Das Zukunft Bildungswerk expandiert und eröffnet Filialen in Borbeck und Frohnhausen
Bildung schafft Zukunft
Der gemeinnützige Lernförderanbieter Zukunft Bildungswerk hat 40 hauptamtliche und 215 freie Mitarbeiter. Ein mittelständisches Unternehmen, das rund 1400 Kindern in Essen und Gladbeck hilft, vornehmlich mit Migrationshintergrund. Zumeist ist durch das Bildungs- und Teilhabepaket eine Übernahme der Nachhilfekosten möglich.
Den bisher sechs Standorten fügte Gründer Turgay Tahtabaş weitere in Borbeck und Frohnhausen hinzu: „Wir suchen ganz gezielt zentrale Lagen. Wir wollen mittendrin und sichtbar sein. Man wolle sich integrieren in den Stadtteilen, Netzwerkarbeit leisten und Anlaufstelle sein: „Auch hier in Frohnhausen werden wir bei Bedarf anderen Organisationen unsere Räumlichkeiten an der Berliner Straße 114 zur Verfügung stellen.“
Auf der Sonnenseite
Der 54-Jährige lächelt: „Wir als Familie befinden uns auf der Sonnenseite. Da möchten wir ein wenig abgeben.“ Tahtabaş war 1989 aus der Türkei nach Deutschland gekommen: „Wir wollten nur das Beste für unsere drei Kinder, waren aber mit ihrer Förderung überfordert.“ Er entstamme einer Familie mit Bildung, der Vater war Grundschullehrer: „Und doch musste ich bei null anfangen. Wir hatten aber das Glück, dass uns geholfen wurde. Unsere Kinder konnten das Abitur erlangen und ihre Bildungslaufbahn an Universitäten fortsetzen.“ Sein Sohn unterstützt ihn nun und der Vater strahlt: „Levent hat mir seit der Gründung des Zukunft Bildungswerkes geholfen, hat aus der Entfernung für uns gearbeitet, und das alles ehrenamtlich. Jetzt unterstützt er mich hier vor Ort.“
Turgay Tahtabaş sprüht vor Tatendrang: „Wir machen Ferienspatz-Angebote, zum Beispiel rund um Musik oder Fußball. Im Herbst werden wir in Steele einen weiteren Standort eröffnen und suchen noch geeignete Räumlichkeiten in Altendorf.“ Auch habe er sich bereitgestellt für eine Plakataktion der Landesregierung, sich gegen den Covid19-Virus impfen zu lassen: „Als ein Gesicht dieser wichtigen Kampagne kann ich hoffentlich helfen.“ Tahtabaş gibt aber ehrlich zu: „Ich bin mehr der kreative Kopf des Ganzen. Ich habe die Ideen. Aber da sind Sachen liegen geblieben.“ Damit das Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden könne, greife nun sein Sohn ein.
Erfahrungen sammeln
Levent Tahtabaş arbeitet in Hanau, wohnt in Frankfurt, kam bisher fürs Wochenende nach Essen: „Aber das reicht nicht aus, Gespräche mit Mitarbeitern müssen schon von Angesicht zu Angesicht sein. Das geht nur über Präsenz.“ Deswegen habe er sich ein Jahr freigenommen, der Arbeitsvertrag bei Evonik ruhe zunächst. Der 29-Jährige hatte auf dem Nordost-Gymnasium das Abi gebaut, Maschinenbau studiert, nach einem Jahr in China und dem Master of Business Administration vier Jahre Berufserfahrung gesammelt: „Da fehlt es mir noch. Für mich ist das hier eine große Aufgabe und die Riesenchance, viel dazu zu lernen.“
Den Bereich der Lernförderung möchte Levent Tahtabaş nach vorne treiben, auch die Erwachsenbildung, sich Finanzen und Buchhaltung genau anschauen, sowohl in der Verwaltung als auch in den Standorten Prozesse optimieren: „Wir werden sicherlich auch Fehler machen, hoffentlich keine gravierenden.“ Innovativ das Projekt einer App, in der Zeugnisse und Anträge gespeichert werden und die besonderen Umstände der einzelnen Familien. Auch werden die Lernfortschritte der Schüler dokumentiert, am besten nach Absprache mit den Lehrern: „Was soll gezielt nachgearbeitet werden?“ Diese App soll für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit sorgen und könnte zu einer Lernplattform ausgeweitet werden, auf die Kinder und Eltern zugreifen.
Eine Bildungshotline
In der Krise war die Corona-Hotline entwickelt worden. Nicht nur in Essen stieß das kostenfreie Nachhilfeangebot per Telefon und Videochat auf enorme Nachfrage, berichtet Turgay Tahtabaş: „Wir konnten an manchen Tagen bis zu 250 Anmeldungen verzeichnen.“ Die kostenfreie Corona-Hotline wurde finanziert über Spenden, etwa durch Reinhard Wiesemann vom Unperfekthaus. Darüber hinaus gaben „Ein Herz für Kinder“ und die deutsche Postcodelotterie, auch Banken, Firmen und Privatpersonen Geld für die gute Sache. Die Folgen der Pandemie blieben gewiss noch für etliche Jahre spürbar. Da habe er NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer angeschrieben und angeregt, das Erfolgsmodell fortzuführen: „Als Bildungshotline in mehreren Sprachen. Das Ministerium hat Interesse bekundet.“
Turgay Tahtabaş ist es wichtig, dass der Sprung gelingt zu einer festen Institution: „Ich möchte keine Ein-Mann-Show bleiben.“ Daher soll ein Förderverein gegründet werden, der Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft einbindet.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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