Malteser Essen bieten Besuchsdienst mit Hund
Henry bringt Freude ins Seniorenheim

Über Henry ins Gespräch kommen. Das klappt bei Sabine Vogelsang (links) und Heidemarie Heimann gut.  | Foto: Dabitsch
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  • Über Henry ins Gespräch kommen. Das klappt bei Sabine Vogelsang (links) und Heidemarie Heimann gut.
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Das "Wohnzimmer" der Station ist bis auf den letzten Platz besetzt. Die Bewohner warten auf Sabine Vogelsang und - vor allem - auf Henry.

Der achtjährige Labrador ist ganz aufgeregt, als er mit Frauchen den Raum betritt. Der Schwanz wedelt hin und her, unruhig schweift sein Blick durch das vielleicht 20 Quadratmeter große Zimmer, die Nase leistet Höchstarbeit. Schnell hat er die Schachtel mit Leckerchen auf dem Tisch erschnüffelt, stupst sie mit der Nase an.

Labrador Henry mit dem Malteser-Halstuch

Aber für Leckerchen ist es noch zu früh. Gemäß seinem Halstuch, das ihn als Malteser zu erkennen gibt, steht erst die (ehrenamtliche) Arbeit an. Bedeutet: Mal zu der einen Bewohnerin, mal am anderen Rollstuhl schnüffeln, sich streicheln lassen und auf die Kommandos von Frauchen hören. Ganz schön anstrengend, weiß Sabine Vogelsang.

Sabine Vogelsang (51) und ihr Labrador Henry sind ehrenamtlich im "Besuchsdienst mit Hund" der Malteser in Essen aktiv. | Foto: Dabitsch
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Tagsüber Tagesmutter, nachmittags Ehrenamtlerin

Die 51-jährige Essenerin betreut bis nachmittags als Tagesmutter Kleinkinder, auch da ist Henry immer dabei. Das Kontrastprogramm dann einmal pro Woche im Seniorenheim. Seit rund sieben Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich für den Malteser-Besuchsdienst mit Hund, "das erdet und entspannt", sagt sie. Und zwar nicht nur sie selbst, sondern vor allem die Senioren. Zu Beginn des Besuches sind einige von ihnen unruhig. Eine kann ihre Hände nicht stillhalten, fährt sich andauernd durch das Gesicht. Als Henry vor ihrem Sessel Platz nimmt, ist ihre Aufmerksamkeit auf den Vierbeiner gerichtet. Immer wieder wiederholt sie seinen Namen, streichelt ihm durchs Fell. Die Hände sind nun anderweitig beschäftigt.

Über Henry ins Gespräch kommen

Daneben sitzt Heidemarie Heimann in ihrem Rollstuhl. Sie freut sich auch über den Besuch, allerdings scheint sie mehr an Sabine Vogelsang interessiert zu sein als an Henry. Ihre Hand geht nicht in Richtung Fell, nur ihr Blick verfolgt aufmerksam, was der Rüde macht. Arztromane sind heute ihr Thema. Sabine Vogelsang bringt der Seniorin manchmal Bücher mit, sie liest gerne, gegen die Langeweile. Heidemarie Heimann mochte immer Hunde, sagt sie. Die Besuche seien eine "niedliche Abwechslung". Sie erzählt Sabine Vogelsang von ihrem Bruder, der der Liebe wegen nach Finnland ausgewandert ist, und den sie dort leider nie besuchen konnte.

Henry ist der Star im Seniorenheim. | Foto: Dabitsch
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Henry fungiert als "Eisbrecher"

Das ist der Sinn des Besuchsdienstes, erklärt mir Sabine Vogelsang. Henry sei oft Mittel zum Zweck, um mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen, er fungiere als "Eisbrecher". Viele der Senioren sprechen nicht viel. merke ich bei dem Besuch. Die Zeit der Stille überbrückt Sabine Vogelsang mit kleinen Tricks,die sie mit Henry vorführt. Endlich gibt es die Belohnung für seine Geduld. Frauchen versteckt Leckerchen aus der Schachtel auf dem Tisch im Raum - zwischen den Rädern eines Rollstuhls, im Sofaschlitz. Es dauert nicht lange, bis Henry fast alle gefunden hat. Nur das Teil zwischen den Sofakissen ist eine Herausforderung. Die Aufregung ist zu groß. Henry konzentriert sich nicht auf eine Sache, sondern wird abgelenkt. Aber am Ende hilft Frauchen ein bisschen nach. Ein schneller Haps, und das Leckerchen ist verschwunden.

Kleiner Einsatz, große Freude

Für Sabine Vogelsang ist es das Größte, wenn sie schweigsame Menschen zum Reden bringt. Einmal, erinnert sie sich, hat ein bettlägriger Patient sie mit einem ganzen Satz verabschiedet. Die Pflegerin schaute ungläubig - sonst spricht der Bewohner so viele Wörter in einer ganzen Woche. "Es ist ein so schönes Gefühl, mit so wenig Einsatz so viel Freude zu bringen", sagt die Essenerin. Als sie und Henry nach einer guten Stunde aufbrechen, hat sich die Stimmung im Wohnzimmer verändert. Die Atmosphäre ist ruhiger, friedlicher.

Viele Anfragen von Seniorenheimen

Ein Phänomen, das weithin bekannt ist. "Es gibt keine Seniorenheime, in denen wir nicht erwünscht sind", sagt Sylke Hülsmann, stellvertretende Leiterin "Besuchsdienst mit Hund" bei den Maltesern. Gut, dass gerade fünf neue Mensch-Hund-Paare in Ausbildung sind. Im Juni absolvieren sie ihre Prüfung, um dann ebenfalls im Einsatz zu sein, gegen die Einsamkeit.

Über das Projekt

  • Die Malteser im Bistum Essen bieten den Besuchsdienst mit Hund kostenlos an. Durch Corona kam das Angebot fast zum Erliegen. Heute sind fünf Mensch-Hund-Paare in Essen, Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck im Einsatz, um einsame Senioren zu besuchen. Vor Corona gab es den Besuchsdienst auch in Mülheim. Das Angebot wird über Spenden finanziert.
  • Vor dem Einsatz steht eine Ausbildung. Diese umfasst 25 Stunden mit einer Hundetrainerin. Sie findet samstags vormittags in Bottrop statt. Getestet wird die Eignung des Hundes, aber auch Themen wie "tiergestützte Therapie", Erste Hilfe am Hund oder praktische Übungen stehen auf dem Lehrplan. Am Ende gibt es eine theoretische und praktische Prüfung. Im Juni werden fünf neue Paare in den Dienst entlassen, aber das reicht bei weitem nicht, um den Bedarf zu decken, weiß Sylke Hülsmann, stellvertretende Leiterin des Projektes.
  • Weitere Interessentin sind willkommen. Die Hunde sollten entspannt sein und die Grundkommandos beherrschen. Alle weiteren Infos gibt es bei Alexander Zielke, Referent Ehrenamt beim Malteser Hilfsdienst e.V. unter Tel. 0201/8204726, und im Internet: https://www.malteser.de/standorte/malteser-im-bistum-essen/dienste/besuchsdienst-mit-hund.html. 
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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