Katja Rendl fotografiert Sternenkinder
Sie macht das erste und letzte Foto

Bleibende Erinnerungen schafft Sternenkind-Fotografin Katja Rendl für die Eltern. | Foto: Katja Rendl
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  • Bleibende Erinnerungen schafft Sternenkind-Fotografin Katja Rendl für die Eltern.
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Katja Rendl erinnert sich gut an den Tag vor fünf Jahren. "Ich saß 20 Minuten vor dem Kreißsaal und musste warten, dass ich hinein durfte. Ich war aufgeregt und wusste nicht, was mich erwartet. Das waren lange 20 Minuten!"

Es war ihr erster Einsatz als Sternenkind-Fotografin. Denn was viele nicht wissen: In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt jährlich rund 3400 Totgeburten. Nicht mitgezählt sind dabei Kinder, die nicht überlebensfähig sind und kurz nach der Geburt sterben oder solche, bei denen Komplikationen unter oder nach der Geburt auftreten und die in der Folge sterben.

Kurze gemeinsame Zeit in Bildern festhalten

"Das sind leider keine Einzelfälle", weiß Rendl aus ihrer Arbeitserfahrung, "es gibt sooo viele Sternenkinder!" Pro Jahr werden die rund 650 Sternenkind-Fotografen zu mehr als 4.000 Einsätzen gerufen.
Die Erinnerung an diese Kinder festhalten, das ist die Mission der Familienfotografin aus Essen. "Meist bleiben den Familien nur wenige Stunden gemeinsam. Umso wichtiger ist es, diese Momente in Bildern festzuhalten", sagt Rendl.

Fast immer macht Sternenkind-Fotografin Katja Rendl Fotos des Kindes zusammen mit den Eltern. | Foto: Katja Rendl
  • Fast immer macht Sternenkind-Fotografin Katja Rendl Fotos des Kindes zusammen mit den Eltern.
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Kein Einsatz gleicht dem anderen

Gut erinnert sie sich an ihre Unsicherheit in den Minuten vor ihrem ersten Einsatz, als sie vor dem Kreißsaal saß und wartete. "Ich wurde gerufen, als die Geburt eingeleitet war. Der Papa des Kindes hat mich auf dem Laufenden gehalten. Dann kam die Info, dass die Maus auf der Welt ist. In den Minuten vor der Begegnung stellte ich mir viele Fragen: Wie geht es den Eltern? Was fotografiere ich? Wie viele Fotos mache ich, wie lange bleibe ich dort?" Inzwischen, fünf Jahre und zahlreiche Einsätze später, ist die Aufregung einer gewissen Routine gewichen - auch wenn kein Einsatz dem anderen gleicht.

Fotografen benötigen viel Empathie

"Man braucht für dieses Ehrenamt viel Empathie. Man weiß nie, was einen hinter der Tür erwartet." Rendl berät als Mentorin neue Fotografen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und beantwortet all diese Fragen.
In ihrem ersten Einsatz hatte das Baby eine Nierenagenesie. Das heißt, die Nieren wurden nicht angelegt. Damit einher geht, dass die Lungenreife nicht erfolgt - das Kind hatte keine Überlebenschance. "Es war ein schöner Einsatz, sehr liebevoll", erinnert sich die Fotografin heute gerne an "ihr" erstes Sternenkind zurück. Ganz wichtig ist ihr, möglichst viele Details des Kindes festzuhalten: die Ohren, die Nase, die Augen; ob der zweite Zeh länger ist als der erste. Dann macht sie fast immer Bilder mit den Eltern, zum Beispiel das Kind, das in den Händen der Eltern liegt. "Das schafft eine Verbindung zwischen den Eltern und dem Baby", sagt Rendl.

Ästhetische Fotos ohne Retusche

Außerdem wichtig ist ihr die Ästhetik der Fotos. "Ich retuschiere nichts. Die Erinnerungen sollen möglichst authentisch sein, auch mit Hautablösungen, mit Käseschmiere oder etwas Blut. Aber dies gilt es fotografisch entsprechend ansehnlich, schonend und ästhetisch festzuhalten."
Ihr persönlich ist es gleich, ob das Baby eine Frühgeburt und damit kaum eine Handvoll Mensch ist, ob es Fehlbildungen hat oder reif geboren und damit äußerlich oft nicht von einem gesunden Kind zu unterscheiden ist. "Es gibt aber Kollegen, die das eine oder andere nicht fotografieren können. Das ist okay."

Katja Rendl ist Fotografin. Ehrenamtlich fotografiert die 39-Jährige seit 2018 Sternenkinder.  | Foto: Privat
  • Katja Rendl ist Fotografin. Ehrenamtlich fotografiert die 39-Jährige seit 2018 Sternenkinder.
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Geschwisterkinder sind auch oft dabei

Gerne mag Rendl Einsätze mit Geschwisterkindern. "Die Eltern haben oft große Bedenken, ältere Geschwister hinzuzunehmen. Aber die haben eine ganz andere Leichtigkeit. Kinder sind nicht so verkopft wie Erwachsene." Auch für sie sei wichtig, zu begreifen, was passiert sei, und damit wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit.
Sie erinnert sich an einen Einsatz, bei dem zwei ältere Geschwisterkinder dabei waren. Zunächst wurden Lebendfotos gemacht. Als das Neugeborene verstorben war, wurden weitere Fotos gemacht, bis der große Bruder, vielleicht zwei oder drei Jahre alt, feststellte: "Der ist doch jetzt bei den Sternen. Ich habe Hunger und will Pommes mit Ketchup!" Das sind die Momente, in denen sogar gelacht wird.

Eltern sind sehr dankbar

Die Rückmeldung, die sie später von den Eltern bekommt, bestärkt sie in ihrem Ehrenamt. "Da ist so eine große Dankbarkeit. Ich schaffe eine bleibende Erinnerung, denn ich mache das erste und das letzte Foto. Neben Trauer und Schmerz ist da auch ganz viel Liebe zum Kind. Das gilt es festzuhalten.“

Fotografen gesucht

  • Trotz ca. 650 Fotografen, die deutschlandweit im Einsatz sind, herrscht ein Mangel an ehrenamtlichen Sternenkind-Fotografen. Das führt dazu, dass Katja Rendl und ihre Kollegen im dicht besiedelten Ruhrgebiet fast täglich über Einsätze informiert werden, die sie aufgrund ihrer Hauptjobs nicht alle wahrnehmen können. Die Folge: Manchmal können Sternenkinder nicht professionell fotografiert werden. "Das ist wirklich schlimm“, sagt Rendl.
  • Fotografen, die sich dieses Ehrenamt vorstellen können, werden gebeten, sich unter https://www.dein-sternenkind.eu/ zu melden. Dies ist erst einmal unverbindlich. 
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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