Hilfe gegen die Kälte
Sobald die Temperaturen unter minus fünf Grad fallen, öffnet das Wärmezelt des Deutschen Roten Kreuzes in Essen Borbeck für Wohnungslose. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der örtlichen Bereitschaft sind auch über Nacht dort im Einsatz.
Von Anja Schindler
Wenn es draußen wieder kalt wird, drehen die meisten von uns zu Hause die Heizung auf und dürfen sich in nur kurzer Zeit über eine warme Wohnung oder ein warmes Haus freuen. Anders ergeht es da Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf haben. Bei Minusgraden schlafen viele Obdachlose auf der Straße und sind den eisigen Temperaturen ausgesetzt. Zum Glück gibt es in vielen Städten Anlaufstellen, die Wohnungslosen nicht nur warme Mahlzeiten und Getränke, sondern auch Schlafplätze anbieten. So auch in Essen Borbeck. Ab einer Außentemperatur von minus fünf Grad stellt die örtliche Bereitschaft des DRK ein Wärmezelt für Menschen ohne festen Wohnsitz zur Verfügung. Das Besondere: Auch Hunde dürfen mitgebracht werden.
Schlafplätze ausgebucht
„Unsere Anlaufstelle gibt es mittlerweile schon seit drei Jahren“, berichtet Elke Zbiera, Mitorganisatorin und stellvertretende Bereitschaftsleiterin des DRK Essen Borbeck. „Und das Schöne daran ist, dass unser Angebot nach wie vor sehr gut angenommen wird.“ Nahezu jede Nacht sei während der ersten Kälteperiode 2019 ausgebucht gewesen. In Zahlen bedeutet das: Alle 16 Schlafplätze – in dem 50 Quadratmeter großen, beheizten Zelt – waren so gut wie immer belegt. Doch neben einem warmen Bett dürfen sich die Obdachlosen auch über Speisen, Getränke sowie über warme Duschen freuen. Doch nicht nur Wohnungslose, auch ihre Hunde sind bei der Kältehilfe herzlich willkommen. „Während sie an anderen Anlaufstellen die Vierbeiner abgeben müssen, können sie hier gemeinsam übernachten“, so Zbiera. „Die Tiere werden hier ebenfalls komplett versorgt. Es gibt Futter und Decken.“
Nachtschicht im DRK-Wärmezelt
Damit die Kältehilfe auch wie geplant durchgeführt werden kann, trifft sich an den Öffnungstagen bereits um 19 Uhr eine kleine Gruppe von Ehrenamtlichen der Rotkreuzbereitschaft Borbeck. Dann wird das Zelt für die Nacht am Wolfsbankring hergerichtet. „Dazu zählt unter anderem das Aufbauen von Lichtstrahlern, das Vorbereiten der Speisen sowie die Betreuung der Spendenannahme“, erklärt sie. Ab 21 Uhr ist das Zelt dann für die Obdachlosen geöffnet. „Zu den Besuchern zählt eine kleine Gruppe an Stammgästen, aber es sind auch immer Neue dabei, die unser Angebot annehmen.“
Doch nicht nur zum Aufbau, auch über Nacht seien immer ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Dienst, die sich um die Menschen, bis in die Morgenstunden hinein, kümmern. Dafür bleiben sie die ganze Zeit wach. „Um sechs Uhr morgens werden unsere Übernachtungsgäste dann geweckt. Wer mag, bekommt noch ein Frühstück, frische Kleidung sowie eine Fahrkarte zurück in die Innenstadt.“ Spätestens um sieben Uhr sollte das Zelt dann wieder leer sein, damit mit den Aufräumarbeiten begonnen werden kann.
Der Wunsch: ein neues Zelt
Dank der hohen Spendenbereitschaft ist die Rotkreuzbereitschaft Borbeck gut mit Nahrungsmitteln und Kleidung für diesen Winter versorgt. „Das Einzige was etwas knapp ist, sind Socken und Unterwäsche“, berichtet die Mitorganisatorin. Die eingehenden Geldspenden werden für ein neues Zelt zurückgelegt. „Unser Zelt ist schon sehr alt“, heißt es. „Privatsphäre ist hier nicht möglich.“ Um das zu ändern, soll das neue Zelt nicht nur einen, sondern zwei Eingänge sowie eine Trennwand haben. „So können wir Frauen und Männern einen getrennten Schlafbereich anbieten.“
Doch auch, wenn das Zelt tagsüber und bei etwas „milderen“ Temperaturen nachts geschlossen ist, auf die Hilfe des DRK Essen müssen Wohnungslose in der Stadt nicht verzichten. „Es gibt eine 24-Stunden-Hotline. Hier können Personen anrufen, die die Kältehilfe in Anspruch nehmen möchten. Aber auch besorgte Passanten können sich dort melden, wenn sie einen frierenden Obdachlosen entdecken.“
>>> Infobox:
Finanzielle Unterstützung erhält das DRK in Nordrhein-Westfalen unter anderem aus Zweckerträgen der Lotterien von WestLotto. Und wie kommt es dazu? Was die wenigsten wissen: Von jedem Spieleinsatz werden im Land NRW durch das Lotto-Prinzip Institutionen aus Wohlfahrt, Denkmalschutz, Sport, Kunst und Kultur sowie Naturschutz in NRW gefördert. So ist jeder Spielschein ein Gewinn für alle. Beispielprojekte gibt es unter anderem auf der Internetseite www.westlotto.de.
Autor:Lokalkompass Empfehlungen aus Essen |
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