Essener Kreisschiedsrichter-Obmann Torsten Schwerdtfeger im Interview
Über Gewalt auf'm Platz
Essener Kreisschiedsrichter-Obmann Torsten Schwerdtfeger im Interview Gewaltübergriffe oder Drohungen gegenüber Schiedsrichtern begleiten oft die Spiele im Amateur-Fußball. Wegen eines Vorfalls in Altenessen ist das Thema auch hier brandaktuell. Der Stadtspiegel Essen sprach mit dem Essener Kreisschiedsrichter-Obmann Torsten Schwerdtfeger.
Zurzeit wird wieder über Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateur-Fußball diskutiert. Das ist im Kreis Essen ja auch ein Thema?
Ja, auch im Kreis Essen haben wir leider immer wieder das Thema Gewalt gegen Schiedsrichter beziehungsweise Gewalt auf Fußballplätzen. Über das Spiel der zweiten Mannschaft von BV Altenessen (13. Oktober gegen Barisspor 84; die Red.) ist ja bereits ausgiebig berichtet worden.
Welche Konsequenzen hatte das?
Hier hat das Sportgericht einzelne Spieler bis zu zwei Jahren gesperrt.
Ein Extrembeispiel geschah im Jahr 2018. Dort biss ein Spieler einem Gegenspieler ein Stück seiner Nase ab. Dies war auch für uns als Kreis eine völlig neue Dimension. Das Sportgericht verurteilte den Täter zu einer siebenjährigen Sperre. Wir waren sehr froh, dass das Sportgericht hier ein klares Urteil mit Signalwirkung ausgesprochen hat. Es muss gezeigt werden, dass solch ein Verhalten nicht geduldet wird.
Aber auch in der Jugend ist das Thema Gewalt gegen andere aktuell. Vor kurzem gab es einen Vorfall nach einem Spiel, auf dem Parkplatz, bei dem das Auto des Schiedsrichters mit Steinen beworfen worden ist. Hier gab es für den Spieler die in der Jugend mögliche Höchststrafe von einem Jahr.
Gibt es genügend Schiedsrichter, die für alle Spiele im Kreis zur Verfügung stehen, oder wird es langsam eng?
Es wird nicht nur langsam eng, sondern es ist bereits unmöglich alle Spiele mit einem Schiedsrichter zu besetzen. In der Saison 2018/2019 konnte im Kreis Essen im Schnitt jedes vierte Spiel bei den Senioren und Junioren nicht mehr mit einem Schiedsrichter besetzt werden. Die Quote wäre noch größer, wenn es nicht jedes Wochenende Schiedsrichter geben würde, die teilweise bis zu vier Spiele pfeifen. Hier kann man nur den Hut vor jedem ziehen, der sich so für unseren Amateur-Fußball einsetzt.
Was kann man präventiv tun? Kann man überhaupt an Stellschrauben drehen und welche sind das?
Präventiv etwas zu machen ist natürlich teilweise sehr schwer, da man nie vorher weiß ob was passiert oder was überhaupt passiert in einem Spiel. Alle Parteien, insbesondere die Vereine, können und müssen vorab positiv auf ihre Spieler einwirken. Sportliche Rivalität ist natürlich erlaubt und gewünscht, aber persönliche Differenzen, Abneigungen oder ähnliches gehören nicht in den Sport und schon gar nicht auf den Fußballplatz.
Eine Präventivmaßnahme, die der Kreis Essen eingeführt hat, ist dass jeder Verein zu seinen Heimspielen Ordner stellen muss. Diese sollen eingreifen, wenn sich eine Gefahr andeutet. Eine weitere präventive Aufgabe haben natürlich auch die vom Sportgericht ausgesprochenen Strafen. Harte und strenge Strafen sollen Signalwirkungen bei allen Beteiligten hervorrufen und entsprechend abschrecken. Denn für alle muss klar sein, dass es bei Gewaltaktionen keine Toleranz gibt.
Spüren Sie bereits ein Umdenken bei den Vereinen im Kreis oder läuft alles wie bisher?
Zum Teil definitiv. BV Altenessen und TuS Holsterhausen sind zwei Vereine, die gezeigt haben, dass Gewalt keinen Platz im Amateur-Fußball hat. Beide Vereine haben ihre betroffenen Mannschaften nach den jeweiligen Urteilen der Sportgerichte sofort vom Spielbetrieb zurückgezogen und haben die fehlbaren Spieler aus dem Verein geworfen. In meinen Augen muss es so sein. Man muss den Gewalttätern zeigen, dass sie auf unseren Plätzen nicht geduldet werden. Das sind sehr positive Beispiele und zeigen auch, dass die Vereine sich auch intensiv mit dem Thema und der Vorbeugung weiterer Gewalttaten beschäftigen.
Wie sehen Sie die Zukunft für den Amateurfußball?
Ich hoffe, dass wir als Kreis zusammen mit den Vereinen in unserer Stadt das Thema Gewalt und Androhung von Gewalt immer weiter in den Griff bekommen. Denn nur bei einem respektvollen Umgang miteinander kann unser Amateurfußball weitergeführt werden. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, zusammenarbeiten und eine Null-Toleranz gegenüber Gewalt leben, bin ich davon überzeugt, dass wir für die Zukunft eine gute Ausgangslage schaffen. Denn wir alle sind Teil eines großen Spiels, dass wir nur gemeinsam gewinnen können.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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