Interview und Gewinnspiel mit Martin Rütter
"Gebt Hunden eine zweite Chance!"

- Hundeprofi Martin Rütter, hier mit seiner Hündin Emma, setzt sich für mehr Tierwohl ein.
- Foto: Ralf Jürgens
- hochgeladen von Miriam Dabitsch (Redakteurin)
Hundeprofi Martin Rütter ist der erfolgreichste Hundeexperte im deutschsprachigen Raum. Er gibt Menschen Tipps im Umgang mit ihren Vierbeinern, sei es in verschiedenen TV-Formaten oder seinen Bühnenprogrammen. Eine Herzensangelegenheit des 54-Jährigen ist seine Tierschutzkampagne "Adoptieren statt Produzieren".
Warum rätst du dazu, einen Hund aus dem Tierheim zu holen? Haben nicht viele Tiere dort einen „Spleen“?
Diesen Irrglauben mit dem Spleen haben ja viele. Genauso wie den, dass man mit einem Welpen vom Züchter automatisch vor allen Problemen dieser Welt gefeit ist. Das ist natürlich Quatsch. Auch bei Züchtern gibt es gute und schlechte. Oft haben die Leute Angst, einen Tierheim-Hund zu nehmen, weil sie denken, der hat auf jeden Fall eine Schraube locker. Das ist Unsinn. Dass sich ein Hund im Tierheim auch mal bellend oder aufgeregt zeigen kann, ist ja ganz klar. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die eine zweite Chance bekommen, sehr dankbar sind. Deswegen rate ich jedem, der über die Anschaffung eines Hundes nachdenkt, zu einem Gang ins Tierheim. Das ist auch der Grund, warum ich die Tierschutz-Initiative „Adoptieren statt Produzieren“ ins Leben gerufen habe.
Zweite Chance für Tierheim-Hunde
Welche Hunde haben die schlechtesten Chancen auf ein neues Zuhause? Wie kann man dem entgegenwirken?
Die zum Beispiel, über die die Menschen im ersten Moment sagen: Ach, der sieht ein bisschen komisch aus. Hunde also, die für viele zumindest auf den ersten Blick einfach nicht schön genug sind. Oder Hunde, die eine kleine körperliche Einschränkung haben. Manchmal sind es aber auch eben Hunde, die es den Menschen eben sehr schwer machen. Die haben eine harte Geschichte hinter sich, bringen Verhaltensprobleme mit oder haben echt schon etwas auf dem Kerbholz. Entgegenwirken kann man dem nur, wenn man den Hunden eine Chance gibt und sich vorher natürlich gut über sie und ihre Geschichte informiert. Zum Glück arbeiten in den Tierheimen Menschen, die mit ihrer Fachkompetenz und ihren großen Herzen nicht nur dafür sorgen, dass Tiere eine zweite Chance bekommen. Sie schauen auch ganz genau, wer zum wem passt. Und vor allem auch: Bei wem es gar nicht matcht.
In deiner Sendung „Die Unvermittelbaren“ zeigt dein Team, dass jeder Hund eine zweite Chance verdient hat. Wirklich jeder? Oder kennst du auch Tiere, die trotz eures Hundetrainings beispielsweise gefährlich oder aus einem anderen Grund unvermittelbar blieben?
Verdient erstmal ja, auf jeden Fall. Aber klar, es gibt auch die Fälle, da gelingt das nicht mit der zweiten Chance. Das ist für alle Beteiligten dann ein total emotionaler und sehr trauriger Moment, aber eben auch ein Teil der Wahrheit, über den man sprechen muss und den wir natürlich auch in unseren Sendungen zeigen.

