Albert-Schweitzer-Tierheim wird umgebaut
Essener Tierschutzverein beendet „Katzenjammer“
Das größte Bauvorhaben des Tierschutzvereins Groß-Essen e.V. der letzten 40 Jahre steht in den Startlöchern. Nach den Sommerferien soll der Startschuss für den großen Umbau des Tierheims an der Grillostraße fallen. Für die Umsetzung werden unter www.tierheim-kumpel.de weiterhin fleißig Spenden gesammelt. Tierheimleiterin Jeanette Gudd und Dr. Elke Esser-Weckmann, Vorstandvorsitzende vom Tierschutzverein, berichten dem STADTSPIEGEL über die Umbaumaßnahmen und die Hintergründe.
Von Nina Sikora
„Wir könnten direkt hier nebenan ein zweites Tierheim bauen und es wäre in einer Woche wieder voll“, beschreibt Jeanette Gudd die aktuelle Situation an der Grillostraße. Besonders düster sieht es bei den Katzen aus: „Die Katze ist mittlerweile das beliebteste Haustier der Deutschen“, weiß Dr. Elke Esser-Weckmann. Damit hat man allerdings weder bei der Entstehung des Tierheims in den 50er-Jahren noch beim Umbau in den 80er-Jahren gerechnet: „Auch 1984 lag das Hauptaugenmerk auf der Unterbringung und Vermittlung von Hunden. Man konnte sich nicht vorstellen, dass es mal ein Problem mit Katzen geben würde“, so die Vorstandsvorsitzende Doch das Problem ist mittlerweile immens.
„Katzen sind Wegwerfware.“
„Katzen sind Wegwerfware“, so drastisch formuliert es Dr. Esser-Weckmann. „Bei den Fundhunden können wir fast 80 Prozent an die Besitzer zurückgeben. Bei Katzen liegt dieser Anteil gerade mal bei 18 Prozent.“ Grund dafür ist, dass die meisten Katzen nicht in einem Haustierregister wie Tasso oder Findefix registriert werden, selbst wenn sie gekennzeichnet sind. Die Besitzer sind somit nicht auffindbar. Und das trotzt der seit Jahren bestehenden Katzenschutzverordnung und der darin festgesetzten Registrierungspflicht.
„Im Moment haben wir etwa 80 Katzen untergebracht. Mit den Pflegestellen sind wir bei etwa 100 Tieren“, weiß Tierheimleiterin Jeanette Gudd. Zum Vergleich: 60 Tierheimbewohner sind Hunde. Der Katzenanteil ist also wesentlich größer. Und das in einem Tierheim, dass nie speziell für Katzen ausgelegt wurde. Die Folge: Das Tierheimteam improvisiert. „Mittlerweile haben wir sechs Stellen im Haus für die Katzen. Auch die Hundekrankenstation wird für die Katzen genutzt. Es sind weite Wege, die die Katzenpfleger zurücklegen müssen. Bei jeder Schicht ein kleiner Marathon“, so die Tierheimleiterin. Und so maunzt aktuell beispielsweise die frischgebackene Katzenmama mit ihren Jungen vorsichtig gegen das Bellen der Hunde im Nachbarzwinger an. „Optimal ist das natürlich nicht“, bestätigt Tierheimleiterin Jeanette Gudd.
Der Umbau, der in drei Phasen unterteilt ist, soll das nun ändern und zusätzlich mehr Platz für alle Tierheimbewohner schaffen. „Seit vielen Jahren ist es unser Wunsch, für die Katzen ein eigenes Katzenhaus zu installieren“, erzählt die Vorstandsvorsitzende. Bisher scheiterte dies auch am Platzmangel, doch „der Nordpark ist umgestaltet worden, da kriegen wir jetzt ein Stückchen.“ Für einen kompletten Neubau reicht die Grünfläche jedoch nicht aus, deshalb wird in einem ersten Schritt eine neue Hundekrankenstation zum Teil auf dem alten und auf dem neuen Gelände mit direktem Zugang zur angrenzenden Grünfläche und eigener Futterküche gebaut, wodurch sich die Aufnahmekapazität für illegal eingeführte Welpen erhöht und auch ein Raum für Physiotherapie entstehen kann. Die neuen Hundeunterkünfte stehen unter dem Motto „Zimmer statt Zwinger“ und bieten den Vierbeinern einen höher gelegenen Schlafplatz sowie eine Schlafhöhle. Die Gitter werden durch Scheiben ersetzt, so können die Abteile auch für Quarantänezwecke zweitgenutzt werden. Auch in puncto Nachhaltigkeit ist man aktiv, so wird es Solarstrom, begrünte Dächer und Geothermie, sprich Erdwärme-Heizung, in den neuen Gebäuden geben.
Geschenke für Spenden
Aktuell werden noch Spenden gesammelt. Je nach Spendensumme bekommen Unterstützer auf der Internetseite www.tierheim-kumpel.de als Dank einzigartige Stücke, die mit den Maskottchen Hope und Hotte - entworfen vom bekannten Cartoonzeichner und Illustrator Michael Holtschulte - verziert sind: Von Taschen ab einer 30-Euro-Spende, über Schirme und Rucksäcke ab einer 60 -Euro-Spende bis hin zur „TierheimKumpel“-Patenschaft ab einer Summe von 250 Euro. Für die TierheimKumpel gibt es dann auch eine Urkunde sowie eine Plakette mit dem eigenen Namen an der neuen Hundekrankenstation. Dreiviertel der Summe für die erste Bauphase sind dadurch schon zusammengekommen. „Das ist toll! Da sind wir den Essener Bürgern total dankbar. Auch allen Spendern darüber hinaus“, freut sich Tierfreundin Dr. Esser-Weckmann.
Für die zweite Bauphase, in der dann die alte Hundekrankenstation abgerissen wird, und auch für die dritte Bauphase, in der an der gleichen Stelle das neue, zweistöckige Katzenhaus entsteht und endlich Schluss mit den verstreuten Räumen macht, werden ebenfalls noch Spenden gesammelt werden. Auch eine Auktion wird es zu Gunsten der Umbaumaßnahmen noch geben, den der Künstler Michael Holtschulte hat dem Tierheim ein handgemaltes und signiertes Bild der kultigen Maskottchen zur Verfügung gestellt.
Jetzt heißt es nur noch Daumen drücken, dass der anvisierte Baustart diesmal auch wirklich eingehalten werden kann. Bisher kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Baugenehmigung. „Es dauert, weil so wahnsinnig viele Ämter damit befasst sind“, weiß die Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins. Vielleicht finden sich bis zum Baubeginn ja auch noch ein paar großzügige Spender oder „Hope und Hotte“-Fans, die auf www.tierheim-kumpel.de die Spendensumme weiter aufstocken.
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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