz zu zulegen. Doch die Gefahr, beim Erwerb "abgezockt" zu werden, sollten Käufer nicht unterschätzen. Auf welche Fallstricke man achten muss, erklärt Britt Jolig, Managing Director von "Equus Mallorca", die seit drei Jahrzehnten den mallorquinischen Immobilien-Markt begleitet.
Von Andrea Becker
Gemeinsam mit ihrem Mann Alex verkauft die 57-Jährige hiesige Immobilien im Luxussegment, kann aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit und dank gutem Netzwerk auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. "Ich habe die eindrucksvolle Entwicklung der Insel miterlebt und es ist schon Wahnsinn, was sich hier getan hat." Dennoch ist der Konkurrenzkampf in der Maklerbranche nicht zu unterschätzen.
"Wir haben eine Maklerübersättigung auf der Insel, die jetzt, im Rahmen eines Zeitfensters bis zum Jahresende, reguliert werden soll", so Jolig und weiter: "Es ist schon schwierig, da sich jeder Makler nennen darf, egal, ob er die Qualifikation hat oder nicht. Fortan soll es so sein, dass man nur noch mit entsprechenden Lizenzen, Qualifikationen und einem Ladenlokal mit Publikumsverkehr agieren kann. Der sogenannte Hafen-, Wohnzimmer- und Sofamakler sollte eigentlich nicht mehr existieren. Schauen wir mal, ob sich nun die Spreu vom Weizen trennt, denn die "schwarzen Schafe" schaden natürlich auch unserer Maklerzunft."
Schwarze Schafe in der Maklerzunft
Der Run auf die mallorquinischen Immobilien ist in den letzten Jahren exorbitant gestiegen, damit erhöhen sich natürlich auch die Fallstricke für potentielle Käufer, die für den Erwerb tief in die Tasche greifen müssen. Wohnungen ab 500.000 Euro sind keine Seltenheit, Häuser werden gleich im mehrstelligen Millionenbereich angeboten. Bevorzugte Lagen sind Palma und der Speckgürtel der Inselhauptstadt, gefolgt vom Südwesten mit seinen Küsten, Puerto Portals, die Top-Location Andratx, der Südosten bis hoch nach Portocolom, Artá, Cala Ratjada, Alcudia, die Inselmitte und natürlich die Bergregionen.
Interessenten sollten sich zunächst entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten: So stehen dem Aspiranten zum Beispiel Internet-Plattformen, wo sowohl Privatleute als auch Makler Anwesen einstellen können, zur Verfügung. Hier ist jedoch aus Sicht der Expertin Vorsicht geboten: Schnell gerät man an "Verkäufer/Eigentümer", die die Urlaubsstimmung und die Leichtigkeit des Seins ausnutzen und den Kunden bei der Abwicklung betrügen. Denn, fehlen Dokumente, wie eine "Bewohnbarkeitsbescheinigung", gibt es Bauverstöße ("infracciones urbanisticas"), Rückstände bei fälligen Zahlungen, ungeklärte Besitzverhältnisse oder andere Probleme, kann es für den Erwerber böse enden.
Nicht am falschen Ende sparen
"Ich kann jedem nur empfehlen, mit bekannten und seriösen Maklerunternehmen zu arbeiten, zu schauen, ob das der Makler meines Vertrauens ist und vor allem zu hinterfragen: Guckt er nach den Rechtmäßigkeiten des Objektes? Im nächsten Schritt, nach einer ersten Prüfung, sollte man auch bereit sein, einen Anwalt beratend hinzu zuziehen, um zu kontrollieren, ob alle Besitzverhältnisse geklärt sind oder, ob ich mich mit der Immobilie vergaloppiere und falsch investiere", erklärt Britt Jolig die Vorgehensweise. "Letztendlich sollte der Kunde nicht am falschen Ende sparen, denn dann könnte der Erwerb doppelt so teuer werden", so der Expertinnen-Rat.
Ein Beispiel: Städtische Immobilien, die älter als 50 Jahre sind, benötigen einen TÜV, der immer wieder verlängert werden muss. Viele Gebäude haben das Zertifikat jedoch nicht, weil sich Eigentümergemeinschaften nicht einig sind. Dies ist aber gesetzlich verpflichtend. Lösbare Probleme, die kompetent geregelt werden können, jedoch zu weiteren Kosten führen, die neben dem Kaufpreis ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
Gleiches gilt für ländliche Immobilien, denn viele Objekte haben Probleme mit der Gesetzmäßigkeit. "In diesem Fall sollte ein Fachanwalt zu Rate gezogen werden", erklärt die Expertin und weiter: "Im Gegensatz zu Deutschland ist der hiesige Notar nur eine ausführende, aber keine beratende Instanz, das übernimmt dann der Anwalt."
Wiederstand gegen den Massentourismus
Neben renovierten Gebäuden, ist auch der Neubau auf der Insel ein Thema: Während in und um Palma die Bebauungsdichte sehr hoch ist, gibt es im ländlichen Bereich noch viel Platz. Aber auch hier müssen Regeln beachtet werden. Wer sich im Landesinneren niederlassen möchte, benötigt Parzellen von rund 14.000 Quadratmetern, um bauen zu dürfen. Pools sind zudem aufgrund der Wasserknappheit auf der Insel limitiert.
Stichwort: Sozialer Wohnungsbau. Während man sich hierzulande über den Grundbesitz auf der beliebten Baleareninsel freut, so regt sich auf Mallorca der Wiederstand gegen den Massentourismus und fehlendem, bezahlbarem Wohnraum. Wenn das durchschnittliche Gehalt bei rund 1.500 Euro und die Mallorquiner allein eine Miete in Höhe von 1.200 Euro für eine zwei Zimmerwohnung zahlen müssen, da stellt sich die Frage: Wie soll man davon leben? In diesem Punkt sollte sich dringend etwas ändern.
Fazit: Wird der Erwerb einer Immobilie kompetent durch Experten begleitet, wird es für den zukünftigen Besitzer keine bösen Überraschungen geben.
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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