- Hundeprofi Martin Rütter ist seine Hündin Emma zugelaufen.
- Foto: Klaus Grittner
- hochgeladen von Miriam Dabitsch (Redakteurin)
Du machst dich stark gegen illegalen Welpenhandel. Wie groß ist das Problem eigentlich?
Riesengroß! Was mein Team und ich in den letzten Jahren recherchiert haben, ist dramatisch. Mit dem illegalen Welpenhandel wird in Deutschland mehr Umsatz gemacht als mit Prostitution. Wir gehen von einer Größenordnung aus, die hinter illegalem Drogenhandel und Waffenhandel auf Platz drei liegt. Dabei geht es jährlich um zehntausende Welpen, die unter schlimmsten Bedingungen zur Welt kommen und nach Deutschland gebracht werden. Was ein wirklich großes Problem ist: Früher konnte man den Unterschied am Preis erkennen. Heute geht das nicht mehr. Die Händler haben kapiert, dass sie auch den hohen Preis bekommen. Und das sieht auch noch legal aus.
Woran man unseriöse Züchter erkennt
Gibt es auch illegale „Hundeproduktionen“ in Deutschland oder werden diese Tiere immer aus dem Ostblock importiert?
Es gibt definitiv auch Vermehrer in Deutschland, ganz klar. Und übrigens auch in allen anderen Teilen Europas.
Woran erkenne ich, dass ich an einen unseriösen Vermehrer geraten bin?
Da gibt es so ein paar erste Indizien, an denen man sich gut orientieren kann. Ein Züchter sollte zum Beispiel immer nur eine Rasse haben. Damit fängt es an. In dem Moment, wo der Züchter sagt, er hat einen Schäferhund, einen Pudel und einen Dackel ist er kein Züchter mehr, sondern ein Händler. Zwei Würfe parallel ist auch kein gutes Zeichen für einen seriösen Züchter. Ein seriöser Züchter wird auch niemals einen Welpen übers Telefon verkaufen, er wird immer auf ein persönliches Treffen bestehen und einen viel über das eigene Leben ausfragen. Bei den Besuchen sollte die Mutterhündin immer vor Ort sein. Sobald man Ausreden hört, wie: Die Hündin ist gerade bei den Nachbarn oder sie ist krank und ist in Quarantäne, dann sollte man von einem Kauf absehen. Man kann sich gerne auch immer beim VDH umschauen, da ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, auf unseriöse Züchter zu treffen.
Wie reagiere ich richtig, wenn ich Tierleid erkenne?
Indem man direkt handelt und so schnell wie möglich am besten die Polizei und das örtliche Veterinäramt informiert.
Qualzuchten betreffen nicht nur Mops und Bulldogge
Ein weiteres Anliegen von dir ist, die Verbreitung von Qualzuchten zu reduzieren. Von der französischen Bulldogge sind angezüchtete gesundheitliche Einschränkungen ebenso bekannt wie beim Mops. Welche Rassen gehören noch dazu?
Leider so viele mehr, als man denkt. Im Prinzip alle Kurznasen-Rassen beispielsweise. Sie leiden zuchtbedingt von Geburt an unter einer Vielzahl von Erkrankungen – und das sowohl in körperlicher als auch im nächsten Schritt in psychischer Hinsicht. Ihr Gaumensegel ist zu lang, was die oberen Atemwege dauerhaft blockiert. Diese Hunde haben ein Leben lang täglich Todesängste. Sie denken den ganzen Tag: "Oh Gott, ich ersticke". Das ist sowas von schlimm und traurig.
Erzähl mal, woher deine Hunde stammen.
Aus der Nachbarschaft. Kein Spaß. Aber auf eine andere Art, als die meisten jetzt denken. Emma ist – und das ist wirklich kein Scherz – mir vor ein paar Jahren zugelaufen. Die Situation war völlig schräg. Als ich aus meiner damaligen Wohnung in Köln-Lindenthal kam, saß sie vor der Tür. Wir guckten uns an, dann ist sie an mir vorbeigerannt und hat sich auf die Couch gelegt. Ich hab zuerst gedacht, Guido Cantz will mich für „Verstehen Sie Spaß?“ reinlegen. Aber mal im Ernst, wie absurd ist das denn bitte, dass ausgerechnet mir mitten in Köln ein Hund zuläuft?
Mitmachen und gewinnen!
Wir suchen Ihre Tierschutzhunde! Zeigen Sie uns ein Foto Ihres Lieblings und beschreiben Sie kurz, woher der Hund stammt und wie er zu Ihnen gekommen ist:
Wir verlosen unter allen Teilnehmern 3x2 Freikarten für das Tourfinale von Martin Rütters Show "Der will nur spielen" am 5. April um 20 Uhr in der Rudolf-Weber-Arena Oberhausen sowie drei Exemplare von Martin Rütters Buch "Tierschutzhunde" plus Autogrammkarte.


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