Nicht nur Stadtbad Kupferdreh kaum noch geöffnet
Frustrierte Schwimmer
Mit acht Hallenbädern, zwei Kombibädern und drei Freibädern sowie einer Badestelle am Baldeneysee gibt es in Essen ein hervorragendes, vielfältiges und gut erreichbares Schwimmangebot, das ganzjährige Badefreuden ermöglicht. So der Werbetext. Wer genauer hinschaut, entdeckt irritierende Lücken.
Die Temperaturen steigen und die Menschen stehen vor verschlossenen Toren. Nur das Grugabad und das vom Verein Ruwa Dellwig betriebene Freibad Hesse sind offen. Die Freibadbereiche in Kettwig und im Oststadtbad bleiben geschlossen. Die Hallenbäder Altenessen, Kupferdreh und Nord-Ost können den öffentlichen Badebetrieb nur stark eingeschränkt anbieten. Aufgrund personeller Engpässe steht das Rüttenscheider Sportbecken der Öffentlichkeit nur noch sonntags zur Verfügung.
Dem Kupferdreher Oliver Kolks platzte jetzt der Kragen: „Seit Wochen kann in unserem Stadtbad nur noch ein minimales Öffnungsangebot wahrgenommen werden.“ Er habe im Bad die Auskunft bekommen, hier seien weder ein erhöhter Kranken- noch Urlaubsstand verantwortlich. Seit Jahren tage ein Arbeitskreis Personalentwicklung, jedoch ohne Ergebnis. Die Sport- und Bäderbetriebe SBE hätten sich nicht genug um Abhilfe bemüht. Alles sei auf Kante genäht.
Fachkräftemangel
Die SBE reagierten auf diese Vorwürfe. Zusätzlich zum Fachkräftemangel an Schwimmmeistern gebe es aktuell einen erhöhten Krankenstand. Dazu kämen nun die normalen Jahresurlaube der Mitarbeiter. Planmäßig stünden in Kupferdreh zwei Mitarbeiter zu Verfügung. Einer werde jedoch gegenwärtig in der Frühschicht eingesetzt, um vor Öffnung des Bades die gesetzlichen Auflagen der Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen. Im Anschluss würden am Morgen Schwimmzeiten für die Öffentlichkeit und im Anschluss die wichtigen Schulschwimmzeiten abgedeckt.
Dieses Prinzip einer Priorisierung werde auch in den anderen städtischen Frei- und Hallenbädern angewendet. Der Einsatz von Mitarbeitern aus anderen Bädern sei geprüft worden. Die IG Kupferdreh habe auch keine Fachkräfte, die die Mitarbeiter der SBE vertreten könnten. Man habe im Vorfeld alles dafür getan, eine Teilschließung des Stadtbades zu verhindern. Es gebe die Hoffnung, dass sich die Personalsituation in den nächsten Tagen etwas entspanne und die gewohnten Schwimmzeiten wieder angeboten werden könnten.
Oliver Kolks hatte auch die Information bekommen, dass die SBE trotz absehbarer Personalnot den drei fast fertigen Azubis nur ein Angebot als Rettungsschwimmer unterbreitet hätten, anstatt sie fest zu übernehmen. Hierzu stellte die Stadt klar: „Die drei Auszubildenden werden, vorbehaltlich ihrer bestandenen Prüfung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe, unbefristet übernommen.“ Generell sei die angespannte Personalsituation ein durch die Corona-Pandemie noch verschärftes Problem, das bundesweit zu beobachten sei.
Neue Betriebsform?
Kolks bleibt dabei: Die Misere sei Ausdruck verfehlter politischer Entscheidungen der letzten Jahre. Was unter anderem Daniel Behmenburg auf den Plan rief. Der SPD-Ratsherr stand vorm geschlossenen Kettwiger Freibad: „Wer soll das verstehen?“ Das Einstellungsverfahren sei vielleicht zu aufwändig für reine Saisonkräfte. Man solle die Betriebsform der Bäderbetriebe überprüfen. Nach intensiven Gesprächen gab Behmenburg der Hoffnung Ausdruck, dass die Freibäder Kettwig und Oststadt bald zumindest im reduzierten Umfang öffnet könnten.
Oliver Kolks ist überzeugt davon, dass man den Druck auf die städtischen Entscheidungsträger noch erhöhen muss: „Um Infrastruktur zu erhalten und endlich einen nachhaltigen Umgang mit den Essener Bädern zu vollziehen.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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