Erste Hilfe für die Seele
Ökumenische Notfallseelsorge sucht Verstärkung

Sie sind für die Ökumenische Notfallseelsorge in Mülheim, Essen und Oberhausen im Einsatz: Luca Cremer (an diesem Tag diensthabender Fahrer des DRK-Einsatzfahrzeuges, das die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zum Einsatzort und wieder zurückfährt), dann weiter: Iris Stratmann, Diakon Herwarth Schweres, Barbara Strunk, Pfarrer Guido Möller und Michael Lux (v.li.n.re.). | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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  • Sie sind für die Ökumenische Notfallseelsorge in Mülheim, Essen und Oberhausen im Einsatz: Luca Cremer (an diesem Tag diensthabender Fahrer des DRK-Einsatzfahrzeuges, das die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zum Einsatzort und wieder zurückfährt), dann weiter: Iris Stratmann, Diakon Herwarth Schweres, Barbara Strunk, Pfarrer Guido Möller und Michael Lux (v.li.n.re.).
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Seit kurzem arbeitet die Ökumenische Notfallseelsorge, neben der Telefon- und der Krankenhausseelsorge einer der wichtigsten Seelsorgedienste der Kirchen, im Verbund für die Städte Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO-Region). Nach wie vor sind die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in „ihrer“ Stadt mit Einsatz, doch gibt es ab sofort eine übergeordnete Koordination, eine gemeinsame geistliche Begleitung und auch die fast einjährige Ausbildung und Zurüstung neuer Ehrenamtlicher für diesen Dienst erfolgt in Gemeinschaft.

Im Januar beginnt ein neuer Kurs – ein Informationsabend für Interessierte findet am Mittwoch, 13. November, in Essen statt. Für unseren Beitrag haben wir mit fünf Mitarbeitenden der Notfallseelsorge über ihre Motivation und ihre Erfahrungen gesprochen.

Warum tun Sie diesen Dienst?

Wenn Menschen plötzlich vom Tod eines nahen Angehörigen erfahren – ob ein Unfall oder ein Suizid, ein Herzversagen oder ein Gewaltverbrechen die Ursache war – ist im Leben nichts mehr so, wie es vorher war. Ähnlich geht es denjenigen, die ein schlimmes Unglück mitansehen mussten. In den ersten Stunden einer solchen Krisensituation stehen den Betroffenen häufig ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger zur Seite.

Michael Lux, Lehrer, ist Notfallseelsorger in Essen. | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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Michael Lux, Lehrer und ehrenamtlicher Notfallseelsorger in Essen: „Ich habe mich für den Dienst als Notfallseelsorger entschieden, weil ich Menschen in schwierigen Situationen Halt geben möchte. Bei meinen Einsätzen erlebe ich oft, dass die Betroffenen froh sind, nicht allein zu sein. Umgekehrt erfahre ich viele bereichernde Momente, erlebe Dankbarkeit – und kann selbst üben, achtsam und dankbar zu sein.“

Barbara Strunk, Rentnerin und ehrenamtliche Notfallseelsorgerin in der Ausbildung: „Ich möchte Notfallseelsorgerin werden, weil es wichtig ist, dass Menschen, die sich in einer akuten Notlage und Ausnahme-Situation befinden, Hilfe erhalten.“

Herwarth Schweres, Diakon und Katholischer Beauftragter für die Ökumenische Notfallseelsorge in Essen: „Wer anderen in einer akuten Notlage hilft, wird immer auch ein wenig selbst beschenkt.“

Iris Stratmann, Koordinatorin der Ökumenischen Notfallseelsorge in Mülheim, Essen und Oberhausen: „Das Leben hat es gut mit mir gemeint – als Notfallseelsorgerin kann ich etwas davon zurückgeben.“

Wie oft gibt es Einsätze?

In Essen ist die Zahl der Einsätze pro Jahr seit der Gründung der Notfallseelsorge von 63 (2001) über 91 (2006) und 152 (2016) auf zuletzt 209 (2023) gestiegen. Oberhausen kam im vergangenen Jahr auf 133 Einsätze (darunter zwei sogenannte Großeinsatzlagen), in Mülheim waren es 65. Um Betroffene nach einem schlimmen Unglück seelisch zu unterstützen und emotional aufzufangen, sind in Essen derzeit 42 ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger tätig. Ihre Rufbereitschaft deckt alle 24 Stunden des Tages und das ganze Jahr ab.

Diakon Herwath Schweres ist Katholischer Beauftragter für die Ökumenische Notfallseelsorge in Essen. | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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Herwarth Schweres: "Wenn ich alarmiert werde, schlage ich ein Kreuzzeichen und spreche ein Segensgebet – für die Betroffenen, die Einsatzkräfte und für mich.“

Michael Lux: „Auf der Fahrt zum Einsatzort gehe ich in mich, stelle mir die mögliche Situation vor und bitte Gott um seinen Beistand.“

Wie laufen Einsätze vor Ort ab?

Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger werden in der Regel durch die Feuerwehr alarmiert und mit einem Einsatzwagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zum Einsatzort gebracht. Dort leisten sie eine „Erste Hilfe für die Seele“, die sich an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert – sie hören zu oder schweigen mit den Trauernden, helfen ihnen vielleicht dabei, sich über die nächsten, nun notwendigen Schritte klarzuwerden.

Iris Stratmann ist für die Koordination der Ökumenischen Notfallseelsorge in den Städten Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO-Region) verantwortlich. | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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Iris Stratmann:„Zuerst nehmen die Betroffenen manchmal gar nicht wahr, woher wir kommen und warum wir bei ihnen sind. Später höre ich dann sehr oft: Schön, dass Sie bei mir sind, und wie gut, dass es Menschen gibt, die diese schwere Aufgabe übernehmen!“

Guido Möller, Pfarrer und Geistlicher Begleiter der Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in Mülheim, Essen und Oberhausen: „Häufig ist es nötig, gemeinsam mit den Betroffenen einfach nur die Stille auszuhalten. Worte reichen oft nicht aus, um das Unfassbare, das geschehen ist, auszudrücken.“

Iris Stratmann:„Was wir vor Ort tun, hängt ganz von den Bedürfnissen der betroffenen Menschen ab. Oft hilft es, einfach nur da zu sein und nichts zu sagen. Manchmal hilft eine stille Umarmung. In anderen Fällen sprechen wir ein Gebet oder nehmen, wenn jemand verstorben ist und die Angehörigen dies möchten, eine Aussegnung vor.“

Warum ist Ihnen die Verbundenheit mit einer christlichen Kirche wichtig?

Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger spenden ihren Trost ganz unabhängig von Religion, Konfession oder Weltanschauung, fühlen sich aber einer christlichen Kirche verbunden. Warum ist Ihnen diese Verbundenheit wichtig?

Pfarrer Guido Möller ist für die geistliche Begleitung der Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in Mülheim, Essen und Oberhausen zuständig. | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
  • Pfarrer Guido Möller ist für die geistliche Begleitung der Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in Mülheim, Essen und Oberhausen zuständig.
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Guido Möller: „Die Notfallseelsorge ist für mich ein Dienst in der Nachfolge Christi.“

Herwarth Schweres: „Die Notfallseelsorge ist eine ureigene Aufgabe unserer Kirchen und macht Gottes Nähe zu den Menschen erfahrbar – über den Kirchturm hinaus.“

Michael Lux:„Notfallseelsorge ist für mich ein Ausdruck christlicher Nächstenliebe. Sie ist gelebter Glaube.“


Wie läuft die Ausbildung ab und was muss man darüber wissen?


Wer für sich einen Sinn darin sieht, dieses wichtige Ehrenamt zu übernehmen, absolviert zunächst eine kostenlose Ausbildung. Sie umfasst 120 Stunden, die sich auf rund elf Monate verteilen, und endet nach dem erfolgreichen Abschluss mit einer Beauftragung für den Dienst. Themen sind insbesondere der Umgang mit Belastungsreaktionen, die Förderung der eigenen Resilienz, die religiösen Dimensionen des Todes sowie die Strukturen von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei; außerdem sind mehrere Praktika vorgesehen. Eine engmaschige professionelle Begleitung während und nach der Ausbildung ist garantiert.

Voraussetzungen sind vor allem Teamfähigkeit und persönliche Reife, die Affinität zu einer christlichen Kirche, die Vollendung des 25. Lebensjahres sowie eine gute körperliche und seelische Konstitution. Die Ausbildung erfolgt nach bundesweit einheitlichen Richtlinien: Wer als Notfallseelsorger bzw. Notfallseelsorgerin aktiv ist, kann dieses Ehrenamt grundsätzlich überall – nicht nur in Mülheim, Essen und Oberhausen – ausüben.

Barbara Strunk, Rentnerin, ist Notfallseelsorgerin in Ausbildung. | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
  • Barbara Strunk, Rentnerin, ist Notfallseelsorgerin in Ausbildung.
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Barbara Strunk: „Wir brauchen viel Empathie und ein gesundes Bauchgefühl – für die Situation vor Ort und auch für uns selbst.

Michael Lux:„Wichtig für diesen Dienst ist vor allem die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren; außerdem sollten Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger belastbar und teamfähig sein.“

Iris Stratmann: „Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sollten über eine gewisse Lebenserfahrung verfügen, sie sollten selbstbewusst sein, eine gute psychische und auch physische Konstitution haben – und einfach Menschen sein, die gern für andere da sein wollen!“

Informationsabend & Kontakt

Die nächste Ausbildung beginnt im Januar 2025. Ein Informationsabend findet am Mittwoch, 13. November, statt: Von 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr informiert die Koordinatorin des Notfallseelsorge-Verbundes in der MEO-Region, Iris Stratmann, auf der Hauptfeuerwache Essen, Eiserne Hand 45, über die Ausbildung und die Arbeit in der Notfallseelsorge. Die Teilnahme ist unverbindlich und kostenlos; um eine kurze formlose Anmeldung per Mail an iris.stratmann(at)ekir.de oder unter Telefon 0160 94744792 wird jedoch gebeten.

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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